Duisburg "Absoluter Streber" beim Landhaustreff

Duisburg · Gertrud R. Traud, Chef-Volkswirtin der Landesbank Hessen-Thüringen, plauderte mit Moderator Manni Breuckmann über Anlagetipps, den DAX-Verlauf und die Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank.

 Gertrud Traud gab Manni Breuckmann beim Landhaustreff auch ein wenig Nachhilfe in Sachen Finanzpolitik.

Gertrud Traud gab Manni Breuckmann beim Landhaustreff auch ein wenig Nachhilfe in Sachen Finanzpolitik.

Foto: Christoph Reichwein

Ein bisschen Bammel hatte Fußballexperte und Kult-Reporter Manni Breuckmann schon vor dem Interview mit Gertrud R. Traud, der Chef-Volkswirtin der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba), wie er freimütig zugab. Die promovierte Volkswirtin und Research-Leiterin des Frankfurter Bankhauses war prominenter Talk-Gast beim 33. Duisburger Landhaustreff im Hotel Milser in Huckingen. Breuckmann bekannte, nicht gerade der absolute Fachmann in Wirtschafts- und Finanzfragen zu sein. Gertrud Traud, die nach ersten Stationen beim Bankhaus Julius Bär und der Bankgesellschaft Berlin vor elf Jahren bei der Helaba "anheuerte", machte "Manni" die Aufgabe mit ihrem lockeren und sympathischen Auftreten allerdings leicht.

Die Bankerin, die an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz sowie an der University of Michigan Volkswirtschaft studierte, gab unumwunden zu, "ein absoluter Streber" zu sein und sich ihre Position in der immer noch stark von Männern dominierten Bankenwelt "hart erkämpft" zu haben. Dankbar ist die aus einfachen Verhältnissen stammende Top-Managerin, dass ihre Eltern es ihr ermöglicht haben, das Abitur zu machen. Nicht so gut zu sprechen ist sie auf einige Medienveröffentlichungen, in denen ihr Vater als "einfacher Waldarbeiter" bezeichnet wurde, nur weil es "so schön in die Story" passte. "Das hat meinen Vater sehr getroffen, der war nämlich ein ausgebildeter Forstwirt", so Gertrud Traud, die in der Rhön aufgewachsen ist.

Die aktuelle Situation auf dem Aktienmarkt drängte sich als Thema auf. Von Breuckmann befragt, wie sich der DAX in diesem Jahr entwickeln wird, antwortete Traud salomonisch: "Der wird am Ende zwischen 9000 und 12.000 Punkten liegen." Diese eher vage Prognose konterte "Manni" mit der Feststellung: "Dat hät' ich auch sagen können." Die Bankerin stellte fest, dass die Deutschen in Bezug auf Aktien-Anlagen "zuviel Angst vor Risiken haben" und normale, kurzfristige Schwankungen "nur schwer ertragen könnten". Ihrem Interviewpartner und den Landhausgästen gab sie den Rat "jetzt einzusteigen und bei 12.000 zu verkaufen".

Gar nicht gut weg kam bei ihr Mario Draghi ("Mein spezieller Freund"), der Präsident der Europäischen Zentralbank. Seine Geldpolitik hält Gertrud Traud für fatal: "Mit seiner Niedrigzinspolitik will er erreichen, dass die Schulden ihren realen Wert verlieren, die Sparer bezahlen das alles." Zur Verbesserung der allgemeinen wirtschaftlichen Situation sei ein steigender Ölpreis unabdingbar, auch "damit Draghi nicht noch mehr Blödsinn macht". Für Europa gibt es nach Meinung der Volkswirtschaftlerin nur eine Alternative: "Die Länder müssen wieder wettbewerbsfähig werden, wir brauchen so was wie die Agenda 2010 für Europa." Als Manni Breuckmann darauf antwortete: "Daran ist die SPD aber kaputt gegangen", erwiderte seine Gesprächspartnerin knapp: "Aber Deutschland genesen". Nach dem munteren Talk mit der Bankerin und beim "Dolce", einer vorzüglichen Mascarponecreme, bot Sänger Fanel (u.a. bekannt durch die TV-Sendung "Voice of Germany) mit seiner Interpretation bekannter Welthits ("Volare", "New York, New York", "What A Wonderful World") zum Abschluss beste Unterhaltung

Das mediterrane Landhaus-Treff-Menü kam auch dieses Mal wieder bei den Gästen hervorragend an. Die Menü-Folge: Panzerotti (Teigtaschen) gefüllt mit Birnen und Taleggio (italienischer Käse) in Gorgonzolasauce, danach Kalbsfilet mit Pfifferlingen und Cherrytomaten, dazu Kartoffeltörtchen und eine Gemüsebeilage. Und als Dessert Mascarponecreme mit Erdbeeren.

(RP)
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