Düsseldorf Wie eine Gehörlose einen neuen Job fand

Düsseldorf · Ein Düsseldorfer Unternehmen setzt auf Mitarbeiter mit Handicap. Davon profitierte auch Camelia Krystkowiak.

 Camelia Krystkowiak (Mitte) hat einen Job bei Unternehmerin Nicola Baumgartner gefunden. Bei der Vermittlung half Frank Pfeiffer.

Camelia Krystkowiak (Mitte) hat einen Job bei Unternehmerin Nicola Baumgartner gefunden. Bei der Vermittlung half Frank Pfeiffer.

Foto: Arbeitsagent.

"Es muss einfach passen", sagt Nicola Baumgartner und setzt auf Chancengleichheit und gelebte Inklusion. Mit der Folge: Ein Drittel ihrer Mitarbeiter hat ein Handicap. Darunter ist seit wenigen Wochen auch Camelia Krystkowiak. Die 45-Jährige wohnt in Neuss, verlor ihren Job und da sie gehörlos ist, kümmerte sich Frank Pfeiffer vom Reha/SB-Team der Arbeitsagentur Neuss um sie. Er besorgte Camelia Krystkowiak eine neue Arbeitsstelle in dem Unternehmen von Nicola Baumgartner.

Vor acht Jahren hat sich die 43-Jährige mit ihrer Teelounge selbstständig gemacht. "Shuyao", auf Deutsch übersetzt: ein Ort, um die Sorgen des Alltags hinter sich zu lassen. Die Teelounge an der Königsallee gibt es inzwischen nicht mehr, stattdessen setzt Baumgartner stärker auf örtliche Verkaufspartner, auch über die Grenzen Deutschlands hinaus, und den Onlinehandel ihrer Produkte. Von der Entwicklung bis zum Versand erfolgen alle Arbeitsschritte in Düsseldorf.

"Wir bieten exklusive Teekompositionen aus 100 Prozent naturreinem Tee, die in Kombination mit dem Shuyao Teamaker immer wieder aufgießbar und für jede Lebenslage geeignet sind", erklärt die Gründerin. So ungewöhnlich wie der Firmenname ist auch das Mitarbeiterkonzept. "Mir ist es gleich, was jemand vorher gemacht hat", sagt Baumgartner. "Entscheidend ist für mich, dass der Mann oder die Frau motiviert ist und ins Team passt."

Camelia Krystkowiak erfüllt offenbar diese Kriterien. Drei Wochen konnten sich die Gehörlose und ihre neue Arbeitgeberin gegenseitig kennenlernen, "Maßnahme zur beruflichen Eingliederung" heißt das in Beamtendeutsch und wird finanziert von der Arbeitsagentur Neuss. Das positive Ergebnis: ein Arbeitsvertrag, gefördert von der Arbeitsagentur Neuss.

Camelia Krystkowiak, die nun im Unternehmen per Hand den Tee konfektioniert und ihn versandfertig macht, verständigt sich mit ihren Kollegen per Gesten und Mimik, außerdem liest sie ihrem Gegenüber von den Lippen ab. Dass viele Mitarbeiter im 16-köpfigen Team gehörlos sind oder eine andere Behinderung haben, soll im Arbeitsalltag keine Rolle spielen - ganz im Gegenteil. "Es gibt keine Sonderbehandlung für meine Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Jeder muss seinen Teil leisten und vor allem ins Team passen", sagt die Unternehmerin Nicola Baumgartner.

(RP)
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