Innenansichten Die Universität Duisburg-Essen Auf das Wozu kommt es an

Duisburg · Das Institut für Entwicklung und Frieden der Universität Duisburg-Essen ist eines von fünf Friedensforschungsinstituten in Deutschland. Der Blick ist global ausgerichtet: Es geht letztlich um das Wohlergehen der Menschheit.

 Dr. Cornelia Ulbert, Geschäftsführerin des Instituts für Entwicklung und Frieden der UDE.

Dr. Cornelia Ulbert, Geschäftsführerin des Instituts für Entwicklung und Frieden der UDE.

Foto: Christoph reichwein

Konflikte und Krieg wie in der Ukraine, in Syrien, Gaza, im Irak, Terror durch den Islamischen Staat (IS), der Ausbruch von Ebola, Wahrung der Menschenrechte, Weltwirtschaft, Armut und Ungleichheit - das sind die großen Forschungsgegenstände des Instituts für Entwicklung und Frieden (INEF), die sich in unzählige weitere Themenbereiche aufspalten.

Die Herausforderung für das ambitionierte Team von Sozial- und Politikwissenschaftlern: "Es gibt kein Allheilmittel für diese Probleme", so Dr. Cornelia Ulbert, wissenschaftliche Geschäftsführerin des INEF, "es kommt immer auf den Kontext an." Es werde zwar am Beispiel gelernt und die Projekte verallgemeinert, um sie auf andere Bereiche zu übertragen, aber die Stellschrauben werden immer wieder neu angepasst.

Orientiert an aktuellen Problemen betreibt das INEF so seit 25 Jahren Grundlagenforschung, "bei der wir immer auch das als gesichert geltende Wissen überprüfen", ergänzt Dr. Cornelia Ulbert. Zum Beispiel dann, wenn Begebenheiten sich plötzlich ändern, ohne dass jemand das vorausgesehen hat. "Es ist ein reales Experiment, bei dem einzelne Akteure alles verändern können." Als Beispiel nennt Dr. Ulbert US-Präsident Barack Obama, der sich unerwartet den Klima-Kampf auf die Fahne geschrieben hat und damit neue Hoffnungen für den nächsten Klimagipfel aufkeimen lässt.

Ebenso gestaltet das INEF anwendungsbezogen die gesellschaftlichen und politischen Debatten mit. Um Mittel und Wege zur Kooperation und Bearbeitung von Weltproblemen und der Gestaltung von Globalisierung zu finden.

"Wir haben einen aufklärerischen, normativen Ansatz", erklärt Dr. Ulbert. Im stetigen Austausch mit Partnern vor Ort wie "Brot für die Welt" oder "Misereor" analysieren sie die Strukturen und Bedingungen in Krisengebieten verschiedenster Art und erarbeiten Handlungsempfehlungen.

Neben den projektbezogenen Publikationen finden sich diese im Friedensgutachten wieder, welches das INEF zusammen mit den vier anderen Friedensforschungsinstituten Deutschlands jährlich herausgibt.

Damit mischt sich das INEF ein in die Berliner Bundespressekonferenz, erhält beratende Funktion innerhalb Deutschlands, setzt Impulse für die Friedenspolitik auch in Brüssel. Wichtig für das INEF sind auch Formate wie die von der Stiftung Entwicklung und Frieden (sef:) veranstalteten "Potsdamer Frühjahrsgespräche", in denen Diplomaten, Politiker und Experten in geschützten Räumen direkt und unverblümt miteinander reden könnten.

In einem Rhythmus von drei Jahren veröffentlicht das INEF zusammen mit der von Willy Brandt gegründeten sef und dem Käte Hamburger Kolleg ein weiteres umfassendes Werk - aktuell unter dem Titel: "Globale Trends 2015 - Perspektiven für die Weltgesellschaft". Darin finden sich allgemeinverständliche Analysen aktueller Entwicklungen und längerfristige Trends in den Bereichen Frieden und Sicherheit, Weltgesellschaft sowie Weltwirtschaft und Nachhaltigkeit. Themen, die sich auch in dem neuen Forschungsprogramm des INEF wiederfinden und sich bis in die Kommunen - beispielsweise in der Flüchtlingsdebatte - herunterbrechen lassen. Oder auch in der Diskussion um Billig-Anbieter von Textilien aus Asien: Zusammen mit Rechtswissenschaftlern der Ruhr-Universität, geht das INEF beispielhaft in Bangladesch und Kambodscha der Frage nach, was das für die politische Autorität bedeutet, wenn staatliche Regulierung nicht greift und Unternehmen die Verantwortung für die Durchsetzung von Arbeits-, Sozial- und Umweltstandards tragen.

Im Rahmen ihres Programms "Verantwortung in einer konfliktiven Weltgesellschaft" plädiert das INEF dafür, die Verantwortung, nach der aktuell gerufen wird, mit einer Verpflichtung für den Frieden zu verbinden. Es gelte, Konflikte mit Ausgleich, Mediation, Prävention zu entschärfen, bevor nur noch Schadensbegrenzung bleibe.

"Konflikte wird es immer geben", sagt Dr. Ulbert, "und das ist auch gut so, sie ermöglichen Weiterentwicklung." Es müssten aber die Faktoren ausgeschaltet werden, die gewaltsame Lösungen provozieren. "Die ökonomische Sicherheit spielt dabei eine wichtige Rolle. Wenn die Menschen nichts mehr zu verlieren haben, greifen sie zu äußersten Mitteln." Manchmal könnten Situationen es erfordern, militärisch einzugreifen, "aber auf die Verhältnismäßigkeit der Mittel und das Wozu kommt es an." Ein Grund könne sein, Werte zu verteidigen, auf die sich die Weltgesellschaft geeinigt hat.

(RP)
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