Düsseldorf Waldkobolde erobern neuen Bauwagen

Düsseldorf · Auf Hildener Gebiet gibt es den Waldkindergarten Düsseldorf-Süd.

 Zur Inbetriebname der neuen Unterkunft kamen Kinder, Erzieher, Eltern und Senioren, die einmal im Monat von den Vorschulkindern besucht werden.

Zur Inbetriebname der neuen Unterkunft kamen Kinder, Erzieher, Eltern und Senioren, die einmal im Monat von den Vorschulkindern besucht werden.

Foto: Olaf Staschik

Eigentlich stellt man sich den gemeinen deutschen Bauwagen ja so vor: kantig, auf hohen Rädern, einfache Bauweise, etwas heruntergekommen, gräulich gestrichen. Aber der Bauwagen, der seit einem Jahr den Waldkobolden als Aufenthaltsort dient, hat außer seinem Namen damit nichts gemein. "Wir hatten einige Ideen, wie das Gefährt heißen könnte, etwa Koboldwagen oder Hobbitraum, aber die Kinder wollten schlichtweg die Bezeichnung Bauwagen", erzählt der Vorsitzende der Trägerelterninitiative, Christoph Hensgen- Gerigk, bei der offiziellen Inbetriebname des Kolosses.

Es ist ein riesiges Schmuckstück aus Holz, ein Kunstwerk, das sich in die umgebende Natur perfekt einfügt: 10 Meter lang, 2,50 Meter breit, 3,50 Meter hoch, eine Art U-Boot im Hobbitstyle: runde Fenster, ecken- und kantenlos, weich, fließend. "Zwei Jahre lang haben wir an diesem Projekt gearbeitet", erzählt Silvia Gerigk, deren Kinder Fiona und Titus den Waldkindergarten besuchen. "Es gibt viele Vorschriften, es gab viel zu beachten, was zum Beispiel Belüftung und Feuchtigkeit betrifft. Unterstützung hatten wir dabei von Architekten. Und letztlich ging es auch um die Finanzierung." Von den rund 70.000 Euro hat das Düsseldorfer Jugendamt 90 Prozent übernommen, der Rest wurde über die Elterninitiative finanziert. "Der ist sooo schön, der Wagen", schwärmt Alexandra, während sie auf dem Einweihungsfest einen kleinen Ast schnitzt. "Ich bastele einen Waldkobold. Erst schnitze ich, dann male ich ein Ende an, klebe einen Bart aus Filz daran und male ein Gesicht", erklärt die Zehnjährige. "Schade, dass ich in einem normalen Kindergarten war; das hier finde ich so toll. Aber meine kleine Schwester wird bald hierhingehen."

Es gibt kein schlechtes Wetter für die 18 Waldkobolde zwischen drei und sechs Jahren und ihre vier Erzieherinnen. Jeden Tag entdecken sie den Garather Forst aufs Neue. "Wir haben im Wald 15 Anlaufstellen, die haben so lustige Namen wie Grunznickelplatz oder Königssaal. Von dort aus gestalten wir unser Spiel- und Lernprogramm", sagt Leiterin Tanja Meurer, "der Bauwagen dient nur als Treffpunkt, als Ruhestätte oder auch mal zum Aufwärmen, man kann dort kochen, es gibt eine Toilette, eine Schlafkoje und jedes Kind hat seinen eigenen Haken und Platz für persönliche Dinge."

Auch Cedric und seine Schwester (6) besuchen den Waldkindergarten. "Hier habe ich schon viele Tiere gesehen, sogar mal eine tote Ratte", erinnert sich Emilia und schüttelt sich ein wenig, "das sah nicht schön aus". Mutter Alexandra streichelt ihr über den Kopf. "Mich überzeugt dieses Konzept, das freie Spiel, der geringe Leistungsdruck. Meine älteste Tochter hat einen normalen Kindergarten besucht, kein Vergleich".

An einem Tisch sitzen acht ältere Damen, einige schauen vor sich hin, andere lächeln, beobachten das Geschehen. "Sie leben nebenan im Seniorenheim. Sie wurden im Rahmen unseres Projektes ,Generationenbrücke' ein Jahr lang einmal im Monat von unseren Vorschulkindern besucht, sie haben gemeinsam gesungen, gebastelt oder geknetet", sagt Silvia Gerigk, "es zeigt, dass hier genauso mit pädagogischem Konzept gearbeitet wird, wie überall woanders auch." Das Grundstück des Waldkindergartens liegt auf Hildener Stadtgebiet und wird der Einrichtung von der Graf-Recke-Stiftung kostenlos zur Verfügung gestellt. Der Bauwagen wurde von dem Freiburger Restaurator Michael Hess angefertigt.

(RP)
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