Gymnasium An Der Schmiedestraße in Düsseldorf Warum die Planung für das neue Gymnasium schief gelaufen ist

Düsseldorf · Geht es nach der Stadtspitze und der Ampel-Kooperation bleibt es beim Standort Oberbilk für das 18. städtische Gymnasium. CDU und Elternschaft Düsseldorfer Schulen fordern ein neues Konzept. Sonst drohe 2017 ein weiteres Standort-Desaster. Ein Überblick zum aktuellen Sachstand.

 Rettungsversuch in letzter Minute: Florian Dirszus (Projektleiter Schulbau), Burkhard Hintzsche (Stadtdirektor) und Wolfgang Scheffler (Vorsitzender Schulausschuss) präsentierten Mitte Februar die Pläne.

Rettungsversuch in letzter Minute: Florian Dirszus (Projektleiter Schulbau), Burkhard Hintzsche (Stadtdirektor) und Wolfgang Scheffler (Vorsitzender Schulausschuss) präsentierten Mitte Februar die Pläne.

Foto: Christoph Reichwein

Stell dir vor, die Stadt eröffnet ein Gymnasium und (fast) niemand will hin: Der gescheiterte Versuch, bereits in diesem Jahr an der Schmiedestraße ein zusätzliches städtisches Gymnasium zu eröffnen, ist eine bittere Pille. Für die Schulplaner, die offenbar nicht alles richtig gemacht haben; für die 26 Kinder, die bis zuletzt glaubten, in Oberbilk eine Schule mit musisch-künstlerischem Schwerpunkt besuchen zu können; für die Schulform Gymnasium, auf die nach wie vor viele Kinder drängen. Die wichtigsten Fakten und Perspektiven im Überblick.

Was ist schief gelaufen? Sehr spät fiel den Schulplanern ein, dass auf dem Gelände der auslaufenden Adolf-Reichwein-Hauptschule entstehende Gymnasium pro-aktiv zu vermarkten. Köpfe, die als Teil des künftigen Pädagogen-Teams das Schulkonzept offensiv hätten vertreten können, existierten ebenso wenig wie ein kommissarischer oder designierter Schulleiter. Die Quittung gab es bei den Anmeldeterminen. Gerade einmal 20 Eltern wollten ihre Sprösslinge in diese Schule schicken. Gebraucht wurden aber 75. Eine Präsentation vor Ort einige Tage später konnte den missglückten Stapellauf nicht mehr korrigieren. Auch nach dem zweiten Anmeldeblock lag die Zahl derer, die Lust auf die Schmiedestraße hatten, bei gerade einmal 26. Ein glatter Fehlstart. Notlösungen wie der Start als Dependance einer anderen Schule oder die Umberatung von Schülern, die an überlaufenen Gymnasien keinen Platz bekommen hatten, traf nicht auf die Gegenliebe der Bezirksregierung.

Was passiert mit den in Oberbilk Angemeldeten? 24 der 26 Jungen und Mädchen werden nun zum Georg-Büchner-Gymnasium in Golzheim gehen. Das war bislang ein Aufbau-Gymnasium mit Oberstufe, wird aber ab August zum "normalen" Gymnasium mit Unter- und Mittelstufe. Viele der betroffenen Eltern sind sauer auf die Stadt. Ihr Vorwurf: Die Stadt habe sie bis zur letzten Sekunde im Glauben gelassen, die Schmiedestraße starte im August, dadurch hätten sie keine Chance gehabt, einen eigenen Zweitwunsch in die Tat umzusetzen. "Manche hatten Tränen in den Augen", sagt Inge Schleier-Groß, Leiterin des Büchner-Gymnasiums.

Was sagen die Schulpolitiker? Schulausschuss-Vorsitzender Wolfgang Scheffler (Grüne), der für die Ampel-Kooperation das Projekt maßgeblich mit vorangetrieben hat, ist durchaus selbstkritisch: "Es gab nichts zum Anfassen, keinen richtigen Tag der offenen Tür, vieles ging zu langsam und kam zu spät." Dennoch ist der Ex-Lehrer optimistisch: 2017 werde der Start am gleichen Ort gelingen. "Erste Gebäude werden sichtbar sein, ein Pädagogenteam wird mit Eltern sprechen." Genauso sehen das Schuldezernent Burkhard Hintzsche (SPD) und FDP-Schulexperte Mirko Rohloff. Ganz anders schätzt dagegen Pavle Madzirov, schulpolitischer Sprecher der oppositionellen CDU, die Lage ein. Der Fehlstart sei ein "absolutes Desaster". Wer jetzt einfach nur auf Wiedervorlage setze, werde sich erneut verkalkulieren. "Sämtliche Eltern sind doch jetzt verunsichert, die werden sich hüten, noch einmal solch ein Risiko einzugehen."

Welche Alternativen gäbe es? Madzirov schlägt vor, an der Schmiedestraße ein Aufbau-Gymnasium zu errichten, das in die pädagogischen Fußstapfen des Georg-Büchner-Gymnasiums treten würde. "Es gibt Bedarf für eine Schulform, die Realschüler fördert und ihnen die Möglichkeit gibt, ein Gymnasial-Abitur zu erwerben." Berit Zalbertus, Sprecherin der Elternschaft Düsseldorfer Schulen schlägt dagegen vor, aus der Schmiedestraße das erste reine Düsseldorfer i-Pad-Gymnasium zu machen. "Das würde den Standort gleich zu Beginn profilieren und zudem für bildungsbürgerliche Kreise aus anderen Stadtteilen attraktiv machen." Keine Chance dürfte dagegen der Vorschlag der Bundestagsabgeordneten und früheren CDU-Schulexpertin im Rat Sylvia Pantel haben, in Oberbilk ausschließlich Flüchtlinge zu beschulen und zu betreuen. Die klarste Absage erhält sie von Parteifreund Pavle Madzirov, der selbst an einer Remscheider Realschule unterrichtet: "Wir wollen nicht Separation, sondern Integration. Und die kann nur gelingen, wenn Muttersprachler im gleichen Gebäude sind."

(jj)
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