Heiner Heseding Und Wolfgang Van Ackeren Auf dem Weg zum Hörspielfest

Duisburg · Ruhrort wird zur Drehscheibe für Literatur und Radiokunst. Am 16. September startet unter dem Titel "Autorschafft" ein neuntägiges Kulturprogramm. Die RP sprach mit den verantwortlichen Köpfen der überregional bedeutenden Veranstaltung.

 Treffen einiger Akteure von "Autorschafft" im Festivalzentrum Lokal Harmonie in Ruhrort.

Treffen einiger Akteure von "Autorschafft" im Festivalzentrum Lokal Harmonie in Ruhrort.

Foto: Peter Jacques

Am 16. September, exakt 301 Jahre nach dem Beschluss zum Bau des Hafens durch den Magistrat der damaligen Stadt Ruhrort, startet in dem heutigen Duisburger Kreativ-Stadtteil ein attraktives neuntägiges Kulturprogramm unter dem Titel "Autorschafft" (die zwei "f" sind Absicht), das Literatur, Klang- und Radiokunst zum Inhalt hat. Heiner Heseding, Moderator des Kreativquartiers Ruhrort, und Wolfgang van Ackeren, Komponist, Musikwissenschaftler und in Sachen Musik noch vieles mehr, vom Lokal Harmonie, sind die verantwortlichen Köpfe der vom 16. bis 24. September dauernden Veranstaltung. Mit ihnen sprach RP-Autor Olaf Reifegerste.

 Wolfgang van Ackeren ist Musikwissenschaftler.

Wolfgang van Ackeren ist Musikwissenschaftler.

Foto: CREI

Was ist "Autorschafft" und wer steckt dahinter?

Heseding "Autorschafft" ist das vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen im Rahmen des Programms "Kreativ.Quartiere Ruhr" geförderte Projekt für 2017 im Kreativquartier Ruhrort. Die Idee von "Autorschafft" ist, Stärken des Quartiers an Rhein und Ruhr im Bereich Literatur und Hörspiel aufzugreifen und Erfahrungen mit Kulturschaffenden in Duisburg und seinem Umfeld zu teilen. Wie beim Vorjahresprojekt "Ruhrort 300 plus" waren bei der Ideenfindung und Konzeption sowohl bewährte Akteure aus dem Umfeld des Lokal Harmonie sowie anderen Brutstätten Ruhrorter Kreativität, als auch neu hinzu gekommene Protagonisten beteiligt, darunter Spitzenkoch und Autor Tom Waschat, Autor und Verleger Thomas Frahm, Journalist Ralf Koss und WDR-Redakteurin Heide Rasche.

Was ist geplant?

Heseding Neben Hörspielen, Konzerten und Lesungen wird es Workshops und Vorträge geben, die Kompetenzen vermitteln sollen, die bisher meist nur autodidaktisch angewendet wurden. Ein besonderes Format wird ein so genanntes "Speeddating" unter dem Titel "Vortragswaisen" am Schlusstag von "Autorschafft" sein, das Autoren und Publikum, aber auch Verleger und Herausgeber miteinander ins Gespräch bringen will.

Hörtheater und Live-Hörspiele bilden bei "Autorschafft" einen Schwerpunkt. Warum?

Wolfgang van Ackeren Wir kooperieren seit dem Kulturhauptstadtjahr RUHR.2010 und dem Festival für elektronische Kunst ISEA2010 Ruhr mit Marcus Gammel vom Deutschlandfunk Kultur (DLF Kultur). Er betreut den dortigen Klangkunst-Sendeplatz und leitet seit letztem Jahr die Abteilung Radiokunst/Hörspiel. In diesem Jahr haben der Sender und wir mit dem Lokal Harmonie in Duisburg neben Leipzig und Berlin deren drittes "Hörtheater" gegründet. Dabei handelt es sich um eine Veranstaltungsreihe, die Hörspiel, Feature und Klangkunst vorstellt und zu der jeweils Autoren, Komponisten und/oder Redakteure nach Ruhrort reisen, um sich Publikum und Kritik zu stellen.

Welche Beiträge können wir erwarten?

van Ackeren Beiträge sind zumeist aktuell, sprich, sie sind gerade urgesendet worden, wie zum Beispiel das erste "Hörtheater" nach der Sommerpause am 17. September "World Disorder" von der schwedischen Komponistin Ylva Bentancor. Diese Produktion hatte gerade DLF-Premiere als "Documenta"-Beitrag. Doch auch unsere bisher äußerst erfolgreich verlaufende Reihe IMPULS hat im zweiten Jahr den Schwerpunkt Live-Hörspiel. Dort tritt zur Eröffnung von "Autorschafft" die international beachtete Klangkünstlerin Hanna Hartman auf.

Was bietet "Autorschafft" noch und wo findet das statt?

Heiner Heseding Neben Hörtheater und Hörspielen bilden Lesungen und Konzerte den zweiten Schwerpunkt. So wird das Konzert von "Rudi Gall & Konsorten" in vierter Auflage den Eröffnungstag von "Autorschafft" am 16. September gebührend feiern. Das Literaturbüro Ruhr wird eine Lesung mit Clemens Meyer beisteuern, und auch besagter Tom Waschat, die mehrfach preisgekürte Lyrikerin Barbara Köhler sowie die ehemalige Venloer Stadtschreiberin Noor Roelofs mit ihrem Ehemann und Klangabenteurer Mike aus Nijmegen sind dabei. Aus Berlin kommt zum Abschluss Krautrocklegende "Lüül" und wird am 24. September solo auf eine musikalische Zeitreise gehen. Neben dem "Festivalzentrum" im Lokal Harmonie werden das Gemeindehaus, die ehemalige "Schimanski"-Kneipe "Zum Anker", das neue KMC-Café und das Fahrgastschiff "MS Rheinfels" Spielorte von "Autorschafft" sein.

Ist das "Autorschafft"-Projekt nur einmalig oder hat es eine Zukunft?

Wolfgang van Ackeren Vier künstlerische Produktionen von "Autorschafft", davon drei weitere Live-Hörspiele, schließen sich bereits im Anschluss an das neuntägige Quartiersfestival bis zum Jahresende an. Doch die Bemühungen um Klang- und Radiokunst lassen sich unseres Erachtens darüber hinaus noch weiter steigern. So schwebt uns zum Beispiel ein Hörspielfest vor mit einem bedeutenden Anteil an experimentellen Formaten. Die ersten Kontakte bestehen ja bereits: Neben DLF Kultur gibt es solche zu den "Sound Studies" der Universität der Künste Berlin. Prof. Dr. Sabine Sanio, die dort den Theoriebereich leitet, ist eine alte Freundin des Lokals. Mit ihr und dem Tonmeister Jean Szymczak haben wir für das nächste Jahr bereits begonnen zu planen. Denkbar wäre also ein Hörspielfest, möglichst im Sommer und möglichst auf der Mühlenweide in Ruhrort mit Blick aufs Wasser.

(RP)
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