Jugendratswahl in Düsseldorf Von der Schulbank ins Rathaus

Düsseldorf · Am Dienstag wollen Anna Maria und Inga in den Jugendrat gewählt werden. Auf die Idee gebracht hat sie ihre Lehrerin Maike Klein. Sie war selbst fünf Jahre Mitglied in dem Gremium. Eine Begegnung.

Jugendratswahl in Düsseldorf: Von der Schulbank ins Rathaus
Foto: Hans-Juergen Bauer

Politik war bislang kein großes Thema für Anna Maria Zraevski. Und dass sie selbst mitbestimmen kann, was in ihrer Heimatstadt geschieht, wusste die 14-jährige Schülerin des Schloss-Gymnasiums in Benrath bis vor kurzem auch nicht. Bis ihre Lehrerin Maike Klein angefangen hat, vom Jugendrat zu erzählen: Für den könne man kandidieren, sagte sie, lud bisherige Mitglieder in die Klasse ein, die dann von Anträgen, Anfragen und Treffen mit dem Oberbürgermeister berichteten. Auch Frau Klein sprach viel davon: Die Deutsch- und Erdkundelehrerin war selbst fünf Jahre lang Mitglied in dem Gremium. Zusammen mit Freundin Inga bewarb sich Anna Maria schließlich als Kandidatin - und hofft, heute gewählt zu werden. Ohne ihre Lehrerin wäre es nicht so weit gekommen, sagt sie.

"Ich hatte noch nie vom Jugendrat gehört. Und ich war am Anfang auch ein wenig skeptisch, ob das alles so funktioniert. Aber zu hören, dass man mitbestimmen kann, hat mich überzeugt. Düsseldorf ist zwar sehr schön, aber es gibt noch an vielen Stellen Verbesserungsbedarf", sagt Anna Maria. Zum Beispiel findet die Neuntklässlerin, es gebe zu wenig Veranstaltungen in der Stadt allein für Jugendliche. "Kunst- und Kulturveranstaltungen, Ausstellungen von Jugendlichen für Jugendliche - so etwas würde ich gerne auf die Beine stellen", sagt sie. Freundin Inga Nehrenhaus hat noch andere Ideen: "Mich beschäftigen die Öffnungszeiten von Jugendfreizeiteinrichtungen sehr. Hier in Benrath gibt es zum Beispiel das Haus Spilles. Wann das geöffnet ist, weiß kein Mensch, das muss man bekannter machen." Auch die Öffnungszeiten müssten flexibler sein. Oft machten die Einrichtungen viel zu früh zu. "Wenn ich bis 16 Uhr Schule habe und die Einrichtung um 18 Uhr schließt, nützt es mir überhaupt nichts, da noch hinzufahren", sagt Anna Maria. Und da wäre ja auch noch das Nachtbusangebot, das gerade im Düsseldorfer Süden, ihrem Bezirk, besser sein könnte.

Während sie fachsimpeln, nickt Lehrerin Maike Klein immer wieder verständnisvoll. Die 26-Jährige kennt die Themen sehr gut, die die Jugendlichen beschäftigen. Aus ähnlichen Gründen ist sie 2007 zur Wahl des ersten Düsseldorfer Jugendrates angetreten. "Ich war und bin der Überzeugung, dass es nichts bringt, nur über Dinge zu reden. Wenn man etwas ändern möchte, muss man selbst aktiv werden", sagt die Deutsch- und Erdkundelehrerin. Ihren Schülern zu erklären, was politische Mitbestimmung bedeutet, dass sie eben selbst aktiv werden können, ist für Klein Teil des Bildungsauftrages. Deshalb hat sie sich auch dazu entschieden, nicht nur das "übliche" Angebot des Jugendrates in Anspruch zu nehmen, bei dem ein Infomobil an der Schule vorbeischaut, sondern die Mitglieder in die Klasse einzuladen. In einem Rollenspiel haben ihre Schüler dann gelernt, was die Aufgaben des Gremiums sind und wie ihre Arbeit aussehen würde, wenn sie in den Rat gewählt würden.

"Ich denke tatsächlich, dass das den Ausschlag für uns gegeben hat. Ein paar Schüler aus unseren Parallelklassen, die keinen Besuch hatten, waren enttäuscht darüber und haben gesagt, wenn sie das so gewusst hätten, hätten sie sich auch beworben", sagt Anna Maria. Dass das Schloss-Gymnasium mittels Aufklärung - auch mit dem Infomobil - die richtige Strategie gefahren ist, beweisen die Zahlen: Sechs Schüler von dort haben sich zur Wahl gestellt, mit 13 Kandidaten insgesamt hat der Stadtbezirk 9 eine neue Rekordzahl an Bewerbern, ist nach dem innerstädtischen Bezirk 3 mit Stadtteilen wie Bilk und Unterbilk der Bezirk mit den meisten Bewerbern für den Jugendrat.

Fünf Sitze werden heute für den Düsseldorfer Bezirk im Süden mit den Stadtteilen Benrath, Hassels, Himmelgeist, Holthausen, Itter, Reisholz, Urdenbach und Wersten neu besetzt. Anna Maria und Inga sind gespannt auf den Wahl-Ausgang. "Ich würde mir sehr wünschen, dass ich gewählt werde. Aber vielleicht wird es auch ein älterer Schüler. Sollte ich es nicht werden, bewerbe ich mich in drei Jahren aber noch mal", sagt sie. Inga sieht es genauso. Und Maike Klein wird ihre Schüler auf jeden Fall weiter unterstützen - egal, ob sie gewinnen, oder eben noch eine Amtszeit warten müssen.

(lai)
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