Düsseldorf Weihnachtsmarkt fast wie jedes Jahr

Düsseldorf · Einheimische Besucher, Touristen und Händler lassen sich die Stimmung auf dem gestern eröffneten Weihnachtsmarkt nicht vermiesen. Nur wenn ein sich näherndes Martinshorn zu hören ist, herrscht größere Aufmerksamkeit als sonst.

Düsseldorfer Weihnachtsmärkte haben geöffnet
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Düsseldorfer Weihnachtsmärkte 2015 haben geöffnet

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Foto: Bernd Schaller

Echte Fans des Düsseldorfer Weihnachtsmarkts lassen sich von nichts abschrecken. Weder der Regen, der gestern die Eröffnung ein wenig trübte, noch Terrorwarnungen hielten die ersten Besucher von einer Stippvisite der weihnachtlichen Buden ab. "Wenn man kein Vertrauen hat, dann kann man nur aufgeben", meint Birgit Mückendorf, die an der Flinger Straße seit 20 Jahren Blechspielzeug verkauft. Sich nach dem Attentat in Paris Sorgen über die Sicherheit auf dem Weihnachtsmarkt zu machen, ist nicht ihre Sache. "Das wäre zu viel des Guten. Man schiebt es weg." Wie an jedem ersten Tag des Marktes bedauert sie, dass die Medica ihren letzten Tag hat. Denn für viele Messebesucher ist der Besuch auf dem Weihnachtsmarkt ein festes Ritual.

Ihr eingespieltes Ritual pflegten gestern auch zwei Kolleginnen aus Flingern und Unterrath, die sich zum Eierpunsch auf der Flinger Straße treffen, aber ihren Namen nicht in der Zeitung sehen wollen. "Man guckt schon kritischer hin", geben beide zu. Zum Beispiel als sich eine Gruppe dunkelhäutiger Männer nähert. Wegen der gepflegten Kleidung vermuten sie schließlich Messebesucher. Ihr Misstrauen gefällt ihnen selbst nicht, aber es ist da.

Weihnachtsmarkt Düsseldorf: das sagen Händler und Besucher zur Sicherheit
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das sagen Händler und Besucher zur Sicherheit

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Der Andrang der Besucher ist an diesem Nachmittag, mitten in der Woche und bei schlechtem Wetter noch übersichtlich. Auch dass der Markt sich über verschiedene Standorte erstreckt, so dass die Besuchermassen entzerrt werden, schafft eine entspannte Atmosphäre. Ein Grund, warum sich Marion Dümpelfeld, die auf dem Schadowplatz Pralinen verkauft, sich sicher fühlt. "Ich glaube, dass Düsseldorf zu uninteressant ist. Andere Märkte wie in München oder in Nürnberg sind viel weitläufiger als hier. Bei uns ist es auch nicht so knubbelig und so eng wie auf anderen Märkten."

Die Ankündigung der Polizei hohe Präsenz zu zeigen, kommt bei den Händlern auf dem Marktplatz vor dem Rathaus gut an. "Das finde ich richtig so. Das gibt uns schon ein gutes Gefühl", sagt Heike Fischer vom Stand der Feuerzangenbowle, nachdem gerade vier Polizisten in neongelben Jacken vorbeigegangen sind. Die blonde Bremerin setzt außerdem auf ihre eigene Aufmerksamkeit und die ihrer Kollegen. "Wir sind Profis und haben das Umfeld im Blick. Ich habe hier auch schon mal einen Taschendieb erwischt", sagt sie. Schließlich sollen ihre Kunden nur gute Erinnerungen an den Besuch behalten.

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Foto: Hans-Juergen Bauer

Jeder hat seine eigene Art, mit den Erlebnissen der vergangenen Tage umzugehen. Die beiden Studenten Amelie (19) und Sebastian (26) am Glühweinstand an der Flinger Straße sagen, für sie habe sich nichts verändert. "Seit Freitag wurde in den Medien intensiv darüber berichtet. Nächste Woche redet keiner mehr davon", meint Amelie, das sei nach Charlie Hebdo auch so gewesen. Mit schwarzem Humor hat sich die pensionierte Kita-Leiterin Helga Ellendt in den Stand begeben, in dem sie Vogelhäuschen und Nistkästen verkauft. Ob er denn für sie auch eine kugelsichere Weste habe, hatte sie ihren Chef gefragt. "Ein böser Witz", fügt sie für zartere Gemüter entschuldigend hinzu. Auf dem Engelchenmarkt verkauft Martin Holte wie jedes Jahr im Bienenhaus seinen Honig und meint: "Die Gefahr ist nur theoretisch. Man sollte versuchen, sich gar nicht erst auf eine negative Stimmung einzulassen, auch wenn man sich natürlich etwas zwiespältig fühlt."

(RP)
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