Rp-Serie 14 Uhr In Duisburg Arbeit, Kreativität und Hoffnung

Duisburg · Bei den Duisburger Werkstätten für Menschen mit Behinderung (WfmB) finden diejenigen einen Job, die es auf dem Arbeitsmarkt sonst schwer hätten. In Großenbaum betreiben die WfmB eine Näherei. Die Nachfrage ist groß.

 Ndo Joao Luzolo-Nambanza arbeitet an einer der Nähmaschinen der Behindertenwerkstatt.

Ndo Joao Luzolo-Nambanza arbeitet an einer der Nähmaschinen der Behindertenwerkstatt.

Foto: Reichwein

Betritt man die Näherei der Duisburger Werkstatt für Menschen mit Behinderung, so ist als erstes das Rattern der Nähmaschinen zu hören. Im Hintergrund läuft leise Musik. In dem hellen Raum stehen vier große, weiße Tische. Auf ihnen stehen Nähmaschinen verschiedener Größe und Form. An den vorderen Tischen sitzen Mitarbeiter der Näherei und arbeiten an kleinen, grünen Beuteln. "Das ist eine unserer Auftragsarbeiten. Die Beutel sollen eine nachhaltige Alternative zu Plastiktüten sein", sagt Roselyne Rogg, Geschäftsführerin der Duisburger Werkstatt für Menschen mit Behinderung. Die Beutel bestehen aus einem besonders dünnen Stoff und sollen so in jede Tasche und jedes Portemonnaie passen.

An einem weiteren Tisch am rechten Ende des Raumes schneidet eine Frau einen hellgrauen Stoff zu. Mithilfe einer großen Pappschablone wird das Muster auf den Stoff übertragen. Derselbe Stoff wird an einem weiteren Tisch bereits genäht und verarbeitet. Neben einer weiteren Nähmaschine liegt schon ein fertiges hellgraues Kleid. Die Kleidungsstücke würden in der Näherei arbeitsteilig geschneidert, berichtet ein Mitarbeiter. Einer sei für die langen Seitennähte des Kleides zuständig, ein weiterer für Rundungen und wieder ein anderer nähe die Säume.

Das hellgraue Kleid ist Teil des "Herzstücks" der Näherei, sagt Rogg. Hier wird das Modelabel der Werkstatt, "esthétique", geschneidert. Auf zwei großen Kleiderständern hängen die fertigen Kleidungsstücke, Teil der Sommerkollektion des Labels. Sie sind in schlichten Farben gehalten: schwarz, grau, weiß. Auf vielen taucht ein Print auf, der verschiedene kleine Zeichnungen zeigt, von einer Katze bis hin zu Cheerleadern. "Unsere Mitarbeiter haben in einem Zeichenworkshop Bilder entworfen von Dingen, die sie beschäftigen. Eigentlich wollten wir das beste auf unsere Kleidung drucken, aber die waren alle so toll", sagt die Geschäftsführerin. Daher habe man sich dazu entschieden, die Bilder zu kombinieren und als Print auf die Kleidung zu drucken. Mal findet sich der Print an den Taschen, mal auf einem Kleidergürtel. Die Stoffe fühlen sich besonders weich an und einige glänzen. Das liege daran, dass die Auswahl guter und nachhaltiger Bio-Stoffe dem Label sehr wichtig sei, sagt Rogg. Man wolle keine Fast-Food-Mode sondern Lieblingsstücke, die bereits dann im Kleiderschrank fehlen, wenn sie mal in der Wäsche seien. Mit einem Kleiderständer wie diesem sei die Vertriebschefin zu Beginn durch Boutiquen in Hamburg und Berlin gezogen, um die Kollektion vorzustellen,. Inzwischen wird das Label nicht nur dort, sondern auch in Köln und den Niederlanden verkauft. Darüber hinaus wurde die Mode bei der Fashion Week in Berlin vorgestellt. Inzwischen sei die Mode so gefragt, das auf Nachfrage hergestellt werde. "Das gibt den Mitarbeitern natürlich ein gutes Gefühl, zu wissen, dass jemand auf das Kleidungsstück wartet. Das ist wirklich eine große Wertschätzung", sagt Rogg.

(RP)
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