Sicherheit in Düsseldorf Vor diesen Dieben sollten Sie sich schützen

In wenig NRW-Städten wird so viel geklaut wie in Düsseldorf. Besonders in der Altstadt und am Hauptbahnhof sind viele Diebe unterwegs. Die Bundespolizei hat drei Tätertypen identifiziert, die besonders auffällig sind.

Die junge Frau sieht nett und harmlos aus, sie fragt nach dem Weg in die Altstadt. Der ältere Herr, der vor der Drogerie mit zwei Koffern auf seine Frau wartet, weiß auch nicht so genau, wo das ist, aber er hört der Dame aufmerksam zu und schaut auf ihre gestikulierenden Hände.

Ein junger Mann, der vorbeischlendert, hat nur auf diesen Moment gewartet. Blitzschnell und geräuschlos schnappt er sich den Koffer des Reisenden und geht zügig, aber ruhig davon.

So schnell kann das gehen - und das Gepäck ist weg. In diesem Fall ist das halb so wild: Denn die Bundespolizei ist vor Ort - in Gestalt von Dieb und Diebin, im wahren Leben Polizeianwärter Nick (20) und Svetlana (21). Sie klären mit ihren Kollegen aus der "Fahndungs- und Ermittlungsgruppe Taschendiebstahl" am Düsseldorfer Hauptbahnhof über Taschen-, Gepäck- und Handtaschendiebstahl auf. Und haben dafür einen Diebstahl simuliert.

Diese drei Tätertypen fallen der Bundespolizei derzeit besonders ins Auge:

  • "Klauweiber" So heißen im Jargon der Diebstahl-Spezialisten junge Täterinnen, oft ethnische Roma aus Bosnien und Herzegowina. Sie fahren laut Polizei mit Regionalzügen, besonders gerne mit dem RE1 zwischen Köln und Duisburg hin und her. Wenn der Zug hält und viele Menschen aus- und einsteigen, drängelt und schubst die eine, um abzulenken. Eine andere Diebin zieht dem Opfer die Wertsachen aus der Tasche. Aktiv sind sie vor allem zwischen 10 und 18 Uhr.
  • "Antänzer" Wenn die "Klauweiber" ihr Tagewerk beenden, legen die "Antänzer" los. Besonders in der Düsseldorfer Altstadt und in der U-Bahn, aber auch in Regionalzügen und am Hauptbahnhof sind sie unterwegs. Sie haben es auf müde oder betrunkene Partygänger abgesehen, deren Wahrnehmungsfähigkeit eingeschränkt ist. Durch Antanzen und Anfassen werden die Opfer abgelenkt, während sie bestohlen werden. Die Täter kommen meist aus nordafrikanischen Ländern wie Marokko oder Algerien, so die Bundespolizei.
  • "Hochkaräter" Sie sind am schwersten zu erkennen und auf die fetteste Beute aus. Es handele sich um international tätige Diebe, die "Crème de la Crème" der Szene, so die Bundespolizei. Sie kommen aus Polen, Frankreich, Spanien oder Südamerika und sind schick gekleidet: Anzug, Krawatte, Laptop-Tasche. Oft sind auch sie in kleinen Gruppen unterwegs - und sie haben es besonders auf wohlhabendere Reisende und Messegäste abgesehen. Letztere verfolgen sie oft schon ab dem Flughafen und bestehlen sie unterwegs. Auch in Fernzügen greifen sie zu. "Die 'Hochkaräter' schlagen nur einmal zu - dann aber richtig", so Jürgen Düttmann, Leiter der Fahndungs- und Ermittlungsgruppe Taschendiebstahl.

Messegäste sind Taschendiebs Liebling

51 Diebstahlsdelikte registrierte die Bundespolizei im September am Düsseldorfer Hauptbahnhof, 38 am Bahnhof Düsseldorf Flughafen. Zwar sind die Zahlen im Vergleich zu den Vormonaten rückläufig. Doch die Dunkelziffer ist sehr hoch - nur etwa einer von zehn Diebstählen werde angezeigt, vermutet Ralf Gehling, Leiter der Bundespolizei-Inspektion Düsseldorf.

Vor der Weihnachtszeit mit ihrem Gedränge und dem Start der Medizinmesse Medica am Montag will die Polizei daher noch einmal sensibilisieren. Denn Messegäste mögen Diebe besonders gern, sagt Inspektionsleiter Gehling. "Diese Menschen tragen oft große Bargeldsummen bei sich, weil sie auf der Messe direkt Geschäfte abschließen. Und sie nehmen sich oft nicht die Zeit, eine Anzeige bei der Polizei aufzugeben, wenn sie bestohlen wurden." Außerdem sind Messegäste leicht zu erkennen - besonders, wenn sie auf der Heimfahrt noch ihr Eintritts-Band tragen.

Fünf Tipps zum Schutz vor Taschendiebstahl

  1. Wertsachen in einer Innentasche verstauen Handys, die aus der Jackentasche ragen; Brieftaschen, die halb aus der hinteren Hosentasche hängen - das sind Einladungen für Diebe. "Ich merk' das doch, wenn das wegkommt" - das ist laut Bundespolizei meist der letzte Gedanke, bevor man dann beklaut wird.
  2. Reißverschlüsse benutzen und mit einem Karabiner sichern Taschen, die man schließen kann, sollte man auch schließen. Und besonders sicher geht, wer die beiden Reißverschluss-Schlitten noch mit einem Karabiner aneinanderkettet - das Gefummel tut sich kein Dieb an.
  3. Rucksäcke sind ungünstig. Und Umhängetaschen, die man schwungvoll auf dem Rücken trägt, auch. Generell sollte man Sichtkontakt zu seinem Gepäck halten - auch, wenn man gerade am Automaten ein Ticket zieht.
  4. Gedränge aus dem Weg gehen. Sich in die U-Bahn Richtung Messe zu quetschen, ist laut Bundespolizei keine gute Idee - dann lieber auf die nächste warten. Generell sind Menschenansammlungen problematisch. Denn wenn alle dicht an dicht stehen, merkt keiner, wenn er beklaut wird.
  5. Wach und aufmerksam bleiben. Auch, wenn die Heimfahrt lang und das Alt-Glas reich gefüllt war: Wer im Zug einschläft, riskiert, ohne Wertsachen aufzuwachen. Generell gilt: Wer aufmerksam ist und sein Umfeld gut beobachtet, verhindert Diebstähle - bei sich und beim Nebenmann.

Ein letzter Tipp: Wer bestohlen wird oder einen Diebstahl beobachtet, sollte sich nicht körperlich wehren, denn manche Diebe sind mit Teleskopschlagstock, Messer oder Reizgas bewaffnet und durch Alkohol oder Drogen enthemmt. Lieber ordentlich Krach schlagen, damit möglichst viele Leute eingreifen. Und die Polizei alarmieren. "Jede Anzeige hilft uns", sagt Diebstahlspezialist Jürgen Düttmann von der Bundespolizei. "Denn sie liefert uns wichtige Informationen, wie Diebe vorgehen und wo sie gerade besonders aktiv sind."

(hpaw)
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