Panne bei Fahrplanwechsel in Düsseldorf Wie Hightech am Donnerstag die Rheinbahn lahm legte

Düsseldorf · Beim Versuch, den neuen Fahrplan in die Computersteuerung des Verkehrsunternehmens einzuspeisen, ist gestern das gesamte System der Rheinbahn in Düsseldorf abgestürzt. Der Neustart dauerte bis tief in die Nacht. Auf Schienen und Anzeigetafeln herrschte Chaos.

 Auf vielen Bahnen stand "Zug endet hier" statt der Nummer und des Ziels.

Auf vielen Bahnen stand "Zug endet hier" statt der Nummer und des Ziels.

Foto: Bretz Andreas

Es dürfte eine der umfangreichsten Störungen in der Geschichte der Rheinbahn gewesen sein: Seit dem frühen Donnerstagmorgen war das Computersystem des Unternehmens weitgehend außer Gefecht. Verspätungen und falsche Wagenbeschilderungen sorgten für Ärger und Verwirrung.

Wie bei Saskia Schunk, die den Zettel mit der handgeschriebenen "701" am Bahnfenster gar nicht gesehen hatte. Die Wagenbeschilderung zeigte an, dass die Bahn nicht weiterfahren würde. Erst in letzter Sekunde stieg Schunk trotzdem in den Zug ein, als eine Kollegin sie auf die Notiz hinwies. "Ich befürchte, ich hätte die nächste Bahn auch verpasst, wenn ich alleine unterwegs gewesen wäre. Ich habe nur auf die Wagenbeschilderung geachtet", sagt sie.

Susan Lehmann nutzt eine Station, an der nur die Linie 701 hält. "Als ich heute Morgen an der Haltestelle ankam, stand auf der elektronischen Anzeige, dass die Bahn unbestimmt verspätet käme", sagt die junge Frau. Nach knapp zwanzig Minuten Wartezeit sei dann eine Bahn eingefahren, auf der "Zug endet hier" stand. Auch ihr verriet ein kleiner, per Hand geschriebener Hinweis, dass das nicht stimmte.

Die Anzeigetafeln an den Haltestellen waren von der Störung ebenfalls betroffen.

Die Anzeigetafeln an den Haltestellen waren von der Störung ebenfalls betroffen.

Foto: Andreas Bretz

Karin Hecker hatte schon von den Störungen gelesen, bevor sie das Haus verließ, und deshalb gleich mehr Zeit eingeplant. "Wenn man einen Termin hat und pünktlich weg muss, hat man heute schon ein Problem", sagte sie. Anhand der ausgedruckten Fahrpläne an der Haltestelle habe sie sich selbst erschließen können, welche Bahn wohl gerade einfahren würde. Nicht tragisch, sagte sie, "aber hoffentlich bald beigelegt".

"Es tut uns unendlich leid", sagte Unternehmenssprecher Georg Schumacher, bat aber auch um Verständnis: "Wir sind selbst Opfer." Opfer eines neuen Hightech-Systems, dass die Rheinbahn mit anderen Unternehmen angeschafft hat, aber alleine erprobt - und das bei einer Aktualisierung in der Nacht zum Donnerstag abgestürzt war. 80 Prozent der Busse und Bahnen waren dadurch "im Blindflug" unterwegs, so Schumacher. Weichen mussten per Hand gestellt, die U-Bahn-Tunnel aus der Leitstelle für jede Bahn separat freigegeben werden.

Pappschilder für Notfälle sind längst nicht mehr an Bord

Eigentlich soll das Intermodal Transport Control System (ITCS), das seit einigen Monaten den Fuhrpark der Rheinbahn weitgehend allein steuert, für einen reibungslosen Ablauf sorgen. Es speist etwa die Bordcomputer der Fahrzeuge, die so "wissen", auf welcher Route sie unterwegs sind und diese auf den Monitoren für die Fahrgäste abbilden. Auch die Linien- und Zielangabe an den Fahrzeugen wird vom System gesteuert, das auf den Strecken Weichen stellt, Tunnel überwacht und obendrein auch noch die Verkehrslage berücksichtigt und auf den Anzeigetafeln an den Haltestellen die Wartezeiten aktualisiert.

Eine Rückfallebene, sagt Schumacher, gab es nach dem Absturz nicht. Auch nicht in ganz alte Zeiten: Die laminierten Pappschilder mit Angaben über Linie und Fahrtziel sind längst nicht mehr an Bord. Viele Fahrer halfen sich deshalb gestern selbst mit handgeschriebenen Din-A4-Zetteln, die sie ins Fenster hängten.

Nachdem die Ursache der Störung am Nachmittag feststand, ging die Behebung dann doch schneller als gedacht. Per USB-Stick wurden die Bordcomputer von rund 550 Fahrzeugen an den Endhaltestellen neu gestartet. Am Abend waren bis auf einige Busse alle wieder im Netz.

(RP)
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