Düsseldorf Weizsäcker statt Mannesmann

Düsseldorf · Das NRW-Wirtschaftsministerium plant eine Umbenennung des Mannesmann-Hochhauses. In der Stadt regt sich Widerstand.

 Das Mannesmann-Hochhaus ist heute Sitz des nordrhein-westfälischen Wirtschaftsministeriums. Früher war es die Zentrale von Mannesmann.

Das Mannesmann-Hochhaus ist heute Sitz des nordrhein-westfälischen Wirtschaftsministeriums. Früher war es die Zentrale von Mannesmann.

Foto: endermann

Das neben dem Dreischeibenhaus berühmteste Hochhaus Düsseldorfs soll einen neuen Namen bekommen. Das NRW-Wirtschaftsministerium plant eine Umbenennung des Mannesmann-Hochhauses in Richard-von-Weizsäcker-Haus. Bereits Ende Januar soll die Umwidmung des Ministeriumssitzes im Kreise geladener Gäste stattfinden. Entsprechende Informationen unserer Redaktion bestätigte eine Sprecherin von Wirtschaftsminister Garrelt Duin. Zu den Gründen für die Umbenennung wollte sich beim Ministerium gestern niemand äußern.

Richard von Weizsäcker war von 1981 bis 1984 Regierender Bürgermeister von Berlin und von 1984 bis 1994 Bundespräsident Deutschlands. In seine Amtszeit fiel die deutsche Wiedervereinigung. Zu dem früheren Düsseldorfer Traditionsunternehmen Mannesmann hatte der promovierte Jurist eine lange Bindung. Von 1950 bis 1953 arbeitete Weizsäcker als wissenschaftliche Hilfskraft bei Mannesmann am Standort in Gelsenkirchen. 1953 wechselte er in die Rechtsabteilung des Stahlkonzerns nach Düsseldorf. Im Juli 1955 erhielt er am Standort Prokura und wurde 1957 Leiter der wirtschaftspolitischen Abteilung. Ende Juni 1958 schied Weizsäcker bei Mannesmann aus. In dem Haus, das bald seinen Namen tragen könnte, hat Weizsäcker aber wohl nie gearbeitet. Es wurde ab 1956 entworfen und gebaut, Fertigstellung war erst 1958, dem Jahr von Weizsäckers Ausscheiden bei Mannesmann.

Die früheren Mitarbeiter von Mannesmann, die sich selbst stolz als Mannesmänner bezeichnen und für ihren betrieblichen Korpsgeist und eine hohe Identifikation mit dem Unternehmen bekannt sind, zeigen sich tief enttäuscht. "Ich bin vom Plan einer Umbenennung des Mannesmann-Hochhauses entsetzt", sagt Hermann Macher. Der 86-Jährige hat eine steile Karriere bei Mannesmann hinter sich, stieg vom kaufmännischen Lehrling zum Hauptabteilungsleiter und schließlich zum Prokuristen auf. "Ich habe großen Respekt vor dem Lebenswerk von Richard von Weizsäcker, aber ich stelle die Frage, welche besonderen Verdienste er sich für Düsseldorf erworben hat, dass man ausgerechnet das Mannesmann-Hochhaus nach ihm benennen muss", sagt Macher. "Ich finde es sehr traurig, wie mit dem Erbe von Mannesmann in Düsseldorf umgegangen wird", so Macher. Geht es nach ihm, sollte das prägnante Haus weiterhin an Mannesmann erinnern. Das Unternehmen habe die Stadt und ihre Bewohner als wichtiger Arbeitgeber über Jahrzehnte entscheidend geprägt.

Auch beim Heimatverein Düsseldorfer Jonges ist man wenig begeistert. "Mit Blick auf die Bedeutung des Traditionsunternehmens finde ich es nicht angebracht, das Haus umzubenennen", sagt Jonges-Baas Wolfgang Rolshoven. So sieht es Stadtbildpfleger Volker Vogel. Mannesmann habe über viele Jahrzehnte Stadtgeschichte geschrieben. "Außerdem halte ich es für unangemessen, einen Menschen wie Weizsäcker, der vor allem für Bürgerrechte steht, ausgerechnet mit der Hauptzentrale einer Finanzverwaltung zu ehren", sagt Vogel. Im Mannesmann-Hochhaus sitzt heute das Wirtschaftsministerium. Er schlägt vor, nach dem früheren Bundespräsidenten, der Anfang des Jahres gestorben ist, lieber einen öffentlichen Platz zu benennen. Der Name Mannesmann schwindet zunehmend aus dem Stadtbild, zuletzt strich der Rohrhersteller Vallourec das Wort Mannesmann aus seinem Namen.

(tb.)
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