Pempelfort, Oberkassel und Kaiserswerth Wo Düsseldorf noch weihnachtlich ist

Düsseldorf · Pempelfort, Oberkassel und Kaiserswerth verbinden das, was das Fest ausmacht: Geselligkeit, Familie und Besinnlichkeit.

 Pempelfort: Geselligkeit kommt an der Nordstraße zum Tragen. Hier treffen sich alte Freunde und feiern ihr Wiedersehen.

Pempelfort: Geselligkeit kommt an der Nordstraße zum Tragen. Hier treffen sich alte Freunde und feiern ihr Wiedersehen.

Foto: Schaller,Bernd (bs)

Um es vorweg zu sagen: Es gibt wohl in jedem Stadtteil Orte, an denen es weihnachtlich ist, zumal die Menschen - Gott sei es gedankt - so unterschiedlich sind. Der Eine hört Helene Fischer "O du Fröhliche" singen, und ihm kommen die Tränen vor Rührseligkeit, der andere sitzt in einem abgerockten Imbiss und erinnert sich ans Weihnachtsfest 1988, als das Weihnachtsessen zerkocht war und nur noch eine Portion Fritten für jeden den Familienfrieden einigermaßen sicherstellte. Und dennoch: Gemein ist all jenen Mechanismen wohl, dass sie irgendwie mit Geselligkeit, Familie und Besinnlichkeit zu tun haben oder eine Mischung aus allem sind.

Pempelfort Wer den Film "Tatsächlich Liebe" kennt, der kennt auch dieses Gefühl an der Glühweinbude an der Nordstraße. Es ist süß, aber nicht ohne bitteren Beigeschmack, Sentimentalität in der reinsten Form eben. Kurz vor Weihnachten treffen sich hier Menschen, die sich ziemlich gut kennen, aber sich offenbar lange nicht mehr gesehen haben. Alte Schulfreunde zum Beispiel. Und sie feiern dieses Wiedersehen mit einer nicht zu geringen Menge Glühwein. Am Stand der Familie Meyer haben sich die Leute schon vor 20 Jahren getroffen, um die Festtage zu begehen. "Ich war schon als Kind hier", sagt etwa Stefan Mies. "Als meine Eltern hier Glühwein tranken und mit den Nachbarn redeten, bin ich Karussell gefahren." Heute kommt er selbst hierher, obwohl er längst nicht mehr in der Nachbarschaft wohnt. Der Stand sei "einzigartig in Düsseldorf", fügt er hinzu, nirgendwo treffe er in der Weihnachtszeit so viele Bekannte, ohne sich vorher mit ihnen zu verabreden.

 Oberkassel: Hier steht die Familie im Vordergrund, das Fest wird in bürgerlichem Ambiente gefeiert. Die Weihnachtsmärkte sind seit gestern natürlich geschlossen.

Oberkassel: Hier steht die Familie im Vordergrund, das Fest wird in bürgerlichem Ambiente gefeiert. Die Weihnachtsmärkte sind seit gestern natürlich geschlossen.

Foto: Schaller,Bernd (bs)

Oberkassel Wie wenig die Klischees über diesen Stadtteil stimmen, zeigt sich immer zu Weihnachten. Nein, Oberkassel besteht eben nicht nur aus Porsche fahrenden Werbern, die an Heiligabend einsam vor einem Edelstahlgerippe sitzen, mit dem ein japanischer Designer einen Weihnachtsbaum ironisch zitiert. Eigentlich treffen sich auf dem Werner-Pfingst-Platz Familien, die miteinander singen, die neuesten Geschichten aus der Nachbarschaft austauschen und klären, was denn nun mit der Oma in diesem Jahr ist. ("Kommt sie zu euch oder geht sie zu uns?"). Das wirklich Interessante daran ist, dass man in Oberkassel zu Weihnachten noch das Bürgertum in seiner reinen Form erleben kann und nicht jene Kopie, die sich in den In- und Neubauvierteln der Stadt immer mehr durchsetzt.

Es ist ein bisschen wie mit den Bauten. In Oberkassel ist nicht nur der Stuck echt, hier sind die Fassaden Gründerzeit, die Decken fünf Meter hoch, hauptsächlich, damit der üppig geschmückte Weihnachtsbau hineinpasst, der mit echten Kerzen leuchtet, bevor die Familie am Biedermeier-Tisch (Erbstück) Platz nimmt. Man macht das ohne Aufhebens mit einer Selbstverständlichkeit, die das alte Bürgertum eben von jenem neuen abhebt. Hier gibt es keine ironischen Zitate, goldene Hirschgeweihe etwa oder Weihnachtsplatten, die auf einem beim Trödel erstandenen Plattenspieler gespielt werden, weil das Knistern so authentisch ist. Hier wird selbstverständlich selbst musiziert, ohne ein Bild davon eine halbe Stunde später bei Facebook zu posten. Oberkassel leuchtet als ein heller Stern des Bürgertums, auf dem es keine Mühe macht, die Luegallee zu illuminieren. Spender finden sich.

 Kaiserswerth: St. Suitbertus ist der ideale Ort, um eine Christmette zu feiern. Nicht zuletzt wegen der hervorragenden Akustik.

Kaiserswerth: St. Suitbertus ist der ideale Ort, um eine Christmette zu feiern. Nicht zuletzt wegen der hervorragenden Akustik.

Foto: Schaller,Bernd (bs)

Kaiserswerth Weltweit ist das Klischeebild von Weihnachten verbunden mit einer kleinen, verschneiten Kapelle in den Alpen, der man sich mittels eines Schlittens nähert, es schneit natürlich, die Menschen nehmen Platz in der Kapelle, feiern den Gottesdienst und am Ende singt die Gemeinde "Stille Nacht, Heilige Nacht". Im Rheinland schneit es dagegen selten, aber besinnlich kann es auch hier zugehen, und der besinnlichste Ort mag der Suitbertus-Stiftsplatz, mit der Kirche St. Suitbertus sein, ein romanischer Bau, dem der Schuss Gotik wunderbar zu Gesicht steht, rheinischer Übergangsstil heißt das in der Architektur. Um 22 Uhr am Heiligen Abend feiern die Menschen hier die Christmette, und obwohl die Kirche groß ist - immerhin seit den sechziger Jahren im Rang einer Basilica minor -, strahlt das Ensemble eine nur noch selten zu findende Feierlichkeit aus. In Düsseldorf höchstens noch vergleichbar mit St. Margareta in Gerresheim. Allerdings ist in Kaiserswerth die Akustik deutlich besser, um nicht zu sagen außergewöhnlich gut.

(RP)
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