Düsseldorf Zweite Notfallambulanz in Düsseldorf unwahrscheinlich

Düsseldorf · Beim RP-Talk sprachen sechs Düsseldorfer Gesundheits-Experten über finanzielle und strukturelle Probleme in der Notfallversorgung.

 Trafen sich bei RP und center.tv auf der Kirmes (v.l.): Martin Gröbner, Carsten König, Klaus Höffken, Christian Kemper, Peter Schmitz, Holger Stiller

Trafen sich bei RP und center.tv auf der Kirmes (v.l.): Martin Gröbner, Carsten König, Klaus Höffken, Christian Kemper, Peter Schmitz, Holger Stiller

Foto: Bauer

Viele Krankenhäuser wie die Uniklinik sind überlastet. Der Grund: Viele Düsseldorfer, die keine schwerwiegenden Erkrankungen haben, gehen in die Kliniken statt zum Hausarzt. "Wir brauchen eine Entlastung, denn jedes Jahr behandeln wir aus medizinischer Sicht tausende Bagatellfälle, die in einer Notfallambulanz besser aufgehoben wären", sagt der Ärztliche Direktor der Uniklinik, Klaus Höffken. Eine Einschätzung, die Christian Kemper aus der Geschäftsführung des Verbunds Katholischer Kliniken teilt. Doch die Chancen für eine zweite Notfallambulanz stehen schlecht, zeigten die Gespräche beim RP-Talk zu Gesundheit auf der Kirmes.

"Die Pläne der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein (KVNO) für eine zweite Praxis sind illusorisch", sagte Carsten König von der Ärztekammer Nordrhein, der auch zum Vorstand der Notfallpraxis gehört, die am Evangelischen Krankenhaus angesiedelt ist. Das Problem: Die KVNO, die sich eine zweite Praxis in Düsseldorf vorstellen könnte, setze voraus, dass diese keine zusätzlichen Kosten verursache. König: "Das ist unmöglich, wir niedergelassenen Ärzte betreiben die Praxis aus eigenen Mitteln und haben eine Plus-Minus-Null-Rechnung." Die Krankenkassen sollten daher einen "Topf" an Geldern bereitstellen.

Das sei aber aus strukturellen Problemen zurzeit nicht möglich, sagte Martin Gröbner, Geschäftsbereichsleiter für das Versorgungsmanagement bei der Deutschen BKK. So dürften die Krankenkassen als Körperschaften des öffentlichen Rechts keinen Gewinn machen und hätten daher auch keinen "Topf" für eine Praxis. Auch rechtliche Hindernisse gebe es: "Es müssten juristisch die Rahmenbedingungen für eine Kooperation geschaffen werden."

Ob die zweite Praxis an der Uniklinik angesiedelt werden sollte, sei eine weitere Frage, über die man diskutieren sollte, meinte Holger Stiller vom Vorstand der Kaiserswerther Diakonie, die das Florence-Nightingale-Krankenhaus betreibt. Denn auch im Norden der Stadt brauche man eine gute Notfallversorgung außerhalb der Kliniken.

Um die Krankenhäuser zu entlasten, sollten Düsseldorfer besser informiert werden, welche Aufgaben zum Beispiel eine Notfallambulanz hat. "Viele gehen in die Notfallpraxis, weil sie es in der Woche wegen ihrer Arbeitszeiten nicht in die Hausarztpraxis schaffen", sagte Peter Schmitz vom Forum Gesundheitswirtschaft.

(RP)
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