Umfrage der Stadt Der Angst-Atlas für Düsseldorf

Düsseldorf · Die Stadt Düsseldorf hat ihre Bürger gefragt, wie sicher sie sich fühlen. Die Ergebnisse der repräsentativen Umfrage sind überraschend: Der Norden befürchtet eher Einbrüche als Diebstahl, der Süden hält sich für besonders gefährdet, und Frauen verändern aus Angst vor Straftätern ihr Leben.

Der Düsseldorfer Angst-Atlas: Umfrage zur Angst der Bürger
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Der Düsseldorfer Angst-Atlas

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Knapp die Hälfte der Düsseldorfer sind der Meinung: Die Stadt ist sicher, neun Prozent stimmen dieser Aussage sogar "voll und ganz" zu, nur einer von hundert Bürgern findet das ganz und gar nicht.

Das ist eines der Ergebnisse einer Umfrage des Amts für Statistik und Wahlen, die jetzt veröffentlicht wurde. Erstmals seit 20 Jahren hat die Stadt nun wieder eine repräsentative Einschätzung ihrer Bewohner zum Thema Sicherheit - sowohl im Straßenverkehr als auch im Bereich Kriminalität. Die Ratspolitiker wollen sie nun auswerten, um daraus Schlüsse für ihre Arbeit und künftigen Planungen zu ziehen. Auch die Rheinbahn dürfte sich dafür interessieren.

Öffentliche Verkehrsmittel Allgemein nach ihrer Zufriedenheit befragt, sind 68 Prozent der Düsseldorfer mit dem Angebot zufrieden. Fragt man aber danach, wo sie sich in der Stadt am unsichersten fühlen, antworten zwölf Prozent mit Bus und Bahn. Über die Hälfte fürchtet sich am Hauptbahnhof, 45 Prozent fühlen sich an den anderen Bahnhöfen und auch an den Rheinbahn-Haltestellen nicht sicher.

Sicherheit zu Hause Vier Prozent der Befragten finden ihre eigene Wohngegend überhaupt nicht sicher, ein Drittel beantwortet diese Frage mit "teils/teils". Bei den meisten Befragten (68 Prozent) hat sich an diesem Gefühl seit drei Jahren nichts geändert. In Hassels, Reisholz, Garath, Holthausen und Oberbilk fühlen sich dabei die wenigstens sicher. Besonders hoch dagegen ist die Zufriedenheit in den meisten der direkt am Rhein liegenden Stadtteile.

Am Abend Bei Dunkelheit alleine auf der Straße fühlen sich selbst in der eigenen Wohngegend sieben Prozent der Bürger unsicher. Auch hier ist ein Drittel unentschieden, 47 Prozent haben damit kein Problem. Besonders verunsichert sind dabei ältere Menschen.

Einbrecher Die Zahl der Wohnungseinbrüche war zum Zeitpunkt der Befragung im Frühjahr 2015 drastisch gestiegen. Dennoch schätzten 43 Prozent der Befragten das Risiko, Opfer eines Einbruchs zu werden, als "eher gering" ein, nur neun Prozent sahen ein hohes Risiko. Auch da unterscheiden sich die Stadtteile: Während in Rath, Flingern, Derendorf oder Hamm die Angst vor Einbrechern nicht so groß ist, sehen sich die Bewohner im Linksrheinischen, in Angermund Kalkum, Lohausen und Himmelgeist als besonders gefährdet. Erstaunlich: Vor allem in den Regionen, in denen man das eigene Wohnviertel als sicher betrachtet, hält man Einbrüche für besonders wahrscheinlich.

Unterwegs Großveranstaltungen und Sportevents halten elf Prozent der Befragten für unsicher, neun Prozent fürchten sich am Rheinufer. Zehn Prozent der befragten Frauen und acht Prozent der Männer meiden Großveranstaltungen sogar aus Sorge um die Sicherheit. An dieser Stelle kann der repräsentative Charakter der Befragung bezweifelt werden: Gefragt wurde im März 2015, vor den Terroranschlägen von Paris und den massenhaften Übergriffen auf Frauen in der Silvesternacht auch in Düsseldorf.

Opfer Von Straftaten oder Verkehrsunfällen unmittelbar betroffen waren die wenigsten Befragten in den Außenbezirken. Im Jahr 2014 hatten demnach vor allem in der Innenstadt die meisten Befragten selbst eine tatschliche Opfererfahrung gemacht. 30 Prozent waren dabei jünger als 30 Jahre. Die Senioren über 75 Jahre sind mit acht Prozent die kleinste Gruppe unter den Opfern.

Konsequenzen Bedenkt man, dass die Altstadt gleich nach dem Hauptbahnhof als besonders unsicher empfunden wird, überrascht die Frage nach persönlichen Konsequenzen aus diesem Gefühl nicht: In der Altstadt schränken sich die meisten Menschen aus Sorge um ihre Sicherheit in ihren Aktivitäten ein. Am wenigsten wirkt sich die Besorgnis wiederum am Rhein aus, überwiegend in den Stadtteilen, in denen die Sicherheit hoch eingeschätzt wird. Bedenklich allerdings: Immerhin 18 Prozent der befragten Frauen gehen aus Angst um ihre Sicherheit abends seltener aus, nutzen abends möglichst keine öffentlichen Verkehrsmittel und meiden bestimmte Orte nach Anbruch der Dunkelheit. Bei den Männern sind das jeweils zehn Prozent. Ganz auf Öffentliche Verkehrsmittel verzichten fünf Prozent der Frauen und drei Prozent der Männer.

Wünsche 98 Prozent der Bürger fühlen sich bei guter Straßenbeleuchtung sicherer, 92 Prozent finden Stadtsauberkeit und Graffiti-Bekämpfung gut fürs Sicherheitsgefühl. Vor allem Senioren (83 Prozent) wünschen, dass die Stadt mehr Geld für öffentliche Sicherheit ausgibt - den Wunsch teilt die Hälfte der 18- bis 30-Jährigen. 59 Prozent aller Befragten wollen mehr Polizei- und OSD-Präsenz in der Stadt.

Selbstschutz Haus und Wohnung gegen Diebe gesichert haben 34 Prozent der Düsseldorf, 28 Prozent haben sich darüber zumindest informiert. Ein Zeitgeist-Phänomen bei den Antworten: In eigenem sozialen Engagement in der Nachbarschaft sehen nur zwölf Prozent der Düsseldorfer einen Beitrag zur Sicherheit - wobei sich 86 Prozent sicherer fühlen, wenn sich Andere im Stadtteil engagieren.

(RP)
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