Duisburg Altbekannte Arbeit in einem neuen Leben

Duisburg · Mazen Dezan ist vor drei Jahren aus Damaskus geflohen. In Duisburg hat er nicht nur eine neue Heimat, sondern auch Arbeit gefunden. Der gelernte Zahntechniker arbeitet in einem Labor in Großenbaum.

 Francesco Santamaria (links) ist mit der Arbeit des syrischen Zahntechnikers Mazen Dezan sehr zufrieden.

Francesco Santamaria (links) ist mit der Arbeit des syrischen Zahntechnikers Mazen Dezan sehr zufrieden.

Foto: Christoph Reichwein

Der Syrer Mazen Dezan hat in seinem Berufsleben viel erreicht. Zusammen mit seinen beiden jüngeren Brüdern führte er zehn Jahre lang ein eigenes Zahnlabor in Damaskus. Dann begann der Krieg und Dezan flüchtete über Ägypten, Libyen und die Türkei nach Deutschland. Seit Mitte August arbeitet der Flüchtling im Betrieb von Zahntechniker Francesco Santamaria in Großenbaum und kann seinen erlernten Beruf wieder aufnehmen. Carla Schürken von der Agentur für Arbeit in Duisburg, hat bei der Arbeitsvermittlung die Fäden gezogen. Auf die drei Dezan-Brüder, die seit zehn Monaten in Deutschland leben, ist sie während eines Besuchs in einem Flüchtlingsheim aufmerksam geworden: "Sie haben aus Seifestücken Zähne modelliert, um ihre motorischen Fähigkeiten zu behalten." Alle drei sind aus ihrem Heimatland geflohen und suchen in Deutschland eine neue Heimat und Arbeitsstelle. Neben Mazen, dem ältesten Sohn der Familie, ist auch der Jüngste seit September als Zahntechniker in Duisburg beschäftigt. Lediglich der mittlere Bruder, der in seiner Heimat als Kieferorthopäde tätig war, hat es schwer, Arbeit zu finden. "Von ihm existieren keine schriftlichen Nachweise, sondern nur Fotos von Arbeitsproben", so Schürken.

Den Weg zurück in seinen erlernten Beruf schaffte Dezan über ein Praktikum, das er im Zahnlabor von Francesco Santamaria absolvierte. Innerhalb von zwei Monaten wurde geprüft, ob der Syrer die nötige Eignung für die Stelle mitbringt. Normalerweise dauert ein solches Praktikum nur zwei Wochen, in diesem Fall war aber mehr Zeit nötig: "Es gibt in diesem Beruf viele Fachbegriffe, die auch auf Deutsch verstanden werden müssen", sagt Annette von Brauchitsch-Lavaulx von der Arbeitsagentur.

Die Voraussetzungen für die neue Arbeitsstelle bringt der Syrer definitiv mit. Seine Deutschkenntnisse hat er anfangs nur über das Internet verbessert. Mittlerweile nimmt er an einem Integrationskursus teil, bei dem er bis Februar die Sprache erlernt. Da der Kursus vormittags stattfindet, kann Dezan momentan nur am Nachmittag im Dentallabor arbeiten. Es gibt einen großer Bedarf an Fachkräften: "Ich habe lange versucht, einen Zahntechniker einzustellen, aber Fachkräfte sind schwer zu finden", erklärt Santamaria. Der syrische Zahntechniker wurde von dem Arbeitgeberservice der Agentur für Arbeit und des Jobcenters unterstützt. Dieser bringt Fachkräfte und suchende Betriebe zusammen. Seit zehn Jahren besteht eine Kooperation zwischen Santamarias Labor und der Arbeitsagentur.

Dezan übernimmt alle anfallenden Tätigkeiten, die ein anderer Arbeitnehmer auch ausführt. Unter anderem modelliert er Gerüste oder stellt Prothesen her. Der Arbeitsalltag unterscheidet sich kaum von dem in Damaskus, wie der Flüchtling erklärt. In Deutschland sei die Zahntechnik aber präziser. Sein Chef ist von seiner Arbeit überzeugt: "Ich bin sehr zufrieden mit ihm, Anpassungsschwierigkeiten gab es auch keine", sagt Francesco Santamaria. Schon vor seiner Flucht vor drei Jahren konnte Dezan Berufserfahrung in Deutschland sammeln. Von 2009 bis 2011 kam er jeweils einmal im Jahr für ein zweiwöchiges Praktikum nach Köln, München und Stuttgart. Noch heute schwärmt er: "Ich kenne viele Kollegen weltweit - aus Dubai, den USA oder der Türkei", sagt Dezan. "Aber die deutsche Zahntechnik ist die beste der Welt." Dem Syrer gefällt die neue Stelle sehr gut, da ihn sein Chef und das gesamte Team familiär aufgenommen haben. "Ich bin froh, Arbeit gefunden zu haben". So kann er seine Frau und zwei Kinder, die sich in der Türkei befinden, finanziell unterstützen.

(jlu)
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