Duisburg Awo: Lage in Marxloh ist angespannter

Duisburg · Der Alltag werde für die Bürger im Duisburger Norden immer belastender, konstatiert auch die CDU. Gefordert sind gezielte Maßnahmen, um Marxloh zu einem sichereren und lebenswerteren Stadtteil zu machen.

Nachts unterwegs in Duisburg-Marxloh
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Foto: Christoph Reichwein

Die Unterzeichner des Marxloh-Briefes, der am Dienstag an Bundeskanzlerin Angela Merkel übergeben werden soll, haben am Mittwoch begonnen, Unterschriften für ihr Anliegen zu sammeln. Innerhalb von wenigen Stunden hätten sie bereits 150 Unterstützer allein auf einer Straße in dem Viertel westlich der Weseler Straße gefunden, erzählt eine der Verfasser. Sie wollen aus Angst vor Übergriffen und Anfeindungen weiterhin anonym bleiben und haben lediglich in dem persönlich an Merkel gerichteten Brief eine Ausnahme gemacht. Sie hoffen, dass es dem örtlichen Bundestagsabgeordneten Volker Mosblech (CDU) gelingt, den Brief am Dienstag der Kanzlerin zu übergeben. Sicherheitshalber wollen sie ihn aber auch per Post schicken.

"Die schlechten Nachrichten aus Marxloh reißen nicht ab", meint die Duisburger CDU-Ratsfraktion nach der RP-Berichterstattung darüber, dass sich Großfamilien und Rocker zu einer unheilvollen Allianz zusammengeschlossen haben sollen. "Für die rechtschaffenen Bürger im Duisburger Norden" werde der Alltag immer belastender, schreibt Fraktionschef Rainer Enzweiler. Er fordert gezielte Maßnahmen, "um Marxloh zu einem sichereren und lebenswerteren Stadtteil zu machen. Wenn wir in Duisburg-Marxloh nicht schnell zu funktionierenden Lösungen kommen, driftet der Norden endgültig ab." Enzweiler erlebt als Rechtsanwalt und Notar in Marxloh die Probleme des Stadtteils vor der eigenen Haustür. "In erster Linie müssen Polizei und Ordnungskräfte die Hoheit über die Straße zurückgewinnen. Eine Parallelgesellschaft, die unser Rechtssystem mit Füßen tritt, dürfen wir nicht dulden. Wir wissen, dass sich die Einsatzkräfte in Marxloh nach besten Kräften bemühen." Dies reiche jedoch nicht aus. "Nur eine massive Verstärkung von Polizei und Ordnungskräften stellt die öffentliche Ordnung wieder her", sagt er.

Duisburg-Marxloh - Porträt eines Problem-Stadtteils
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Foto: dpa, mjh fg lof

Dem vor der Sommerpause im Rat beschlossenen Handlungskonzept für Marxloh habe die CDU trotz erheblicher Bedenken zugestimmt, "weil das Konzept immerhin zwei Maßnahmen enthält, die Erfolg versprechen: die Fassadensanierung und die Beseitigung von sogenannten Schrottimmobilien." Andere Vorschläge (zum Beispiel Outdoor-Fitnesspark, Generationenpfad, Fußgängerleitsystem, Umgestaltung des August-Bebel-Platzes) lehnt die CDU hingegen ab. Schon vor Jahren habe man versucht, im Schwelgern-Park eine Minigolf- sowie eine Skater-Anlage zu betreiben. "Beide Anlagen sind mit einem finanziellen Kraftakt realisiert worden, doch Vandalismus und anderen Gewalttaten haben einen Betrieb unmöglich gemacht. Solche Fehler dürfen nicht wiederholt werden", sagt Enzweiler. Begrüßenswert sei die Initiative der Kirchengemeinde St. Peter, die einen Kindergesundheitsbus betreiben will.

Razzia in Duisburg
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Die Lage in Marxloh sei inzwischen angespannter als in der Vergangenheit, sagt Karl-August Schwarthans, Geschäftsführer der Awo-Integrations gGmbH. Dass der Stadtteil eine "No-go-Area" sei, stimme aber nicht. Durch Zuwanderung von Menschen aus Südosteuropa sei eine neue Gemengelage entstanden. Heute lebten insgesamt 3372 Menschen aus Bulgarien und Rumänien in Marxloh. Diese Veränderung habe für eine neue Dynamik im Stadtteil gesorgt. "Darüber hinaus haben wir festgestellt, dass kriminelle Gruppen etwa aus der so genannten Türsteherszene hier ihren Standort haben. Man muss aber sagen: Die Polizei zeigt durchaus Präsenz und ist im Stadtbild ein sichtbarer Faktor." Der Geschäftsführer der Awo-Integration mahnt zugleich an: "Die Ordnungskräfte müssen dafür sorgen, dass sich ganz normale Bürgerinnen und Bürger sicher in ihrem Quartier fühlen. Genau dieses Gefühl droht inzwischen verloren zu gehen."

Bilder von vermüllten Straßen oder Höfen signalisierten zudem, dass die Ordnung im Stadtteil verloren zu gehen drohe. Auch wenn es sich um Einzelfälle handelt und keineswegs Marxloh charakterisiere, "ist es wichtig, konkret und schnell auf solche Probleme zu reagieren", so Schwarthans.

Der Geschäftsführer der Awo-Integration betont: "Marxloh ist inzwischen zu einem Symbol für einen Stadtteil mit Problemen geworden. Wenn sich alle Kräfte gemeinsam für Marxloh einsetzen, dann kann der Stadtteil auch dafür stehen, wie eine Stadt ihre Probleme im Quartier konstruktiv löst."

(hch)
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