Duisburg Anderswo wird schon integriert

Duisburg · CDU-Sozialexperte Wörmann vermisst in Duisburg Konzepte zur Eingliederung der anerkannten Asylbewerber sowie Zahlen über die hier lebenden Flüchtlinge und ihre Verteilung über das Stadtgebiet.

 Eine Spendenaktion, bei der es Vorhänge für eine Duisburger Flüchtlingsunterkunft gab. Eine lobenswerte Aktion, aber für eine echte Integration braucht es noch weit größere Kraftanstrengungen.

Eine Spendenaktion, bei der es Vorhänge für eine Duisburger Flüchtlingsunterkunft gab. Eine lobenswerte Aktion, aber für eine echte Integration braucht es noch weit größere Kraftanstrengungen.

Foto: Stadt Duisburg

CDU-Parteichef Thomas Mahlberg und der Sozialexperte der Ratsfraktion, Josef Wörmann, fordern von der Stadt Handlungskonzepte zur Integration anerkannter Asylbewerber. Bislang aber sei sie noch nicht einmal in der Lage, aktuelle Flüchtlingszahlen zu nennen. Die CDU hatte im Sozialausschuss eine entsprechende Anfrage gestellt und bekam zu hören, dass sie frühestens in der Sitzung im September darauf Antworten erhalten könne. "Stattdessen hat uns der Beigeordnete Krützberg in Vertretung für den Sozialdezernenten Vorhaltungen gemacht, dass wir damit die Arbeit und Bemühungen des Oberbürgermeisters torpedieren", sagt Wörmann.

Im vergangenen Jahr habe der Fokus darauf gelegen, die große Zahl der eintreffenden Asylbewerber vor Obdachlosigkeit zu bewahren. Dass dies gelang, sei anzuerkennen und in dieser Situation auch vorrangig gewesen. Doch schon im Herbst 2015 habe die CDU Integrationsvorschläge gemacht, über die bis heute nicht abgestimmt worden sei. Sozialdezernent Spaniel habe damals die Gründung einer Taskforce angekündigt, "die es bis heute nicht gibt. Wir erhalten weder Zahlen noch Konzepte", beklagt Wörmann. Die Christdemokraten haben eine Arbeitsgruppe aus Partei und Ratsfraktion gebildet, der Wörmann vorsteht. "Wir haben mangels Informationen selbst mal versucht, einen Überblick zu bekommen." Das sei aber nur im Ansatz gelungen. Immerhin war ein Ergebnis, "dass vermutlich mehr als die Hälfte der Asylbewerber im Duisburger Norden untergebracht worden ist". Im Duisburger Westen dürften es rund 20 Prozent sein, in der Stadtmitte etwa 13 Prozent. "Schon allein dies macht deutlich, dass wir strukturelle Probleme haben." Die Nachbarstadt Oberhausen, in der Wörmann arbeitet, spiele mit offenen Karten. Hier werde auch schon längst über Integration geredet.

 Der sozialpolitische Sprecher der CDU. Josef Wörmann.

Der sozialpolitische Sprecher der CDU. Josef Wörmann.

Foto: Hohl

"Mich hat neulich unsere Handwerkskammer angesprochen, weil sie Flüchtlinge für einen Lehrgang suchte, aber nicht wusste, wer bei der Stadt dafür zuständig ist." Die Plätze seien schließlich belegt worden - mit Asylbewerbern aus dem Kreis Wesel. In anderen Städten gäbe es Integrations-Apps, auf denen die Asylbewerber selber sehen können, wo Dienstleistungen der Städte abgefragt werden können, "aber nicht in Duisburg".

Die Politik erfahre nicht, wie viele Asylbewerber sich hier aufhalten und wie lange sie in Sammelunterkünften leben. Eindruck der CDU ist, dass sie dort viel zu lange wohnen müssen, was zu internen Konflikten und auch zu Konflikten mit Nachbarn führe. "Wir bezweifeln, dass es nötig ist, jetzt im Duisburger Norden eine weitere große Traglufthalle zu bauen", sagt Wörmann. Aber es mangele auch hier an Informationen. In Oberhausen beispielsweise seien mit Unterstützung der örtlichen Handwerker kleinere Unterkünfte errichtet worden, "für die auch kein so teuer Überwachungsdienst nötig ist wie bei den Sammelunterkünften".

 Duisburgs CDU-Parteichef Thomas Mahlberg.

Duisburgs CDU-Parteichef Thomas Mahlberg.

Foto: Reichwein

Die Diskussion über den umstrittenen Beschluss des Integrationsrates mache deutlich, wie wichtig es sei, frühzeitig und gezielt Integrationsarbeit zu leisten. Die Voraussetzungen seien nicht schlecht. Anders als im vorigen Jahr kämen längst nicht mehr so viele Flüchtlinge nach Deutschland.

Mahlberg verweist darauf, dass die Asylverfahren verkürzt, die Voraussetzungen zur (unangemeldeten) Abschiebung verbessert worden seien und die Kommunen inzwischen pro Flüchtling 670 Euro (in NRW würden allerdings nur 55 Prozent davon an die Städte weitergegeben) erhielten, was die finanzielle Belastung verringere. Deutschland und die deutsche Wirtschaft brauchen gut ausbildete Flüchtlinge, ist Mahlberg überzeugt. Daher sei es auch so wichtig, ihnen dabei zu helfen, Mitglieder unserer Gesellschaft zu werden.

(RP)
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