Nach Tod eines Babys XCell: Dominikus distanziert sich

Düsseldorf · Die Privatklinik XCell, in der im Herbst 2010 ein Baby nach einer Stammzelltherapie starb, hat mit dem Dominikus-Krankenhaus in Heerdt noch einen Mietvertrag bis 2018. Das bestätigten gestern das Krankenhaus und der Anwalt von XCell.

Dominikus-Geschäftsführerin Verena Hölken sieht derzeit keine Möglichkeit, den Mietvertrag zu kündigen. "Wir haben aber die Beziehungen zu XCell, soweit es ging, abgebrochen", sagte sie. So werden zum Beispiel Patienten der Privatklinik nun nicht mehr von der Krankenhaus-Küche versorgt.

Derweil wehrt sich die ehemalige XCell-Ärztin, die für den Tod des Jungen verantwortlich sein soll, gegen die ihr zur Last gelegten Vorwürfe. Gegenüber der Staatsanwaltschaft erklärte der Rechtsanwalt der Frau, seine Mandantin habe keinen Kunstfehler begangen. Dem eineinhalb Jahre alten Kind waren bei einer Operation Stammzellen ins Gehirn gespritzt worden. Wenige Stunden danach war der Junge kollabiert und gestorben.

Als das Paul-Ehrlich-Institut als Bundesoberbehörde später ein Gutachten erstellte, in dem der "bestimmungsgemäße Gebrauch von Stammzellpräparaten im Gehirn durch die Firma XCell-Center" als schädlich eingestuft wurde, verzichtete die Privatklinik bis zur endgültigen Klärung auf die Anwendung der Methode. Nach der Aussage der Ärztin gingen die Akten der Staatsanwaltschaft diese Woche zu einem Sachverständigen. Mit dessen Expertise wird in sechs Monaten gerechnet.

Das Dominikus-Krankenhaus sowie dessen Träger, die Cherubine-Willimann-Stiftung, bewerten "die von XCell angebotenen Therapien" inzwischen "kritisch". In der Einrichtung wäre man froh, wenn die Privatklinik von den Behörden "gestoppt" würde, sagten gestern Geschäftsführerin Hölken und Bernhard Grunau als Stiftungsrats-Vorsitzender. Denn nur dann bestünde die Möglichkeit, den Vertrag zu kündigen.

Zwischenzeitlich hat man auch ethische Bedenken gegen die von XCell angewandte Form der Therapie mit adulten Stammzellen. Jene gilt eigentlich als Alternative zur embryonalen Stammzelltherapie, die von der katholischen Kirche abgelehnt wird. Grunau: "Doch mit dem Wissen von heute hätten wir keinen Vertrag mit XCell abgeschlossen." Gestern wurde bekannt, dass Anfang des Jahres ein weiterer ehemaliger XCell-Patient starb.

Ein Zusammenhang mit der Therapie besteht aber nicht. "Der Mann hatte schon vor der Behandlung Herzinfarkte. Nach der Entlassung bei XCell erlitt er einen weiteren Infarkt", sagte der Anwalt der Privatklinik. XCell belegt im Dominikus-Krankenhaus eineinhalb Etagen und behandelt dort Menschen aus aller Welt.

(RP)
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