Duisburg Bergheimer Treff fängt neu an

Duisburg · Der Senioren-Verein "Bergheimer Treff", der aus seiner Bleibe geworfen wurde, löst sich auf. Doch es gibt Hoffnung: Fast die Hälfte der Mitglieder zieht mit Sack und Pack und Tresen in Räume der Caritas um.

Bergheim / Hochemmerich Die Theke des Bergheimer Treffs zieht um. Buchstäblich. Das gewichtige Möbel wird bis Ende April in den einstigen Räumen des Treffs an der Mevissenstraße ab- und im Emil-Bosbach-Haus der Caritas mitten in Hochemmerich wieder aufgebaut.

Das Traurige daran: Die Theke zieht um, aber nicht einmal die Hälfte derjenigen, die daran und dahinter ein blühendes Vereinsleben gestaltet haben, zieht mit.

Der hoffnungsvolle Umzug des Bergheimer Treffs ist auch die Geschichte des Niedergangs von vitalem Engagement älterer Menschen füreinander, für ihre Selbstständigkeit und ihren Stadtteil.

Seit 2001 unterhielten Senioren aus dem Ortsteil den "Bergheimer Treff", trafen sich abends am Tresen, organisierten Ausflüge und Feste. "Da ging die Post ab", erzählt die Vereinsvorsitzende Doris Karlinger, "wenn wir gefeiert haben, dann ging es bis in die Nacht." Rund 100 Mitglieder, von Mitte 60-Jährigen bis zum 90-Jährigen, hatte der Verein. Bis die Stadt ihm im Februar die Räume kündigte: Die gegenüber gelegene Grundschule sei jetzt auf sie angewiesen.

Verzweifelt wehrte sich Doris Karlinger, schrieb anfangs Kommunalpolitiker an, am Ende sogar den Bundespräsidenten – erfolglos. "Wir haben alles versucht", sagt sie resigniert. Jetzt wird der Verein zum 30. April aufgelöst. "Schlimm", so Karlinger: "Es ist ein Kind von uns, das gestorben ist."

Herb enttäuscht ist sie von der Politik, der Stadt und kirchlichen Institutionen, weil sie sich auf der Suche nach neuen Räumen allein gelassen fühlte. Bis Sylke Ondrazek vom Emil-Bosbach-Haus sich meldete und versprach: "Wir wollen Ihnen helfen." Für Doris Karlinger und ihre Mitstreiter war das eine enorme Erleichterung. Das Haus der Caritas ist per Bus gut erreichbar, "und es ist einfach schön hier".

"Wir wollen es den Bergheimern so gemütlich machen wie möglich", sagt Sylke Ondazek, "und sie bringen sich ein Stückchen Heimat mit." Die Einrichtung könnte sehr vom Zuwachs profitieren. Jede Menge neue Gäste, die nachweislich zur Eigeninitiative neigen: "Wir können gemeinsam neue Ideen entwickeln."

Dennoch ist vieles zumindest vorerst verloren. "Etwa 40 Mitglieder kommen mit rüber", erzählt Doris Karlinger. Vor allem Männer bleiben auf der Strecke. Die hatten sich früher immer abends zum Kartenspielen getroffen: "Jetzt wollen sie irgendwo in die Kneipe gehen – und sie sind sauer."

Vielleicht schlägt die Frustration der Bergheimer aber auch wieder in Kampfgeist um. Das Haus würde ihnen alle Freiheiten zur Entfaltung geben, ihnen auch einen Schlüssel für lange Abende überlassen. Womöglich werden aus 40 dann schnell wieder 100, meinen die Organisatoren, "wenn die Theke erst einmal steht".

Adresse Emil-Bosbach-Haus, Emil-Bosbach-Straße 1

(RP)
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