Düsseldorf Wie Schaufenster auf Weihnachten einstimmen

Düsseldorf · Der Dezember hat gerade begonnen, da entsorgt Michael Kallrath schon wieder die ersten Weihnachtsbäume. Im Schaufenster der Marco Polo Filiale an der Heinrich-Heine-Allee kehrt Kallrath mit dem Handfeger die Tannennadeln des ausgedienten Baums vom Boden auf, neue Nordmanntannen stehen schon im Lager bereit. Als Dekorateur - ein Beruf, der heute Visual Merchandiser heißt - ist er seit dem 10. November mit der Weihnachtsdekoration beschäftigt.

Die schönsten Schaufenster vor Weihnachten
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Die schönsten Schaufenster vor Weihnachten

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Die Materialien für die Dekoration von den Holzleitern bis zu den großen Kugeln und Kiefernzapfen sind in jedem Schaufenster der Filiale in Deutschland zu finden. Das schafft einen einheitlichen Markenauftritt. "Es ist natürlich auch günstiger, wenn man nicht 100 Kugeln, sondern 8000 kauft", sagt Kallrath. Wie bei den meisten großen Ketten kümmert sich eine Agentur um das Konzept.

Weihnachtsmärkte 2015 mal ganz skurril
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Weihnachtsmärkte mal schräg und skurril

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Foto: dpa, pla

Das gilt auch für den Luxus-Hersteller Hermès an der Königsallee. Dort erinnert ein stilisierter blauer Baum vor blauem Vorhang an ein Bühnenbild. Im Baum hängt ein Kaschmirschal als Dekoration, aber auch zwei bemalte Schalen. Die dezent bemalten Fiberglaskugeln kosten laut Preisschild 230 Euro. Bei dem Konzept geht es um die Themen Nacht, Winter und Träume, erklärt eine Mitarbeiterin im Geschäft. Bei dem Konzept wirke auch immer ein Künstler mit.

Von zu viel Kunst im Schaufenster hält Domagoj Mrsic aber nichts. "Kunst soll man in Galerien lassen. Die Ware muss im Vordergrund stehen, aber so inszeniert werden, dass sie mit dem Gesamtkonzept verschmilzt", sagt der Dekorateur, der unter anderem Jades und Franzen zu seinen Kunden zählt. Experten wie Florian Schiffer von der Agentur Mavis, die auch Marco Polo betreut, betonen, dass der Trend im Schaufenster zur künstlerischen Gestaltung geht. "Das Schaufenster ist die Visitenkarte. Damit muss ich Begehrlichkeiten wecken, so dass der Kunde in den Laden geht." Durch den Online-Handel müssten die Geschäfte stärker noch als früher Inspirationen liefern und Geschichten erzählen. "Mit dem Schaufenster grenzen sich die Händler ab, besetzen Nischen und kommunizieren Botschaften", sagt Schiffer.

Das gilt auch für das in diesem Jahr eröffnete Geschäft von Dior. Die Luxusmarke präsentiert sich auf der Kö zum ersten Mal im Weihnachtsgeschäft, nachdem Eickhoff dort jahrzehntelang als Magnet für anspruchsvolle Modekäufer wirkte. Das Schaufenster erinnert mit den unzähligen bunten Kugeln zwar an Weihnachten. Wie sie verwendet wurden, hat aber etwas Überraschendes. Je nach Betrachtung wirken sie wie ein Mosaik oder wie Farbfelder auf einem Gemälde. Oder erinnern sogar daran, dass eine Fläche aus vielen Punkten zusammengesetzt ist. Die Idee ist so einfach wie raffiniert und kommt auch bei Weihnachtsmuffeln gut an. Auf die klassischen roten Kugeln wurde verzichtet.

Die findet man in den kleineren Geschäften außerhalb des Zentrums, wo Ladeninhaber und Mitarbeiter häufig selbst dekorieren. An der Nordstraße hat ein Modegeschäft einen Schlitten mit einem Glitzerreh ins Fenster gestellt. Ein Anbieter von Hörgeräten hat eine Auswahl von Hörhilfen unter eine Tannenbaumskulptur mit Lichterkette gepackt. Ein Kosmetikstudio verbreitet weihnachtlichen Glanz mit Alufolie. Und ein Sanitätshaus hat Elche im Weihnachtsoutfit ins Fenster gestellt. Geht auch.

(RP)
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