Duisburg "Altlutheraner" feiern Jubiläum

Duisburg · Vor 125 Jahren wurde die evangelisch-lutherische Auferstehungsgemeinde an der Mainstraße gegründet. Die etwa 200 Mitglieder zahlen keine Kirchensteuern, sie finanzieren ihre Kirchen durch freiwillige Beiträge und Spenden.

 Pfarrvikar Volkmar Schwarz (links) und der Vertreter des Kirchenvorstands, Hans-Hermann Buyken, mit der Lutherfigur.

Pfarrvikar Volkmar Schwarz (links) und der Vertreter des Kirchenvorstands, Hans-Hermann Buyken, mit der Lutherfigur.

Foto: Gemeinde

1891, als die lutherische Kirche (Luther) und die reformierte Kirche (Zwingli, Calvin) zu einer protestantischen Kirche vereinigt werden sollten, leisteten etliche lutherische Christen Widerstand, weil sie ihrem Bekenntnis treu bleiben wollten, insbesondere ihrem lutherischen Verständnis vom Abendmahl, also der realen und nicht nur symbolischen Gegenwart von Leib und Blut Jesu Christi im Abendmahl. Dies war die Geburtsstunde der heutigen evangelisch-lutherischen Auferstehungsgemeinde an der Mainstraße, die als Pfarrbezirk zusammen mit Oberhausen, ca. 200 Mitglieder zählt. Damals wurden sie gern als "Altlutheraner" bezeichnet. Ihre zentral in Duisburg-Mitte an der Plessingstraße gelegene Kirche wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört. Das neue Kirchhaus entstand 1959 an der Mainstraße. Heute gehört die Auferstehungskirchengemeinde zur staatlich unabhängigen Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK), deren Mitglieder dementsprechend keine Kirchensteuer zahlen müssen, sondern durch freiwillige Kirchbeiträge und Spenden ihre Kirche finanzieren.

Der Gottesdienst ist der geistliche Mittelpunkt in der SELK wie auch in der Auferstehungsgemeinde. Er ähnelt in Aufbau und Struktur der von Luther reformierten Messe. Aber nicht als museales Schauspiel, sondern sinnenfreudig findet die Menschwerdung Gottes in Jesus Christus und der Dank für die Erlösung dort gottesdienstlich ihren Ausdruck: in Gesten, Farben, Gewändern, Formen und Musik. Die Predigt ist nicht gekennzeichnet von Politik, Sozialkritik oder Gesellschaftsmoral, sondern von der Verkündigung der froh machenden Botschaft von Jesus Christus, sie will zeitgemäß und menschenzugewandt Glaubens-, Lebenshilfe und Orientierung bieten. Neben der Predigt ist es vor allem die Kirchenmusik, die gleichermaßen traditionell wie modern, konfessionell und ökumenisch, auf hohem Niveau praktiziert wird, insbesondere in der Orgelmusik, im Chorgesang und liturgischem Singen.

So ist neben dem Gemeindechor ein Auswahlchor entstanden, das Collegium vocale der SELK. Dieser Chor, besetzt mit Kirchenmusikern und engagierten Laien, ist weit über die Grenzen Duisburgs hinaus bekannt und macht in unserer Region durch regelmäßig stattfindende große Chorkonzerte auf sich aufmerksam.

Die SELK ist heute in Deutschland die einzige lutherische Kirche, die in ungebrochener Kontinuität sowohl zur alten katholischen Kirche des Abendlandes, und also auch zur alten lutherischen Kirche der Reformationszeit steht, in der die Bekenntnisschriften der lutherischen Kirche noch in Geltung stehen. Die Auferstehungsgemeinde ist nicht die erste lutherische Gemeinde in Duisburg, sondern sieht sich in der Nachfolge der lutherischen Gemeinden, die von der Reformationszeit bis ins 19. Jahrhundert existierten und sich in der Union auflösten. Sie repräsentiert quasi das alte rheinische Luthertum hier in Duisburg. Christen, die danach suchen, finden in der Auferstehungsgemeinde ihre geistlich-kirchliche Heimat. Der Pfarrbezirk der Auferstehungsgemeinde mit ihren ca. 200 Gemeindegliedern hat zudem eine überschaubare Größe, in der man den einzelnen wahrnimmt und kennt.

Die Auferstehungsgemeinde ist Mitglied im Arbeitskreis Christlicher Kirchen (ACK) und letztlich Teil der einen Kirche Jesu Christi, die überall da zu finden ist, wo das Wort Gottes gepredigt und Sakramente nach den Worten Christi gespendet werden.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort