Kolumne Mein Düsseldorf Wenn die Jonges mit Geschenken drohen

Düsseldorf · Immer, wenn die Düsseldorfer Jonges mit einer Gabe um die Ecke kommen, gibt's komischerweise Qualm in der Küche. Woran das wohl liegt?

 Der Brunnen an der Maxkirche war in den 1970ern Gegenstand einer hoch kochenden Debatte.

Der Brunnen an der Maxkirche war in den 1970ern Gegenstand einer hoch kochenden Debatte.

Foto: Endermann

Nun ist Streit ja nicht grundsätzlich schlecht, sondern kann fruchtbar sein und auf neue Gedanken bringen. Aber um konstruktive Kritik geht es bei den Jonges eigentlich nie. Es geht um etwas viel kniffligeres - um Geschmack. Den haben die Jonges sicher, aber es teilen ihn eben nicht alle. Jeder kennt das: Da bekommt man was geschenkt, und findet es scheußlich. Was tun? Ehrlich sein, Freundschaften riskieren oder den Familienfrieden? Manchmal muss man sich jedoch wehren, auch gegen Präsentchen. Vor allem, wenn einem der Schenkende seine Vorstellung von Ästhetik aufzwingen will. Bringt Großtante Gertrud uns aus Lourdes angeblich heilendes Wasser in einer Madonnenfigur mit abschraubbarem Kopf, stellen wir die uns ja auch nicht ins Designer-Regal neben die Sonos-Box.

Also ist es kein Wunder, dass die Idee von Jonges-Baas Wolfgang Rolfshoven, dem Düsseldorfer Köbes ein Denkmal zu setzen und dies der Stadt zu schenken, nicht überall zu überschäumender Freude führt. Warum ein Denkmal für diese Berufsgruppe? Klar, die Köbesse (ein Hinweis an die Jonges - es sind Frauen darunter!) sind schon speziell - aber es gibt sie auch in Köln, übrigens mit demselben Namen. Dafür ein Denkmal? Lieber nicht, fanden einige, und auch die Eigner der vier Hausbrauereien, sozusagen als höchste Instanz um ein Urteil gebeten, senkten den Daumen. Womöglich auch, weil sie als Sponsoren des Dings ausersehen waren.

Wollen wir ihnen mal dankbar sein, immerhin haben sie uns vermutlich was Peinliches erspart. Rolshoven wird zwar nun grollend in seinem wuchtigen Baas-Sessel mit der hohen Lehne hocken, aber dem umtriebigen Chef des kuriosen Vereins (rund 2500 Mitglieder, ausschließlich Männer - Frauen nimmt man nicht auf!) sollte man raten, nicht nur in seinem Vorstand, sondern mit externem Beratern weiter zu prüfen, wie man seine Amtszeit mit einem anderen, einem passenderen Denkmal krönen könnte. Und wenn er dabei bleibt, das zu wollen und vor allem zu brauchen, muss es nicht aus Stein, Bronze, Stahl oder vergleichbaren Materialien sein. Häufig haben die Jonges doch schon für sinnvolle, wirklich nützliche Dinge (neue Bäume nach Sturm Ela!) gesammelt. Respekt dafür!

Aber wenn es um die Optik Düsseldorfs geht, ist der Club der (sehr oft) alten Männer eisern und hält sich für kompetent, sie - erstens - zu beurteilen - zweitens - notfalls einzugreifen und - drittens - das Recht zu haben, nach eigenem Gusto zu gestalten. Man schätzt halt solche Sachen, aufgestellt irgendwo an exponierter Stelle und auf einer Plakette von den generösen Spendern kündend. Immerhin hat man einen selbst ernannten Experten, genannt Stadtbildpfleger. Ein Wort zum auf der Zunge zergehen lassen!

Was bei einer solchen Selbsteinschätzung herauskommen kann, ist an der Maxkirche zu besichtigen: Der dortige Brunnen, ein Geschenk der Jonges aus den 70ern, war damals Gegenstand einer hoch kochenden Debatte, weil viele ihn schlicht gräßlich fanden. Schöner geworden ist er seitdem nicht, und nicht wenige Düsseldorfer hoffen insgeheim, angesichts der hohen Altmetallpreise möge sich dort ein Dieb mit Flex mal nachts an die Arbeit machen. (Könnte sich lohnen, er scheint aus Kupfer zu sein!)

Auch eine andere Gabe des Vereins, eine schräg in die Luft ragende Metallstange unweit der Kunstakademie am Rhein lässt Spaziergänger bestenfalls grübeln - auf diesen Stab können sich die meisten keinen Reim machen. Dass dies der Zeiger einer von den Jonges gestifteten Sonnenuhr ist, hat sich nicht wirklich ins Bewusstsein der Leute gesetzt. Kaum zu ignorieren ist dagegen der von den Jonges - sagen wir: neu gestylte Jrönge Jong im Hofgarten. Dieser steinerne Triton mitten in einem Hofgartenteich wurde auf Initiative und auf Kosten des Vereins von einem japanischen Künstler in einen changierenden, strahlenden Kokon gehüllt. Nicht gerade ein Lichtblick, spotten einige und halten diese Art der Illumination für eine dunkle Stunde Düsseldorfer Kunstverständnisses.

Eine glücklicher Hand hatte man dagegen mit dem Stadterhebungsmonument am Burgplatz - es zeigt die frühe Historie Düsseldorfs, halb gegenständlich, halb abstrakt in faszinierenden Figuren und Details dargestellt. Ein Denkmal zum Anfassen, das die Augen einlädt zum Spaziergang. Es kommt an, buchstäblich, was einzig am Künstler liegt: Bert Gerresheim versteht es, den schmalen Grat zu gehen zwischen ernstzunehmender Kreativität, Gebrauchskunst und populärer Darstellungsform.

(RP)
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