Duisburg Alles klang klar, kraftvoll und hell

Duisburg · Erstklassiger Gastdirigent im zweiten Philharmonischen Konzert im Theater am Marientor war der Schwede Stefan Solyom, GMD in Weimar. Kongeniale Violin-Solistin war seine Gattin Catherine Manoukian.

 Spielte mit ihrer eigenen unaufdringlich souveränen Virtuosität: die Violinistin Catherine Manoukian.

Spielte mit ihrer eigenen unaufdringlich souveränen Virtuosität: die Violinistin Catherine Manoukian.

Foto: Tony Briggs

Stefan Solyom, geboren 1979 in Stockholm, ist seit 2009 Generalmusikdirektor und Chefdirigent des Deutschen Nationaltheaters und der Staatskapelle Weimar. In das jüngste, zweite Philharmonische Konzert im Theater am Marientor (TaM) hatte er zunächst zwei profilierte Kompositionen aus seiner Heimat Schweden mitgebracht. Das eine war die Deutsche Erstaufführung des achtminütigen, brillanten und farbenreichen Prélude für Orchester "Jubilate" (2009) von dem 1978 geborenen Benjamin Staern, das zur Zeit zu Recht in der Klassik-Welt Furore macht. Es setzt sich mit dem Phänomen der Ausrufe kollektiver Freude und Begeisterung auseinander, behandelt aber im Gegensatz dazu auch die zerstörerisch verheerenden Aggressionen entfesselter Hooligan-Gruppen. Da treffen Gegensätze aufeinander: Die Musik ist tonal oder atonal, laut oder leise, mechanisch oder melodisch, bis die Gegensätze aufbrechen und sich gegen Ende vereinigen. Von diesem Komponisten wird man noch viel hören. Das andere war die halbstündige Sinfonie Nr. 3 C-Dur "Symphonie singulière" (1845) von Franz Berwald, wahrhaft "eigentümlich" und "originell", zum Beispiel durch das in den langsamen Mittelsatz eingebaute Scherzo, angekündigt durch einen lauten Paukenknall. Von diesem Komponisten sollte man öfter etwas hören.

Nach der Pause kam dazu eine kongeniale Solistin, nämlich Catherine Manoukian, die 1981 geborene Gattin des Dirigenten, in dem fast 50-minütigen Konzert für Violine und Orchester h-Moll op. 61 (1909/10) von dem Engländer Edward Elgar, das die Tradition des sinfonischen Violinkonzerts nach Ludwig van Beethoven und Johannes Brahms fortsetzt.

Stefan Solyom erwies sich in Duisburg als einer der besten philharmonischen Gastdirigenten der letzten Jahre, denn bei ihm klang alles klar und durchsichtig, kraftvoll und hell. Die Solistin fügte sich in diesen differenzierten Fluss entsprechend ein als Erste unter Gleichen, mit unaufdringlich souveräner Virtuosität.

Da dachte man keine Sekunde daran, dass man hier knifflige Partituren in einer problematischen Akustik erlebte, denn alles wirkte ganz selbstverständlich. Gelobt werden müssen natürlich auch die Duisburger Philharmoniker, die an diesem Abend ihre ganze Flexibilität und Klangschönheit ausspielen konnten.

Das Orchester war im Prinzip in der alten deutschen Sitzordnung angetreten, die bis zum Zweiten Weltkrieg hierzulande üblich gewesen ist. Dabei sitzen vor allem die ersten und die zweiten Geigen einander gegenüber, also räumlich und klangfarblich getrennt, so dass sie sich besser die musikalischen Bälle zuspielen können.

(hod)
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