Düsseldorf Wie es Schaffrath nicht nach Rath schaffte

Düsseldorf · Seit dem Jahr 2000 bemüht sich das regionale Unternehmen, an der Theodorstraße in Rath ein Möbelhaus zu bauen. Dreimal wurde es von den jeweils Regierenden im Rathaus enttäuscht, will dem Standort Düsseldorf aber treu bleiben.

 Die Pläne von Schaffrath sahen einen gläsernen Gebäuderiegel aus mehreren hintereinander angeordneten Scheiben vor.

Die Pläne von Schaffrath sahen einen gläsernen Gebäuderiegel aus mehreren hintereinander angeordneten Scheiben vor.

Foto: Cadman

Wo heute der ISS Dome steht, sollte eigentlich ein großes Möbelhaus gebaut werden. Im Jahr 2000 hatte das Mönchengladbacher Unternehmen Schaffrath, das seit drei Jahrzehnten mit einem Möbelhaus in Bilk vertreten ist, mit dem damaligen Oberbürgermeister Joachim Erwin (CDU) entsprechende Gespräche aufgenommen. Es war für das Traditionsunternehmen der Beginn einer Grundstücks-Odyssee an der Theodorstraße in Rath - mit unerfreulichem Ausgang. Nach 16 Jahren und mehrfachem Hin und Her unter verschiedenen Rathaus-Chefs hat sich eine Mehrheit aus CDU und SPD (inklusive Oberbürgermeister Thomas Geisel) im Rathaus entschieden, dem Schaffrath-Konkurrenten Krieger (u.a. Marke Höffner) aus Berlin, der ebenfalls Grundstücke an der Theodorstraße besitzt, den Zuschlag für ein Möbelhaus zu geben. Nur Grüne und FDP stimmten für Schaffrath, sahen dessen Konzept als qualitätsvoller an.

Morgen stehen die Änderung des Flächennutzungsplans und das Bebauungsplan-Verfahren für das Modell von Krieger auf der Tagesordnung des Planungsausschusses. Das Konzept sieht auf dem 14,7 Hektar großen Areal zwischen Theodorstraße, Am Hülserhof und der A 52 ein Haupthaus der Marke Höffner sowie einen Möbelmarkt im niedrigen Preissegment (Sconto) und einer für Designermöbel (Kriegerhome) vor. Die Verkaufsfläche ist mit 59.000 Quadratmetern angesetzt - was Schaffrath irritiert: "Uns wurde als Maximum immer eine Verkaufsfläche von 40.000 Quadratmetern genannt. Daran haben wir uns mit unserem Konzept immer orientiert", sagt Geschäftsführer Marc Fahrig. Eine Antwort, warum das für Krieger nicht gelten soll, habe es von der Stadtverwaltung nicht gegeben. Nicht nur die Größe fanden FDP und Grüne, lange Zeit aber auch die CDU im Rathaus, attraktiver als die Dimensionen von Krieger. Alexander Fils (CDU), Vorsitzender des Planungsausschusses, "hat uns beglückwünscht, dass wir mit Abstand das beste Konzept vorgelegt hätten". Auch die Bezirksvertreter, die sich jetzt einstimmig für Krieger aussprechen, seien einst bei der persönlichen Vorstellung begeistert gewesen. Architektonisch sah Schaffrath auf seinem Grundstück östlich des ISS Dome einen schmalen gläsernen Gebäuderiegel aus organisch geformten, hintereinander angeordneten Scheiben vor. Krieger will auf seinem Areal die drei Häuser U-förmig anordnen, soll aber noch verpflichtet werden, einen Fassadenwettbewerb durchzuführen.

Friedhelm Schaffrath, Chef des Unternehmens, hat nach der Vorentscheidung in den Gremien einen Brief an die Ratsfraktionen geschrieben. Die Nachricht habe sein Unternehmen und ihn "sehr getroffen und zutiefst berührt". Nach mehr als 30-jähriger Präsenz als "lokal verwurzeltes, mittelständisches Unternehmen", das in Düsseldorf seinen Sitz hat und seit langem auf der Suche nach Expansionsmöglichkeiten in Düsseldorf ist, sei diese Entwicklung "ein harter Schlag für uns". Ziel sei, weitere Arbeitsplätze in der Region schaffen, das Unternehmen sei zukunftsträchtig aufgestellt, mit seiner Frau eine erfahrene Unternehmerin als Nachfolgerin bestimmt. Er bittet darum, die Entscheidung zu überdenken und die "Entwicklung eines lokalen mittelständischen Unternehmens" zu fördern. Schaffrath erinnert daran, wie oft seinem Unternehmen "aus nicht selbstverschuldeten Gründen durch Entscheidungen einzelner Personen" Expansionsmöglichkeiten in Rath verwehrt blieben.

In der Tat ist es eine zumindest verwunderliche Geschichte: Im Jahr 2000 will der damalige Rathaus-Chef Erwin die Theodorstraße zum modernen Gewerbestandort entwickeln, eines der Grundstücke scheint Schaffrath und ihm optimal für ein Möbelhaus. Doch dann entsteht die Idee, nicht nur das Stadion in Stockum durch eine neue Arena zu ersetzen, sondern an der Theodorstraße noch ein Stadion für Eishockey und andere Events zu bauen. Auf dem von Schaffrath avisierten Grundstück. Man setzt sich im Mai 2002 erneut zusammen, Erwin sagt Schaffrath ein 42.000 Quadratmeter großes Ersatzgrundstück an der Theodorstraße zu, falls das Unternehmen die Fläche für den späteren Dome freigibt. Schaffrath stimmt zu. Schon im Juli 2002 wird dem Aufsichtsrat der zuständigen Grundstücksentwicklungsgesellschaft (GED) eine entsprechende Empfehlung vorgelegt. Darin verpflichtet sich die GED, kein weiteres Möbelhaus auf ihren Flächen an der Theodorstraße anzusiedeln. Im November 2002 bekräftigt Schaffrath, das Areal für zwölf Millionen Euro kaufen zu wollen. Doch kurz vor dem Notartermin macht die GED einen Rückzieher. Offenbar hat man einen anderen Käufer gefunden: BMW zeigt Interesse für ein neues Autohaus - es eröffnet 2008.

Auch an dem früheren Doblinger-Grundstück, auf dem jetzt Krieger bauen will, war Schaffrath interessiert, den Zuschlag erhielt Krieger. 2012 bietet sich eine neue Chance. Unweit des ISS Dome steht ein Grundstück der Stadttochter IDR zum Verkauf. Dort hatte Bauhaus einen Baumarkt realisieren wollen, war aufgrund von Landesgesetzen aber nicht zum Zug gekommen. Schaffrath griff schließlich zu. Auch Krieger meldete Interesse an, wollte als Projektentwickler für Bauhaus auftreten, das ein Vorkaufsrecht gehabt haben soll. Es kam zum schweren Streit zwischen Krieger und der Stadt, in dessen Folge der damalige Oberbürgermeister Dirk Elbers (CDU) wegen Aussagen von Kurt Krieger vor Gericht zog und Recht bekam.

Ein Jahr später hatte Düsseldorf mit Geisel einen neuen Oberbürgermeister, im Rathaus regierte nun eine Ampel aus SPD, Grünen und FDP. Nur wenige Monate nach seiner Wahl hatte der neue Oberbürgermeister Schaffrath zu sich eingeladen, um ihm mitzuteilen, dass er die Krieger-Pläne bevorzuge. Ihm sei nahegelegt worden, so Schaffrath später, dass er sein Grundstück abgeben solle, weil ein zweites Möbelhaus an dem Standort nicht sinnvoll sei. Dafür soll dort Bauhaus bauen. Das finden Bezirksvertreter, SPD und CDU nämlich städtebaulich am sinnvollsten. Ganz nebenbei wird eine problematische Brache, das frühere Goodman-Grundstück, bebaut. Schaffrath will man im Gegenzug einen anderen Standort in Düsseldorf anbieten.

"Wir sind nicht einverstanden, wie man mit uns umgeht", sagt Marc Fahrig, "wollen aber Düsseldorf nicht den Rücken kehren." Man sei für Alternativen offen, auch wenn der Markt mit dem Höffner-Standort in Neuss und dann auch im Norden Düsseldorfs ausgereizt sei und viel Umsatz abgezogen werde. Das Stammhaus in Bilk soll auf jeden Fall bleiben, denkbar sei ein zweiter Standort mit Schwerpunkt auf den Design-Marken, die Schaffrath exklusiv führt. "Wir stecken den Kopf jedenfalls nicht in den Sand, sondern kämpfen in und um Düsseldorf", sagt Fahrig.

(dr)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort