Düsseldorf Zu Gast im wohl kleinsten Konzertsaal der Welt

Düsseldorf · Beim "Salon Neue Musik" konnten Zuhörer auf dem Burgplatz Konzerte in einem Wohnwagen erleben.

 Eine Konzerthalle auf sechs Quadratmetern: Didier Jacquin spielt, Friedrich und Edeltraut Hüls und Edith Schmallhaus (v.l) hören zu.

Eine Konzerthalle auf sechs Quadratmetern: Didier Jacquin spielt, Friedrich und Edeltraut Hüls und Edith Schmallhaus (v.l) hören zu.

Foto: Andreas Bretz

Zu einem Klassik-Konzert gehören für viele eine große Bühne für die Musiker und ein Zuschauerraum mit vielen Plätzen. Jetzt macht Miro Dobrowolny - selbst Dirigent, Komponist und Geiger - mit seinem "Salon Neue Musik" alles anders. Am Wochenende brachte er in einem sechs Quadratmeter kleinen Wohnwagen Bühne und Zuschauerraum zusammen unter. Klassik-Liebhaber konnten neben dem Schlossturm auf dem Burgplatz Musik im vielleicht kleinsten Konzertsaal der Welt erleben.

Wer nah an dem grau glänzenden Wohnwagen vorbeiging, konnte die feinen Klänge auch von außen hören. Drin saßen Geiger Miro Dobrowolny und Cellist Othello Liesmann an einem Ende, gleich neben der Tür hatten drei Zuhörer Platz genommen. Die kleinen Fenster waren hinter zwei Zentimeter dicken Wänden verschwunden, die als Schalldämmung dienen. Beleuchtet wurde das Innere mit kleinen Lampenleisten, für eine Klimaanlage wurde auch Platz geschaffen. Während draußen ein lautes Partyboot mit laut singenden Passagieren vorbei fuhr, konnte man sich so im Inneren des Wohnwagens ganz auf die Musik konzentrieren. Nur Zentimer von den Musikern entfernt, genossen die Zuhörer die Musik, viele verließen nach den kurzen Konzerten - in ständig wechselnder Besetzung wurden Werke von John Cage, Karlheinz Stockhausen und Moritz Laßmann gespielt - mit breitem oder verklärtem Lächeln den Caravan.

Der gebürtige Kroate Dobrowolny leitet seit 2013 das Projekt, gibt mit seiner Musiktruppe im Salon Klangraum 61 in Flingern regelmäßig kleine Konzerte. Eines fand in einem ehemaligen Abwasserkanal statt. "Durch die Dunkelheit, konnte das Publikum wenig sehen, aber mehr hören, weil sie sich nur auf die Musik konzentrierten", sagt Dobrowolny. Auch das ist Teil der Idee für die Wohnwagen-Konzerte: Er wählt ungewöhnliche Orte, um Raum und Musik miteinander zu verbinden. "Denn die Größe, Form und Atmosphäre der Räume bestimmen die Klänge", erklärt er. Am Mittwoch, 1. Juli, ist in der Bergerkirche sein Stück "Srebrenica" zu hören. Am Samstag, 4. Juli, organisiert er im Art Ensemble NRW ein Konzert zum Thema "Je suis Charlie".

(RP)
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