Duisburg Academy of St Martin in the Fields erneut gefeiert

Vor fast 60 Jahren fand sich in einer Kirche am Londoner Trafalgar Square ein Kreis exzellenter Musiker zusammen, die das Repertoire der Aufklärungsepoche neu entdecken wollten - auf modernen Instrumenten, aber mit Erkenntnissen der historisch informierten Aufführungspraxis. Das Kammerorchester ist fest verbunden mit seinem legendären Gründer Neville Marriner, der im vergangenen Jahr mit 92 Jahren starb.

Jetzt konzertierte die Academy of St Martin in the Fields nach vielen Jahren endlich wieder einmal in Duisburg, erstmals in der neuen Mercatorhalle. Die Leitung hatte der 1974 in Stuttgart als Sohn deutsch-japanischer Musiker geborene Geiger Tomo Keller, seit dem vergangenen Jahr Konzertmeister der Academy. Anfang und Ende bildeten zwei zentrale Werke von Ludwig van Beethoven, nämlich die Ouvertüre zu Heinrich Joseph von Collins Trauerspiel "Coriolan" op. 62 (1807) und die Sinfonie Nr. 1 C-Dur op. 21 (1799-1800). Kellers Beethoven ist schlank und diszipliniert, zugleich mit passend krachender Leidenschaft. Das war schon sensationell, aber noch subtiler wirkten die beiden Mittelstücke. Keller und Robert Smissen, seit 25 Jahren Solobratscher der Academy, führten die Sinfonia concertante für Violine, Viola und Orchester Es-Dur KV 364 (1779) von Wolfgang Amadeus Mozart. Wie vom Komponisten notiert und damals üblich, spielten die Solisten auch in den Tuttipassagen mit, freilich nicht konsequent. Keller und Smissen legten mehr Wert auf Klang als auf Intonation. Einen frischen Kontrast bildete das Concerto in Es für Kammerorchester "Dumbarton Oaks" (1937/38) von Igor Strawinsky, neoklassizistisch auf die Musikgeschichte bezogen und zugleich mit verschärften Rhythmen und Akkorden. Es entstand im Auftrag amerikanischer Musikmäzene, auf deren Landsitz es uraufgeführt wurde, daher der Name.

Das Duisburger Publikum war von diesem Abend restlos begeistert. Schade nur, dass die meisten Besucher zunächst meinten, nach jedem Satz der Sinfonien von Mozart und Beethoven applaudieren zu müssen.

(hod)
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