Serie So Wohnt Düsseldorf Wie Feng Shui das Haus verändert

Düsseldorf · Die Architektin Sandra Hufnagel hat sich auf Feng Shui spezialisiert, eine 3000 Jahre alte chinesische Lehre, die Menschen und ihre Umgebung in Einklang bringen will.

 Mittelpunkt des Hauses von Sandra Hufnagel ist ein runder Esstisch, umgeben von runden Stühlen und einer runden Metalllampe.

Mittelpunkt des Hauses von Sandra Hufnagel ist ein runder Esstisch, umgeben von runden Stühlen und einer runden Metalllampe.

Foto: Andreas Endermann

Irgendwo in Kalkum, zwischen Feldern und Neubau-Siedlungen, soll sie fließen, die chinesische Energie. Und Sandra Hufnagel kann sie spüren. Auf den ersten Blick unterscheidet sich ihr Reihenhaus nicht von seinen Nachbarn. Und doch - sitzt man eine Weile in ihrem Wohnzimmer, ist ein deutliches Wohlbefinden spürbar. Woran liegt das? Einfach daran, dass Sandra Hufnagel eine sympathische Person ist, mit der man gern einen Kaffee trinkt? Oder weil in ihrem Haus das "Chi", die Lebensenergie, ungehindert zirkulieren kann? Für die Architektin und Feng-Shui-Expertin ist das keine Frage.

In China wird heute kein Hotel und keine Konzernzentrale ohne die 3000 Jahre alte Lebensphilosophie gebaut und eingerichtet, die sich damit beschäftigt, wie sich eine Umgebung auf den Menschen auswirkt. "Wenn Sie einem Menschen begegnen, spüren sie seine Energie", erläutert Sandra Hufnagel, "genauso ist das auch mit Räumen". Und durch Farben, Formen und Materialen ließe sich diese Energie beeinflussen. Mit dem Ziel, Menschen und ihre Räume in Einklang zu bringen. "Damit man sich in seinem Zuhause wirklich wohl fühlt, besser zur Ruhe kommen und Kraft tanken kann." Der erste Schritt dazu: die Bereitschaft, sich auf etwas Neues einzulassen, aufzuräumen, sich von Ballast zu befreien.

Das galt bei Sandra Hufnagel auch für den eigenen Lebensweg. In den 1990-er Jahren hat sie in Oxford Architektur studiert - damals ohne den leisesten Hauch fernöstlicher Philosophie. Schon früh war ihr klar, dass sie eigentlich lieber Räume gestalten, statt Häuser bauen wollte. "Ich hab' mit der Architektur gehadert." Nachdem sie 2006 eine schwere Krankheit überstanden hatte - sie spricht von einer Zäsur - suchte sie nach neuen Aufgaben und stieß auf die Kölner Schule für Feng Shui. "Ich wusste sofort, das ist das Richtige für mich."

Heute berät sie Kunden, die oft das unbestimmte Gefühl äußern, mit ihrer Umgebung stimme etwas nicht. "Eine Familie zieht in ein neues Haus, die Frau schläft plötzlich schlecht, die Kinder streiten nur noch, die Beziehung des Paares kriselt." Und das liegt am schlecht fließenden "Chi"? Sandra Hufnagel kennt die skeptischen Blicke, die Kritik, das sei doch alles wissenschaftlich nicht bewiesen. Aber sie kennt auch die Erfolge von Feng Shui. Wenn ihr nach ihrer umfassenden Analyse eines Hauses und seiner Umgestaltung plötzlich die Bewohner freudestrahlend berichten, wie gut sie nun schlafen. Und dass irgendwie "alles im Fluss ist".

Überhaupt sei das Schlafzimmer ein gutes Beispiel, an dem sich die Prinzipien erklären lassen. "Alles dient dazu, einen erholsamen Schlaf zu haben." Dazu gehört, dass Technik wie Computer oder Fernseher in diesem Raum nichts zu suchen hätten. "Jede elektrische Energie ist eine Lichtquelle, die den Körper daran hindert, in der Nacht das fürs Immunsystem wichtige Hormon Melatonin zu produzieren." Auch sollte das Kopfende des Bettes an einer Wand stehen, ohne Bücherregale darüber, der Raum darunter sollte frei bleiben. Von Bettkästen, in denen sich allerlei "Grümpel" angesammelt hat, hält die Fachfrau gar nichts.

Ursprünglich hatte Sandra Hufnagel mal vor, in ihrem eigenen Schlafzimmer zu arbeiten, sich dann aber mit ihrem Wissen anders entschieden. Heute steht ihr Schreibtisch im Wohnzimmer ihres Hauses, das sie mit ihren zwei Kindern Lisa und Henry und Hund Lotte bewohnt. Dieses Reihenhaus ist eine Art Raumwunder, nur fünf Meter breit, wirkt es trotzdem luftig und geräumig. Zu diesem Gefühl trägt wohl auch der Fußboden aus sandfarbenem Zement-Estrich bei - "der ist total zurückhaltend". Als Kontrast dazu matte weiße, silbergraue sowie schwarze Wände, die rätselhaft lebendig und nicht etwa stumpf-schwarz wirken. Sie wurden von ihrem Lebenspartner Werner Heuser gestaltet, der in seiner Firma eine kunstvolle Spachteltechnik entwickelt hat. "Dunkle Wände geben einem Raum Tiefe", sagt Hufnagel.

Mittelpunkt des Hauses ist ein runder Esstisch, umgeben von runden Stühlen, darüber eine runde Metalllampe - "dort trifft sich die Energie", so die Hausherrin. Eine Schiebetür trennt den ursprünglich offenen Bereich zur Diele - damit sich das "Chi" besser halten kann. "Und sanft durch die Räume fließt."

(RP)
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