Düsseldorf Wie können Angsträume vermieden werden?

Düsseldorf · Hell und einladend, statt dunkel und schmuddelig: Wenn ein Investor ein neues Quartier plant, Unterführungen verlängert oder U-Bahnhöfe gebaut werden, dann kommt Reinhard Busch ins Spiel. Er arbeitet für die "Fachgruppe Städtebauliche Kriminalprävention" und verhindert, dass Angsträume entstehen oder hilft, sie zu beseitigen.

Hauptbahnhof, Altstadt: Das sind die Angsträume in Düsseldorf
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Das sind die Angsträume in Düsseldorf

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In dunklen Unterführungen oder auch in großen unübersichtlichen Parkanlagen haben nicht nur Frauen häufig ein mulmiges Gefühl - "das hat nicht immer etwas mit tatsächlichen Straftaten zu tun, sondern mit gefühlter Kriminalität", sagt Polizist Busch.

Eine gute Beleuchtung ist generell hilfreich, das hat sich auch an Karneval in der Altstadt gezeigt. Am düsteren Burgplatz haben Scheinwerfer für mehr Übersichtlichkeit und Durchblick gesorgt. Beim Rosensonntagszug wurde die mobile Lichtanlage wieder aufgebaut und die Stadt will wahrscheinlich eine feste Beleuchtung installieren, die bei Bedarf angeschaltet werden kann. Denn wie eine Bürgerbefragung der Stadt gezeigt hat, fühlen sich in der Altstadt 45 Prozent der Befragten "eher" oder "sehr unsicher", am Hauptbahnhof sind es 56 Prozent, die sich "eher" oder "sehr unsicher" fühlen.

Warum gerade das Bahnhofsumfeld generell schwierig ist, kann sich der Experte nicht so recht erklären. "Hauptbahnhöfe in Deutschland sind immer Schmuddelecken, das ist im Ausland häufig ganz anders", sagt Busch. Die Umgestaltung des Vorplatzes, der größtenteils der Bahn gehört, ist ins Stocken geraten.

Allerdings soll auf der Achse zwischen Hauptbahnhof und Kö etwas passieren. An der Friedrich-Ebert-Straße und Immermannstraße soll es laut Busch "teilweise neue Möblierung, Leuchtstelen und Fahrradständer geben". Auch mit neuer Pflasterung und einheitlichen Blumenkübeln soll die Immermannstraße aufgewertet werden — von Bänken rät er allerdings ab, da würde "doch wieder die falsche Zielgruppe sitzen".

Mit der Deutschen Bahn sitzt Reinhard Busch derzeit regelmäßig zusammen — es geht um die Planung für den Rhein-Ruhr-Express (RRX). In Düsseldorf müssen vielerorts zwei Gleise zusätzlich gebaut, Brücken und Bahnhöfe müssen erweitert werden. "Da werden Unterführungen noch länger, da versuchen wir der Bahn möglichst viel abzutrotzen. Aber auch die Stadt ist daran interessiert, potenzielle Angsträume zu vermeiden und bereit, dafür Geld auszugeben."

Auch das erste Projekt der Fachgruppe, deren einziges Mitglied derzeit Reinhard Busch ist, war ein Bahnhof: Der Stadtbahnhof Wittlaer war extrem heruntergekommen und wurde nach mehren - teilweise erheblichen Straftaten - abgerissen und an anderer Stelle komplett neu gebaut. Nun liegt er näher am Wohngebiet, ist deutlich übersichtlicher und seitdem unauffällig.

Die hellen und freundlichen Haltestellen der neuen Wehrhahn-Linie zeigen, dass viele Planer die Ratschläge verinnerlicht haben. "Aber früher, da mussten meine Vorgänger ganz schön dicke Bretter bohren", weiß Busch. Einen guten Ratschlag habe man auch den Planern der U-Bahn Strecke Richtung Kölner Landstraße gegeben. Ein Beispiel: die U-Bahn Haltestelle Oberbilk. Dort wurde die Decke bis zur Zwischenebene angehoben. "So kann man herunterschauen und ermöglicht soziale Kontrolle, wenn etwas auf den Bahnsteigen passiert", erklärt Busch. "Aus einer dicken Säule wurden zwei schlanke Säulen gemacht", so wird die Übersicht verbessert. Dort wurden die Ratschläge gut umgesetzt, "die Station ist immer noch top".

Wenn Investoren/Bauträger in Düsseldorf ein neues Wohngebiet planen, müssen sie sich im Rahmen eines städtebaulichen Vertrages eine Beratung hinsichtlich der Kriminalprävention durch Busch bescheinigen lassen — die Umsetzung bleibt dann ihnen überlassen. "Wenn ein Investor baut, sollen hinterher Anwohner oder Angestellte gerne kommen und nicht absichtlich Umwege gehen."

Im letzten Jahr wurde Busch auch zu Hilfe gerufen, als sich am alten Hafenbecken eine "Gruppe etablierte, die sich Alkohol mitbrachte und dort Partys veranstaltete". Nach einem Termin vor Ort mit Stadt und den privaten Besitzern des Grundstücks habe man vorgeschlagen, "für Beleuchtung zu sorgen und die privaten Flächen mit Toren abends zu schließen", so Busch. Trotz erteilter Baugenehmigung wurde dann doch ein privater Wachdienst von den Eigentümern engagiert, der zu zweit Streife geht und aufpasst. Seitdem gibt es keine Beschwerden mehr.

Personaleinsatz ist gerade in der Altstadt das Mittel der Wahl — dort könne man nicht wie in Parks oder auf Spielplätzen Abhilfe schaffen indem Büsche zurückgeschnitten werden. So geschehen vor einigen Jahren, als die Fachgruppe zusammen mit den Bezirksbeamten Problemstellen gesammelt hat. Das Grünflächenamt habe dann die Vorschläge umgesetzt. Busch bedauert aber, dass das "leider nicht regelmäßig" passiere.

Kennen Sie Angsträume in der Stadt? Welche Ecken meiden Sie? Wir freuen uns über Kommentare.

(irz)
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