Serie Düsseldorfer Nahversorgung Wenn der Laden an der Ecke fehlt

Düsseldorf · Wer für den täglichen Bedarf einkaufen möchte, muss in Düsseldorf oft lange Wege gehen. In manchen Stadtteilen gibt es schon keinen Laden mehr. Das liegt am Wandel in der Gesellschaft und der Branche. Das Problem wird sich verschärfen.

 Supermärkte, wie hier eine Rewe-Filiale in Oberkassel, benötigen heute größere Flächen als früher, die es eben an manchen Orten nicht gibt.

Supermärkte, wie hier eine Rewe-Filiale in Oberkassel, benötigen heute größere Flächen als früher, die es eben an manchen Orten nicht gibt.

Foto: anne orthen

Stadtteile Die Industrie und Handelskammer in Düsseldorf ist nicht gerade bekannt dafür, die Situation in der Landeshauptstadt schlechtzureden. Und dennoch: Auch hier gibt man zu, dass die Nahversorgung in manchen Stadtteilen besser sein könnte, besonders aus den Wohngebieten ziehen sich die Supermärkte zurück, von Metzgern, Bäckern oder Banken gar nicht zu reden. Tatsächlich beklagen besonders ältere Menschen fehlende Einkaufsmöglichkeiten, zum Teil werden schon Bürgerinitiativen gegründet, auch Stadtteilpolitiker bemühen sich vehement, wieder Geschäfte in die Quartiere außerhalb der Zentren zu bekommen.

In Eller etwa soll im Gurkenland seit Langem schon ein neuer Supermarkt entstehen, doch die Verträge sind auch seit langem schon "noch nicht spruchreif". In Hamm, Knittkuhl oder Hubbelrath sucht man vergeblich nach Möglichkeiten zum Einkaufen, auch in Kaiserswerth wird heftig diskutiert, wie denn die Versorgung mit dem Nötigsten in Zukunft gewährleistet wird. Selbst in Golzheim und Derendorf gibt es Bereiche, in denen es keinen Supermarkt mehr gibt.

Dass sich die Situation gerade für ältere Menschen und die, die nicht so gut zu Fuß sind, eher verschlechtert als verbessert, scheint zumindest ausgemachte Sache. Und das liegt zum Einen an der Branche. Heutige Supermärkte sollten am besten nicht kleiner sein als 1400 Quadratmeter, um ein Sortiment anbieten zu können, dass die Kunden wünschen. Früher brauchten die Märkte schlicht weniger Platz, die Gänge waren enger, ein Geschäft kam auch ohne Frischfleischtheke und Backautomaten aus.

Diese Flächen sind in einer Stadt wie Düsseldorf aber nur begrenzt verfügbar. Dies zeigt etwa die Diskussion in Kaiserswerth um die Bebauung des Dreiecksparkplatzes. Hinzu kommt, dass neben der größeren Verkaufsfläche auch Stellfläche für die Pkws der Kunden notwendig sind. Die Menschen wollen mit dem Auto einkaufen. Ein anderer Grund ist die veränderte Lebenswirklichkeit der Menschen. Die sind heute mobil und müssen nicht mehr dort einkaufen, wo sie leben, wollen sogar auf dem Weg von der Arbeit nach Hause Besorgungen erledigen.

Deshalb und weil dort mehr Platz ist, entstehen vermehrt große Zentren auf der grünen oder grauen Wiese (an Zubringerstraßen oder in Gewerbegebieten). In den Familien arbeiten meistens beide Elternteile, früher ging die Mutter noch um die Ecke zum Einkaufen. Gleichzeitig aber altert die Gesellschaft, gibt es immer mehr Menschen, die keine weiten Wege gehen können, für sie ist die Entwicklung fatal, zumal die Immobilienbesitzer oft kein Interesse daran haben, Existenzgründern eine Chance zu geben.

Sie wohnen nicht mehr vor Ort, leiden somit nicht selbst unter der Verödung eines Gebietes.

(RP)
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