Analyse Zweite Amtszeit für den Uni-Rektor?

Düsseldorf · Die Heine-Uni hat die Stelle des Rektors und damit des Leiters von 27 500 Studenten und 4300 Mitarbeitern ausgeschrieben. Der amtierende Chef Hans Michael Piper gibt sich kämpferisch und will wieder antreten. Doch ein Selbstläufer wird seine Bewerbung nicht.

 Hans Michael Piper gilt als exzellenter Analytiker und Manager großer Projekte. Im Fall Schavan und im Aufsichtsrat der Uniklinik hat er allerdings keine gute Figur gemacht.

Hans Michael Piper gilt als exzellenter Analytiker und Manager großer Projekte. Im Fall Schavan und im Aufsichtsrat der Uniklinik hat er allerdings keine gute Figur gemacht.

Foto: Endermann

Die Liste der Anforderungen an den künftigen Rektor der Heine-Universität ist eine Seite lang. Für die "verantwortungsvolle Position" suche man "eine dynamische, kreative Persönlichkeit mit Erfahrung in Leitungsfunktionen", sagt die Stellenausschreibung.

Der Rektor soll die Uni mit einem "national und international erkennbaren Profil erfolgreich im Wettbewerb positionieren und zu einer Spitzenuniversität in Forschung und Lehre entwickeln". "Innovations- und Gestaltungswillen" sowie "exzellente strategische Fähigkeiten" und "Durchsetzungsfähigkeit" zeichnen ihn aus.

Der amtierende Rektor Hans Michael Piper scheint an jeden dieser Punkte ein Häkchen zu machen, denn kämpferisch kündigt er seine erneute Kandidatur an. Tatsächlich konnte der Mann mit zwei Doktortiteln (Philosophie und Medizin) seit seinem Amtsantritt 2008 bedeutende Erfolge für die Uni verbuchen. Doch ein Selbstläufer wird die Bewerbung des 61-Jährigen nicht sein. Denn in seine Amtszeit fallen auch einige der größten Misserfolge von Uni und Uniklinik.

Doch erst mal zu den Erfolgen. In der Forschung hat es die Uni inzwischen in die oberste Liga geschafft: Die Deutsche Forschungsgemeinschaft hat ein Projekt zur nachhaltigen Pflanzenproduktion als "Exzellenzcluster" und damit als Spitzenforschungsprojekt ausgezeichnet, fördert es mit drei Millionen Euro. Auch der Campus hat sich seit Pipers Antritt maßgeblich verändert. So wurde das größte Hörsaalzentrum der Uni für zehn Millionen Euro aufwendig saniert. Eine zentrale Anlaufstelle für Studenten in Form eines Glaskubus soll im Sommer eröffnet werden. Ein seit der Uni-Gründung vor knapp 50 Jahren gehegter Traum erfüllte sich mit der Eröffnung des "Haus der Universität" in der Innenstadt, eine Art Uni-Botschaft in der City. Den Ansturm der doppelten Abitur-Jahrgänge bewältigte die Uni, bis auf erste Anlaufschwierigkeiten, insgesamt gut.

Die Liste der Misserfolge ist kürzer, aber nicht weniger gewichtig. Für Kritik sorgte der Umgang mit der Prüfung der Doktorarbeit der inzwischen Ex-Bundesbildungsministerin Annette Schavan. Politiker und Wissenschaftler warfen der Uni Dilettantismus, Befangenheit und Intransparenz vor, auch an der Bearbeitungszeit (mehr als acht Monate) gab es Kritik. Dass ein Teil des ersten und vertraulichen (!) Gutachtens an die Medien durchsickerte, goss Öl ins Feuer. Ebenso die Weigerung der Uni, einen externen Zweitgutachter hinzuziehen.

Die Uni erlitt einen massiven Vertrauensverlust. Verantwortlich machte man dafür auch Pipers Führungsstil. Ihm gelang es nicht, die Gunst der Öffentlichkeit zu erlangen und die "Causa Schavan" schnell zu klären. Sein sprödes und sachliches Auftreten brachte der Uni keine Sympathiepunkte ein. Dass er keinen Zweitgutachter einschaltete, ist nicht nachvollziehbar. Selbst wenn das Düsseldorfer Verwaltungsgericht Schavans Klage gegen die Titel-Aberkennung abweist, wird die Uni in dieser Sache nicht als strahlender Gewinner hervorgehen. Denn der Fall hat gezeigt, dass die Uni und damit auch der Rektor mit der Situation überfordert war, Piper nicht die starke, erfahrene und charismatische Persönlichkeit war, die die Uni gebraucht hätte.

Auch die Negativ-Schlagzeilen an der Uniklinik könnten dem Rektor, der im Aufsichtsrat sitzt, bei einer Wiederwahl schaden. Sie steckt erneut mit mehreren Millionen in den roten Zahlen, einem Ex-Stammzellenforscher wird vorgeworfen, bei seinen einst gefeierten Stammzellversuchen fehlerhaft gearbeitet zu haben. Und dem Ärztlichen Direktor der Uniklinik, dem vor wenigen Monaten nach langem Hin und Her gekündigt worden war, könnte der Prozess gemacht werden. Der Verdacht: Er soll durch die zweckwidrige Beschäftigung eines Klinik-Mitarbeiters in seiner Privatambulanz der Uniklinik einen Schaden von 350 000 Euro eingebracht haben.

Die Verdienste Pipers für die Uni sind enorm. Doch der Schaden, den die Uni in Sachen Schavan erlitten hat, ist immens, die Vorgänge an der Uniklinik besorgniserregend, zum Teil undurchsichtig. Ob Piper wirklich als Favorit ins Rennen gehen wird, ist deshalb fraglich.

(RP)
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