Duisburg Akzente mit "nautischer" Tanzperformance

Duisburg · Es beginnt schon, bevor die Tür zum großen Saal geöffnet wird: Der Typ mit Mantel und Maske, der regungslos in einer Ecke des Schankraums sitzt, ist Teil der Inszenierung. Er verunsichert die ersten Zuschauer, die sich vor dem Beginn der choreografischen Installation "Dead Reckoning" im Akzente-Heimathafen in Ruhrort angeregt unterhalten. Dann erhebt er sich in Zeitlupe und geht auf die Leute zu, bittet lautlos zum Tanz.

 Eindrucksvoll ist die Performance des deutsch-tschechisch-russischen Ensembles in Ruhrort.

Eindrucksvoll ist die Performance des deutsch-tschechisch-russischen Ensembles in Ruhrort.

Foto: Alfons Winterseel

Der findet dann schließlich in großem Stil wenig später im Saal statt: "Dead Reckoning" ist ein Begriff aus der Nautik zu Positionsbestimmung eines Segelschiffes. Unter der künstlerischen Leitung von Max Bilitza wurde diese Methode künstlerisch modifiziert und auf den Tanz übertragen: Ein deutsch-tschechisch-russisches Ensemble (aus der freien Szene Nordrhein-Westfalen und dem Ausland) sucht in dieser Choreografie nach Positionierung, setzt dabei Sound- und Lichteffekte ein und erhält Unterstützung von 30 Jugendlichen der Erich-Kästner-Schule.

Das Stück über "Gemeinschaften, Handlungsmöglichkeiten und Körpern auf unsicherem Grund" ist mal beklemmend, wenn es um Einsamkeit, Gewalt und Bedrohung geht, dann plötzlich wieder spielerisch und fast euphorisch.

Die Akteure sind immer in Bewegung, alles scheint im Fluss, schnelle Richtungsänderungen inklusive. Dass etwa eine Stunde vergangen ist, als das Stück endet, bemerkt man kaum.

Die leichte Verunsicherung vom Anfang taucht am Ende wieder auf: Der Pantomime aus dem Schankraum erscheint - und findet seine Sprache wieder. "Das Schiff wird nicht kommen!" Das war's. Verdammt, welches Schiff, denkt man da leicht desorientiert, weil man irgendwann scheinbar falsch abgebogen ist. Zeit, darüber nachzudenken und sich neu zu verorten.

Hut ab vor den Beteiligten, denn auch das "Unperfekte", das natürlich in einer solchen Zusammensetzung von Profis und Laien durchschimmert, macht die Choreografie sympathisch, schließlich ist das "Unperfekte" auch auch Teil des Menschseins.

(awi)
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