Düsseldorf Weg frei für neue Zentralbibliothek

Düsseldorf · Der Stadtrat stimmte dem Umzug der Zentralbibliothek ins Postgebäude zu. Allerdings müssen Teile der Planung auf Drängen von Grünen und FDP überarbeitet werden. Auch die Befürworter räumen ein, dass das Gebäude architektonisch nicht schön ist.

 Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD) zählt Ja-Stimmen im Stadtrat. Er erhielt gestern Abend eine Mehrheit für ein wichtiges Projekt.

Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD) zählt Ja-Stimmen im Stadtrat. Er erhielt gestern Abend eine Mehrheit für ein wichtiges Projekt.

Foto: Anne Orthen

Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD) darf am Freitag den Mietvertrag für das Postgebäude am Bahnhofsvorplatz unterschreiben. Der Stadtrat befürwortete am Donnerstagabend gegen 20.50 Uhr mit der Mehrheit der Ampel-Kooperation aus SPD, Grünen und FDP die Planung für das Kulturzentrum. Dort sollen unter anderem auch das Theatermuseum und das Forum Freies Theater (FFT) einziehen. Grüne und FDP knüpften ihre - erst kurz vor der Sitzung vereinbarte - Zustimmung aber an eine Reihe von Bedingungen. So muss Geisel die Pläne für den Einbau einer Bühne und für die Innenausstattung erneut dem Rat vorlegen. Die Fraktionen halten die Berechnungen für nicht ausreichend und sehen ein zu großes Risiko.

Vor der Entscheidung in geheimer Sitzung gab es am Abend eine Aussprache im öffentlichen Teil. Fast zwei Stunden lang lieferten sich die Fraktionen eine emotionale Diskussion. Die CDU scheiterte mit der Forderung, die Planung in letzter Minute zu stoppen - und doch noch einmal über Alternativen nachzudenken. Fraktionschef Rüdiger Gutt hält das Postgebäude für ungeeignet, zudem sei die Finanzierung über ein 30 Jahre laufendes Mietmodell mit einer Jahresmiete von 4,4 Millionen Euro Verschwendung. "Für diese Summe könnte man einen Neubau anderer Dimension errichten", sagte Gutt. Auch die Linke stimmte mit Nein, sie kritisierte, dass das langfristige Miet-Modell keinen Wert für die Stadt schafft.

 So soll das neue Bibliotheksgebäude am Bahnhof aussehen.

So soll das neue Bibliotheksgebäude am Bahnhof aussehen.

Foto: RKW Architektur +

Auch die Befürworter räumen ein, dass das ehemalige Logistik-Zentrum kein Hingucker wird, auch wenn der Eigentümer ein Glasfoyer anbauen will. "Das wird kein städtebauliches Kleinod", sagte Geisel. Als Vorteile gelten die zentrale Lage und die technischen Vorzüge. Es waren auch andere Standorte geprüft worden, sie scheiterten aber an praktischen oder finanziellen Hürden. Nun hat man sich für den Postbau erwärmt. "Das ist keine Liebesheirat, aber wir wollen eine neue Bibliothek", sagte etwa Norbert Czerwinski (Grüne). SPD-Fraktionschef Markus Raub hielt die in letzter Minute eingebrachten Alternativvorschläge der CDU für "Nebelkerzen".

Die Zentralbibliothek mit ihren rund 708.000 Besuchern pro Jahr befindet sich seit 1986 an der Hinterseite des Bahnhofs. Das Gebäude gilt als nicht mehr zeitgemäß, darüber hinaus haben sich die Wünsche der Nutzer verändert. Immer mehr Menschen wollen dort arbeiten. Dafür fehlt Platz. Der neue Standort soll moderne Ausstattung bieten, dazu kommen neue Einrichtungen wie ein Lesecafé, eine Jugendbibliothek oder ein Dachgarten.

Für Debatten hatte insbesondere die Verwendung der restlichen Fläche in dem riesigen Bau gesorgt. Die Grünen hatten eine ganze Reihe von Forderungen aufgestellt - die nun erfüllt oder zumindest geprüft werden. So erhält das Theatermuseum ein bislang nicht geplantes "Schaudepot", zudem klärt die Stadtverwaltung, ob der alte FFT-Standort an der Jahnstraße erhalten bleibt. Auf Wunsch der Liberalen wird geprüft, ob die Volkshochschule ihren Standort von der Franklinstraße verlegt - und dafür doch nicht das Schulverwaltungsamt einzieht. Der Ampel-Antrag schließt zudem einen Verkauf des Hofgärtnerhauses aus. Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP) kündigte an, man werde jeden weiteren Schritt genau prüfen. "Wir werden das Projekt engst begleiten", sagte sie. "Es hat aber mehr Chancen als Gefahren."

(arl)
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