Analyse Zwei Nachfolger für Abrahams?

Düsseldorf · Der Wechsel des Stadtdirektors und Kämmerers Manfred Abrahams in den Stadtwerke-Vorstand ist perfekt. Nachfolger als Stadtdirektor könnte Schuldezernent Burkhard Hintzsche werden, als Kämmerin ist Landtagsabgeordnete Marion Warden denkbar.

 Der Beigeordnete Burkhard Hintzsche (49) könnte auch Stadtdirektor werden.

Der Beigeordnete Burkhard Hintzsche (49) könnte auch Stadtdirektor werden.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Als 2014 mit dem Sozialdemokraten Thomas Geisel als Oberbürgermeister und einer Ampel-Mehrheit aus SPD, Grünen und FDP im Düsseldorfer Rathaus nach 15 Jahren der Machtwechsel anstand, geriet ein Posten rasch in den Fokus: der von Manfred Abrahams. Nicht nur, weil er CDU-Mitglied und Kämmerer, sondern auch Stadtdirektor ist. Denn damit ist er direkter Vertreter des Oberbürgermeisters als Chef der knapp 10 000 Mitarbeiter zählenden Stadtverwaltung. Eine strategisch wichtige Funktion, die Geisel und die SPD gerne besetzen wollten. Zumal unter den sieben Beigeordneten (für den OB in etwa das, was Minister für die Kanzlerin sind) mit Burkhard Hintzsche nur ein Sozialdemokrat ist.

Um den Posten rasch freizubekommen, musste für Abrahams ein attraktives Angebot gefunden werden. Denn seine reguläre Amtszeit liefe noch bis 2018. Attraktiv ist der Vorstandsposten bei den Stadtwerken, auf den Abrahams gestern einstimmig gewählt wurde (ausgeschrieben werden muss die Stelle nicht), auf jeden Fall. Je nach Prämie dürfte er jährlich auf 400 000 Euro kommen, etwa doppelt so viel wie bisher. Jetzt, da der Wechsel näher rückt, macht sich im OB-Büro leichte Wehmut breit. Geisel hat Abrahams in den vergangenen Monaten durchaus schätzen gelernt. Das betonte er auch in seinem Statement zur einstimmigen Bestellung Abrahams' durch den Aufsichtsrat der Stadtwerke.

Seit gestern steht fest: Spätestens bis 1. Oktober muss die Nachfolge geregelt sein. Und es stellt sich die spannende Frage: Wer soll es werden? Als relativ sicher gilt seit einiger Zeit, dass der Sozialdemokrat Burkhard Hintzsche, der einen riesigen Bereich verantwortet (Schule, Soziales, Jugend, Sport, Wohnen) und der dienstälteste unter den Beigeordneten ist, Stadtdirektor werden soll. Es ist davon auszugehen, dass der 49-Jährige dann einen anders geschnittenen Zuständigkeitsbereich erhält und zum zweitwichtigsten Mann im Rathaus aufsteigen könnte. Die Position des Kämmerers wird er wohl nicht besetzen.

Auch wenn Geisel betont, ihm gehe es vor allem um die Qualifizierung, nicht ums SPD-Parteibuch, wird dieser Posten wohl sozialdemokratisch besetzt. Als regierende Partei muss die SPD mehr als einen der sieben Dezernenten stellen. Und in den eigenen Reihen der Düsseldorfer SPD gibt es eine Frau, die dafür geeignet wäre: Marion Warden, seit 2012 im Landtag, Mitglied des geschäftsführenden Vorstands der Düsseldorfer Partei - vor allem aber mit reichlich Erfahrung als Dezernentin. Im Monheimer Rathaus war Warden im Rang einer Beigeordneten, bis sie ins Landesparlament wechselte. Zwar waren ihre Bereiche dort Soziale Ordnung, Einwohnerwesen und Feuerwehr - doch Genossen trauen der gebürtigen Düsseldorferin die Führung der Kämmerei zu. Nicht zuletzt wegen ihrer Fähigkeit, sich akribisch durch Akten zu wühlen, und ihrer verbindlichen, ruhigen Art.

Damit könnten Geisel und seine Partei gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Die Frauen in der SPD fordern seit längerem, den nächsten Dezernentenposten mit einer Frau zu besetzen. Warden ist in Düsseldorf bestens vernetzt, stammt aus einer Politiker-Familie (ihr Vater ist Kajo Keil), lebt mit ihrem Mann und den beiden Kindern im Linksrheinischen, kann Brauchtum, Ehrenamt und mit konservativen Kreisen gleichermaßen. Es wäre ein guter Schachzug. Die Frage ist nur, ob Warden auch will.

Dann bliebe der Blick in andere Bundesländer oder in Nachbarstädte. Und es ist nicht ausgeschlossen, dass Kämmerei und Stadtdirektor kombiniert bleiben. In Mülheim gibt es mit Uwe Bonan einen Kämmerer mit SPD-Parteibuch, der als passend für Düsseldorf gilt. Ebenso Apostolos Tsalastras in Oberhausen. Der wird jedoch im September wohl selbst zum Oberbürgermeister gewählt werden.

(RP)
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