IS-Terrorpläne in Düsseldorf Von der Radikalisierung bis zur Festnahme

Düsseldorf · Einen Tag nach Bekanntwerden der IS-Anschlagspläne auf die Düsseldorfer Altstadt werden mehr Details über die Terrorverdächtigen und ihre Planungen bekannt. Wir zeichnen den Weg bis zur Festnahme nach.

Ein Terrorverdächtiger auf dem Weg zum Haftrichter im Juni 2016
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Ein Terrorverdächtiger auf dem Weg zum Haftrichter im Juni 2016

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Foto: dpa, ude fdt

Drei Terrorverdächtige sind am Donnerstag in NRW, Baden-Württemberg und Brandenburg festgenommen worden, ein vierter Verdächtiger, welcher der Kopf der Zelle sein soll, sitzt in Frankreich in Untersuchungshaft. Er war es auch, der die Anschlagspläne in Düsseldorf den französischen Ermittlern offenbarte.

Aber wie lernten sich die Männer kennen, wann kamen sie nach Deutschland und wann erhielten sie den Auftrag vom IS, einen solchen Anschlag durchzuführen? Der Versuch einer chronologischen Rekonstruktion der Ereignisse nach den bislang vorliegenden Erkenntnissen.

  • November 2009 bis Juli 2011: Nach Informationen der Zeitung "Le Monde" sitzt der mutmaßliche Kopf der Zelle, der in Frankreich in Untersuchungshaft sitzende Saleh A. in Syrien im Gefängnis, weil er den dortigen Machthaber Baschar al Assad beleidigt haben soll. Schließlich soll er im Zuge einer Gefangenenamnesty freigekommen und sich der Freien Syrischen Armee angeschlossen haben. "Le Monde" bezieht sich bei ihren Informationen auf Aussagen Saleh A.s gegenüber den Ermittlern.
  • August 2012: Saleh A. soll sich laut "Le Monde" der Al Qaida nahestehenden Al-Nusra-Front angeschlossen haben. Diese Informationen gelten aber nicht als gesichert. Nach Recherchen von Jean-Michel Décugis vom Sender i-télé soll der Syrer bereits in seiner Zeit als Angehöriger der FSA von IS-Kämpfern gefangen genommen worden sein und nach mehrmonatiger Inhaftierung schließlich eingewilligt haben, für die Organisation tätig zu werden. Welche Darstellung richtig ist, bleibt zunächst offen.
  • 2013: Der in Baden-Württemberg festgenommene Terrorverdächtige Abd Arahman A. K. soll nach Angaben der Generalbundesanwaltschaft in dieser Zeit in Syrien für die terroristische Vereinigung Jabhat al-Nusra Sprenggürtel und Granaten gebaut haben.
  • Frühjahr 2014: Saleh A. und der dritte Terrorverdächtige Hamza C. schließen sich laut Generalbundesanwalt dem IS an und erhalten den Auftrag zum Anschlag in Düsseldorf.
  • Mai 2014: Saleh A. und Hamza C. reisen in die Türkei.
  • Oktober 2014: Abd Arahman A. K. reist nach Deutschland mit dem Auftrag, sich an dem Anschlag zu beteiligen.
  • März und Juli 2015: Saleh A. und Hamza C. reisen getrennt voneinander über Griechenland nach Deutschland, offenbar über die Balkanroute.
  • 26. März 2015: Saleh A. bezieht einen Raum einem Kaarster Flüchtlingsheim. Die Bezirksregierung Arnsberg hatte ihn am 19.03.2015 der Unterkunft zugewiesen.
  • Ende Juli 2015: Nach Informationen des RBB kommt Hamza C. in dieser Zeit in der Erstaufnahme in Eisenhüttenstadt in Brandenburg an.
  • 11. September 2015: Hamza C. wird in der Flüchtlingsunterkunft in Bliesdorf bei Wriezen (Brandenburg) registriert.
  • Dezember/Januar 2015: In dieser Zeit muss Hamza C. für fünf Monate aus der Brandenburger Flüchtlingsunterkunft verschwunden sein.
  • spätestens im Januar 2016: Saleh A. und Hamza C. überzeugen laut Generalbundesanwaltschaft den vierten Verdächtigen, Mahood B., sich an dem Anschlag zu beteiligen.
  • Januar 2016: Saleh A. und Abd Arahman A. K. nehmen Kontakt zueinander auf.
  • 30. Januar 2016: Laut "Le Monde" belegt ein Eintrag von Salehs Namen auf der Seite einer Mitfahrzentrale eine Fahrt des Terrorverdächtigen nach Paris.
  • 1. Februar 2016: Saleh A. meldet sich laut "Le Monde" um 9.30 Uhr im Zentralkommissariat des 18. Arrondissements von Paris und gibt an, er sei vom IS beauftragt, ein Attentat in Europa zu organisieren. Er wird verhört und sitzt seither in Untersuchungshaft.
  • Anfang Februar 2016: Die Düsseldorfer Polizei erfährt nach Angaben des Polizeipräsidenten von den Anschlagsplänen der IS-Zelle.
  • 1. Juni 2016: Hamza C. taucht wieder im brandenburgischen Bliesdorf auf und holt sich seine Unterstützungsleistung ab.
  • 2. Juni 2016: In Mülheim an der Ruhr (NRW), in Leimen (Baden-Württemberg) und Bliesdorf (Brandenburg) werden die drei Terrorverdächtige Mahhod B., Abd Arahman A. K. und Hamza C. festgenommen.

mit Agenturmaterial

(das)
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