Düsseldorf Wohnen auf dem Wasser

Düsseldorf · In Düsseldorf ist das erste stählerne Hybrid-Hausboot entstanden, das momentan auf der Messe Boot zu sehen ist.

 Wohnzimmer mit Küche auf dem Hausboot aus Düsseldorf. Gegenüber ist ein Holzkamin und mehrere gemütliche Sessel.

Wohnzimmer mit Küche auf dem Hausboot aus Düsseldorf. Gegenüber ist ein Holzkamin und mehrere gemütliche Sessel.

Foto: Christoph Reichwein

Sie ist 15 Meter lang und fünfeinhalb Meter breit. Sie hat ein Stahlkleid und ist vom Feinsten ausgestattet mit Kaminofen, Parkett, Fußbodenheizung, edler Kochinsel und Solaranlage. Mindestens 45 Quadratmeter Wohnfläche bietet das "Cruising Home" - made in Düsseldorf. Zusammen mit dem oberen und unteren Balkon kommt die so genannte "Mobilie" auf 100 Quadratmeter. "Wir haben sie als schwimmende und fahrende Privat- und Ferienwohnung konzipiert", sagt Rolf Gast. "Alles was man sich an Land vorstellt, ist für das ganzjährige Leben an Bord möglich." Seine Premiere feiert das wassertaugliche Penthouse nun auf der Boot Messe vor der Halle 4.

Gemeinsam mit der holländischen Werft SRF aus Harlingen hat Rolf Gast, Geschäftsführer der 1976 von seinen Eltern gegründeten Marina Düsseldorf im Medienhafen, das erste elektrisch fahrende Hausboot aus Stahl entwickelt. "Immer mehr Menschen zieht es aufs Motorboot. Und unser Hybridhausboot ist mit seinen beiden wassergekühlten Elektromotoren das erste seiner Art, auch weil es anders als in den USA üblich nicht aus Kunststoff, sondern nachhaltig aus Stahl gebaut ist", erklärt der 55-Jährige. In erster Linie jedoch soll Cruising Home energiesparend sein und damit einen Gegenpol zu den Yachten setzen, die bis 100 Liter Treibstoff pro Stunde verbrauchen. Denn die Motoren werden durch die Solaranlage auf dem Dach, ein Batterypack sowie einen Generator gespeist. Die Reichweite für emissionsfreies Reisen - so Gast - beträgt bis zu acht Stunden bei 10 Km/h. Und was dann? Ein Generator lädt die Batterien wieder auf, der nötige Strom kommt aus der Steckdose. "Dank einer Kooperation mit den Stadtwerken und Rheincargo haben wir neuerdings die erste elektrische Schiffstankstelle für Elektro-Freizeitboote direkt auf dem Steg im Medienhafen", so der Unternehmer.

Stolz berichtet er, dass bereits vor Messebeginn das erste Cruising Home an einen 45-jährigen Manager verkauft wurde, der sein Leben auf den Kopf stellen und in Zukunft am liebsten auf dem Schiff leben will. Solche Wohnträume teilen laut einer Umfrage von immowelt.de 67 Prozent der Befragten. Demnach finden sie den Gedanken an ein Wohnabenteuer verlockend - am beliebtesten sind dabei ein Hausboot oder das Leben auf einem alten Bauernhof. In der Altersgruppe von 30 bis 40 Jahren sind es sogar 77 Prozent, die es reizvoll finden, unkonventionell zu wohnen. Und was kostet die schicke Mobilie? Mindestens 250.000 Euro, doch je nach individueller Ausstattung - so der Geschäftsführer - gibt es nach oben keine Grenzen. Entsprechend der Kundenwünsche werden die Hausboote innerhalb von fünf Monaten gebaut. Sie sind als Sportboote klassifiziert und können daher in jeder Marina, in Düsseldorf beispielsweise bis 250 Tage im Jahr, dauerhaft festmachen und als Wohnung genutzt werden. In Berlin, Hamburg, Amsterdam oder London beispielsweise gebe es keine Begrenzung der Aufenthaltsdauer, erklärt Gast.

Und wen hat er als Käufer im Sinn? Die eher betuchte Klientel der "Silver Generation", die in eine Ferienwohnung investieren und diese weltweit nutzen wollen. "Oder sie nutzen das Cruising Home als Büro oder vermieten es", sagt Gast. Denn aufgrund der Bauweise (Stahlkorpus mit flexiblen Trennwänden) lasse sich das Boot jederzeit räumlich verändern und für neue Zwecke umbauen - ob als Floating Office, Ferienwohnung oder Eventlocation. Oder falls die Kinder zum Studium in eine andere Stadt gehen, brauchen sie nicht lange eine Wohnung zu suchen, sondern ziehen gleich aufs Schiff. Auf dem lässt sich sogar aus Abwasser, salzigem Meerwasser oder Rheinwasser eigenes Trinkwasser produzieren.

(RP)
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