Duisburg Angeklagter sagt erstmal nichts

Duisburg · Am zweiten Verhandlungstag des Bandido-Prozesses warf die Staatsanwaltschaft dem 31-jährigen Angeklagten Mord und zweifachen versuchten Totschlag vor. Der Angeklagte wollte sich gestern zu den Vorwürfen nicht äußern.

Der Angeklagte trägt diesmal ein schwarzes T-Shirt mit der Aufschrift "Hells Angels Reutlingen". Er wirkt locker, aber konzentriert. "Erst mal nicht", lautet seine knappe Antwort auf die Frage des Vorsitzenden, ob er sich zur Sache äußern will. Zuvor hatte ihm die Staatsanwaltschaft Mord und zweifachen versuchten Totschlag vorgeworfen. Wie berichtet soll der 31-Jährige am 8. Oktober 2009 den 32-jährigen Bandido "Eschli" durch einen Kopfschuss getötet haben. Eine weitere Kugel schlug in die Scheibe des Bandido-Lokals "The Fat Mexican" an der Charlottenstraße ein – direkt über den Köpfen von zwei Frauen, die zu diesem Zeitpunkt auf einer Bank vor der Kneipe saßen. Beide sagten als Nebenklägerinnen aus.

Die gestern vernommenen Zeugen vermittelten ein eher verschwommenes Bild der tatsächlichen Abläufe. Im Mittelpunkt stand dabei der weiße Mercedes mit dem schwarzen Dach, der an der Vulkanstraße stand. Mindestens fünf Schüsse sollen aus dem Auto abgegeben worden sein, einer traf den 32-Jährigen über dem linken Ohr. Anschließend sei der Mercedes mit hohem Tempo davongefahren. Ob der Schütze zuvor von einem oder mehreren Männern bedroht worden ist, ob "Eschli" oder ein anderer den Angeklagten mit einem Glas beworfen hat, blieb unklar.

Einblicke ins Milieu

Einblicke in das Duisburger Rocker- und Rotlichtmilieu lieferte die Vernehmung eines 39-jährigen Zeugen, der als eine Art "Hausmeister" bei den Bandidos fungierte. Der Mann, der sich nach der Tat eine schusssichere Weste bei Gummi Dressler gekauft haben will und diese nach eigenem Bekunden "ab und zu" trage, konnte sich an viele Dinge nicht mehr erinnern, die er noch bei seiner polizeilichen Vernehmung gesagt haben soll. So wollte er nicht bestätigen, dass er ausgesagt hatte, der Angeklagte wolle in das "Geschäft" im Duisburger Rotlichtviertel einsteigen. Auch an eine Aufforderung des später Getöteten an den Angeklagten, "die Sache von Mann zu Mann ohne Waffen zu klären", wollte oder konnte er sich nicht mehr erinnern. Ob er am Tatabend in der selben Pizzeria an der Vulkanstraße wie der Angeklagte war, ließ sich nicht klären. Der Staatsanwalt erklärte, wenn der Zeuge dabei bleibe, dass die Polizei seine damaligen Aussagen "frei erfunden" habe, müsse er mit einem Verfahren wegen Falschaussage vor Gericht rechnen.

Einer der ersten Helfer am Tatort war ein 41-Jähriger, der zum Rockerclub "Diabolos" gehört und gestern ebenfalls aussagte. Offensichtlich gibt es auch Anhänger des "Unterstützer-Clubs" der Bandidos in Duisburg. Hintergrund der Tat soll ein Streit um eine Frau gewesen sein. "Die neue Freundin von Eschli", so eine Zeugin, habe nach der Tat in einem Polizeiwagen gesessen, geweint und gesagt: "Der T., die Drecksau, hat den Eschli umgebracht." Die Frau, die sich in einem Zeugenschutzprogramm befindet, soll an einem der nächsten Verhandlungstage gehört werden.

(RP)
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