Kolumne Auf Ein Wort Wir müssen unseren Besitz teilen

Düsseldorf · "Was hast du, das du nicht empfangen hast?" - Diese Frage, die der Apostel Paulus an die Christen in Korinth richtet (1. Kor. 4,7), bewegt mich. Meine Antwort: Ich habe eine Familie, Freunde, eine Arbeitsstelle, ein warmes Zuhause, ein Auto, gute Bücher und vieles mehr.

 Pfarrer Johannes Demandt sagt: "Wir sollten uns nicht als absolute Eigentümer aufspielen."

Pfarrer Johannes Demandt sagt: "Wir sollten uns nicht als absolute Eigentümer aufspielen."

Foto: Andreas Endermann

Warum habe ich dies alles? Weil ich mich angestrengt und dafür gearbeitet habe? Das spielt zweifelsohne eine Rolle. Aber ich frage weiter: Warum konnte ich mich anstrengen? Woher kam die Kraft zum Arbeiten? Habe ich sie etwa selber produziert? Wenn ich das behaupten wollte, hätte ich den Realitätssinn verloren. Nein, ich muss ohne Umschweife anerkennen: Was ich habe, habe ich empfangen. Ich verdanke es anderen Menschen, glücklichen Umständen und letzten Endes meinem Schöpfer.

Vor einigen Tagen erzählte mir ein Mann mit "Migrationshintergrund", der die deutsche Sprache gut gelernt hat, wie er an seiner Arbeitsstelle trotz guter Leistungen deutlich zu spüren bekommt: ,Du bist hier unerwünscht!'. Dass er auch in seinem Heimatland wegen seines christlichen Glaubens höchst unerwünscht ist und im Falle seiner Rückkehr mit Verfolgung oder gar Schlimmerem rechnen muss, interessiert hier fast niemanden. Wenn wir aber - auch als Deutsche - unser Leben nicht uns selbst verdanken, dann wäre es grotesk, uns als absolute Eigentümer aufzuspielen und unseren Besitz und Lebensraum nicht auch mit denen zu teilen, die in größter Not zu uns kommen.

Wenn wir zusätzlich bedenken, dass wir durch einen vergleichsweise anspruchsvollen, die Ressourcen der Erde verbrauchenden und dadurch vielerorts heftigste Konflikte auslösenden Lebensstil in die Fluchtursachen verwickelt sind, dann dämmert uns wohl, dass Gerechtigkeit einen Preis hat. Jesus Christus will uns, die wir so viel empfangen haben, an der Sättigung der Notleidenden und so an ihrer Seligkeit beteiligen: "Selig sind, die da hungert und dürstet nach der Gerechtigkeit; denn sie sollen satt werden." (Matth. 5,6)

PASTOR JOHANNES DEMANDT, FREIE EVANGELISCHE GEMEINDE DÜSSELDORF

(RP)
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