Duisburg Bei Giora Feidmann darf das Publikum mitsingen

Duisburg · Giora Feidman war wieder in der Stadt. Zwischen der Lutherkirche Solingen und der Johanneskirche Düsseldorf war wieder die gut gefüllte Salvatorkirche Duisburg an der Reihe. Passender Partner bei seinem aktuellen Programm "Klezmer Bridges" ist das vorzügliche Rastrelli-Celloquartett aus Kira Kratzoff, Sergio Drabkin, Mikhail Degtjareff und Kirill Timofeev.

 Giora Feidman gab sein jährliches Konzert in der Salvatorkirche.

Giora Feidman gab sein jährliches Konzert in der Salvatorkirche.

Foto: busch

Die vier Cellisten hatten bereits in der Vierung Platz genommen, als der Klarinettist wie immer von hinten durch den Mittelgang hinein kam, leise den einen oder anderen Besucher anspielend. Der Klezmer ist für den vor 80 Jahren in Buenos Aires als Sohn jüdischer Einwanderer aus Bessarabien (heute Moldawien und südliche Ukraine) geborenen Musiker immer die Mitte, der feste Dreh-und Angelpunkt, von dem aus er seine künstlerischen Brücken baut: hin zu anderen Traditionen, zu anderen Kulturen. Das Celloquartett verschmilzt dabei besonders gut mit dem Klang seiner Klarinette und Bassklarinette.

So standen auf dem Programm nicht nur ausgesprochene Klezmer-Stücke wie "Freilach For My Love" von Guido Jäger im Arrangement von Sergio Drabkin. Viele Nummern gingen unmittelbar ineinander über wie das klassische "Reie und Tanz" aus den "Carmina burana" von Carl Orff in der Bearbeitung von Wolfgang Hiller in das jazzige "Take Five" von Paul Desmond, wobei das Quartett auch ohne den - davon begeisterten - Bläser viel Swing entfaltete.

Das Publikum weiß auch in Duisburg schon, dass es bei Giora Feidman manchmal mitsingen darf, zum Beispiel bei "Donna Donna" von Sholom Secunda, und fängt damit selbstständig an. Zum Ritual gehört, dass Musiker Feidman in dieser Situation sagt: "Jedes mal, wenn ich hier her komme, singen Sie besser!" Und nach dem israelischen Volkslied "Shalom chaverim: "Jedes mal, wenn ich hier her komme, ist es das Gleiche: die Herren singen nicht!"

Schon vor der Pause gab es eine Zugabe, denn laut Giora Feidman steht weder im Alten Testament noch im Neuen Testament noch im Koran geschrieben, dass eine Zugabe ganz am Ende kommen muss. Das war auch diesmal wieder "ein leckeres Gulasch" (Feidman) aus der deutschen, der israelischen und der palästinensischen Nationalhymne, stellvertretend als Friedensappell an die ganze "Familie" der Welt.

(RP)
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