Düsseldorf Wenn mangelnde Fitness zur Strafsache wird

Düsseldorf · Im Landgericht spielt eine Theatergruppe bedrückende Szenen aus einem totalitären System der Zukunft.

 Valentin Stroh, Sergius Bockmeier und Theresa Martini (v.l.) in der Probe

Valentin Stroh, Sergius Bockmeier und Theresa Martini (v.l.) in der Probe

Foto: .End

Inszenierte Auftritte vor Gericht kennen Juristen zu Genüge. Mit dem Stück "Corpus Delicti - Mias Fall" nach Juli Zeh, das am Montag Premiere hat, wird jedoch der Schwurgerichtssaal des Landgerichts Düsseldorf zur echten Theaterbühne. Nach "(un)schuldig" (2015) und "Die Schutzfliehenden" (2016) ist "Corpus Delicti" das dritte Projekt, das die Kölner Regisseurin Katharina Weishaupt mit Bühnenbildnerin Radha Freudemann im Gerichtskomplex an der Werdener Straße realisiert.

"Wir wollten das Gericht kulturell für die Allgemeinheit öffnen, und als Katharina Weishaupt auf uns zukam, waren wir von ihren Ideen begeistert", sagte Bernd Scheiff, Präsident des Landgerichts.

Schon der wortspielerische Titel "Corpus Delicti" gibt einen Hinweis auf den Inhalt des Stücks, der das Individuum auf seinen Körper reduziert. In einem totalitären System des Jahres 2057 ist das Menschsein auf eine rein körperliche Existenz reduziert, wird seine Gesundheit zentral überwacht. Die "Methode", so der Name des Überwachungssystems, vereint Orwells "Großen Bruder" mit modernen Internet-Anwendungen wie Alexa. Diese überwacht auch Mia Holl (Therese Martini), die folgsam ihre vorgeschriebenen Trainingseinheiten auf dem Heimfahrrad abstrampelt. Die Biologin trauert um ihren Bruder Moritz, der in den Fokus der "Methode" geriet und im Gefängnis Suizid begangen hat. Auch sie fällt den Überwachungsbehörden auf, muss sich, unterstützt von Anwalt Rosentreter (Sergius Buckmeier), vor Gericht verantworten und Heinrich Kramer (Valentin Stroh) als Mastermind Rede und Antwort stehen. Ein spannendes Gerichtsverfahren mit überraschendem Ausgang beginnt.

Neben drei Profi-Schauspielern sind auch Laiendarsteller an dem Theaterprojekt beteiligt, darunter ein Jurist. "Philipp Morneweg war früher Staatsanwalt, von ihm haben wir einige Tipps bekommen", verriet Katharina Weishaupt. Ein Profi seines Fach ist ebenfalls Günther Förster. Der Justizwachtmeister übernimmt diese Rolle auch im Stück.

"Wir würden die Zusammenarbeit mit den Theatermacherinnen gern fortsetzen, zumal wir mit der bisherigen Resonanz sehr zufrieden sind", versicherte Scheiff. Und weil das Publikumsinteresse groß ist, wird es neben der Preview am Sonntagabend und der Premiere am Montag 9. April eine weitere Vorstellung am Dienstag geben. Beginn ist jeweils um 18.30 Uhr, eine Anmeldung unter verwaltung@lg-duesseldorf.nrw.de ist erwünscht.

(RP)
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