Grimme Online Award Vom Juristen zum Blogger

Düssledorf · Biokost im Knast, der Vorteil von E-Akten, die Risiken des Wlan-Sharing – das ist nur eine kleine Auswahl der Themen, denen sich Strafverteidiger Udo Vetter in seinem "Lawblog" widmet. Nun wurde der 46-jährige Düsseldorfer dafür mit dem Grimme Online Award in der Kategorie Information ausgezeichnet.

 Udo Vetter ist Strafverteidiger und erfolgreicher Blogger.

Udo Vetter ist Strafverteidiger und erfolgreicher Blogger.

Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)

Biokost im Knast, der Vorteil von E-Akten, die Risiken des Wlan-Sharing — das ist nur eine kleine Auswahl der Themen, denen sich Strafverteidiger Udo Vetter in seinem "Lawblog" widmet. Nun wurde der 46-jährige Düsseldorfer dafür mit dem Grimme Online Award in der Kategorie Information ausgezeichnet.

Udo Vetter betreibt seit 2003 mit viel Leidenschaft den"Lawblog" , ein Internettagebuch in dem er nahezu täglich Kurioses, Spannendes und Interessantes aus seinem Alltag im Gericht berichtet. "Während der Invasion des Iraks 2003 entdecke ich die Einträge des irakischen Bloggers Salam Pax, der über den Krieg in Bagdad berichtete", erzählt der Strafverteidiger. Dadurch sei ihm die Idee zu einem eigenen Blog gekommen: "Mich faszinierte die Idee, durch eine einfache Software mit Menschen auf der ganzen Welt zu sprechen."

Während seines Jura-Studiums an der Ruhr-Universität-Bochum war Vetter für mehrere Tageszeitungen als freier Journalist tätig, dachte sogar an eine Laufbahn als Redakteur. Letztendlich entschied er sich 1995 doch dazu Rechtsanwalt zu werden, die Leidenschaft fürs Schreiben blieb. "Für mich ist der Lawblog ein Hobby, so wie andere Anwälte Golf spielen oder Joggen", erzählt Vetter. Nebenbei widmet sich der Strafverteidiger, der auch als Lehrkraft für IT-Recht an der FH Düsseldorf tätig ist, dem sozialen Netzwerk Twitter und betreibt sein zweites Internettagebuch "Knastblog". Auf die Frage, wie dafür überhaupt genug Zeit aufbringt, hat der 46-Jährige eine klare Antwort: "Ich habe weder Frau noch Kinder und bin durch meine Arbeit als Strafverteidiger ungewöhnliche Arbeitszeiten gewöhnt."

Der Lawblog ist mittlerweile längst kein Einmannunternehmen mehr. Zur Pflege der Internetseite beschäftigt Udo Vetter einen System-Administrator, zudem stellte er manchmal auch Beiträge befreundeter Journalisten ein. "Täglich, mindestens mehrmals wöchentlich, wollen die Leser einen neuen Eintrag in meinen Blog lesen können", so Vetter. Nach eigenen Angaben hat sein Lawblog mittlerweile 40.000 bis 50.000 Besucher am Tag. Damit gehört der Blog zu den meist gelesenen in Deutschland. "Anfangs waren es nur zwölf Besucher täglich — siebenmal davon war ich es selbst, der den Blog aufgerufen hat. Natürlich freut es mich, dass ich heute so erfolgreich bin, aber ich ziehe daraus kein Selbstvertrauen."

Von der Auszeichnung mit dem Grimme Online Award war Vetter überrascht: "Es waren auch professionelle Internetangebote nominiert. Ich hätte deswegen nie gedacht, dass ich am Ende den Preis gewinnen würde." Zu Udo Vetters Lieblingseinträgen im Blog gehört eine fiktive Geschichte über eine "Rollator-Bande". "Mir fiel diese Polizeimeldung zu Rollator-Diebstählen auf, und dachte mir dazu eine kleine Geschichte aus", erzählt der Strafverteidiger.

Auch der Jury des Grimme Online Award fiel dieser Beitrag positiv auf. Das Bild eines zerstörten Rollators schmückte während der Urteilsbegründung der Jury sogar eine Leinwand auf der Bühne. In dem Urteil hieß es: "Vetters Blog immunisiert gegen das beklemmend kafkaeske Gefühl, das Nichtjuristen in Rechtsfällen erfasst. Denn unter mancher Robe wird eine Jeans getragen, deren Träger gegen Fehler von Gerichten und gegnerischen Parteien kämpft, und nicht die Rolex, sondern die Bürokratie sind schwer zu (er)tragen. Den schmalen Grat zwischen Schweigepflicht und einer für den Erfolg eines Blogs notwendigen Offenheit erreicht Vetter dabei mit einem erzählerischen Stil, der die Relevanz trockener juristischer Themen für jeden verdeutlicht."

Udo Vetter genießt es, die Freiheit zu haben, sich seine eigenen Themen auszusuchen und darüber schreiben zu können. Wenn er allerdings aus seinem Alltag als Strafverteidiger berichtet, achtet er auch genau darauf, seine Schweigepflicht nicht zu verletzen: "Meinen Mandanten darf und will ich natürlich durch die Einträge im Lawblog nicht schaden."

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