Düsseldorf Vergeblicher Kampf um die Hochstraße

Düsseldorf · Die Mitstreiter der Pro-Tausendfüßler-Initiative "Lott Stonn" dokumentieren ihr Engagement in einem neuen Buch. Es geht darin um weit mehr als den Abriss eines denkmalgeschützten Bauwerks.

 Autoren der Dokumentation und Gäste der Präsentation (v. li.): Thomas Beucker, Frank-Thomas Jaitner, Ursula Ringleben, Adolf Nitsch, Manfred Droste, Reinhard Lutum, Hagen Fischer, Axel Föhl, Jörg Forßmann und Claus Lange.

Autoren der Dokumentation und Gäste der Präsentation (v. li.): Thomas Beucker, Frank-Thomas Jaitner, Ursula Ringleben, Adolf Nitsch, Manfred Droste, Reinhard Lutum, Hagen Fischer, Axel Föhl, Jörg Forßmann und Claus Lange.

Foto: End

Es war ein Mittag der schönen Worte, die schönsten fand der frühere Denkmalschützer Axel Föhl. Er nannte die Präsentation des Buches "Der Düsseldorfer Tausendfüßler" ein "sehr würdiges Requiem" und erklärte dann, weshalb er 1991 zu dem Ergebnis kam, dass die Hochstraße unter Denkmalschutz gestellt werden sollte: die geringe Höhe und der beinah tänzerische Schwung seien Ausdruck eines Beharrens auf höchster Qualität. "Seit 1991 habe ich an keiner Stelle der Welt diese Qualität bei einer Hochstraße gesehen. Das macht ihren Abriss zu einem schmerzlichen Verlust."

Führende Mitglieder der Initiative "Lott Stonn" hatten sich nach dem Abriss des Tausendfüßlers vor gut zwei Jahren noch einmal getroffen. "Wir wollten uns nicht einfach auflösen, sondern unser zehnjähriges Engagement dokumentieren. Aus dieser Dokumentation ist nun ein Buch geworden", berichtete Mitherausgeber Hagen Fischer. Das 230 Seiten starke Werk zeigt in fünf Kapiteln, wie das Projekt Kö-Bogen entstand, aus dem die neue Verkehrsplanung und der Abriss der Hochstraße folgten. Ausführlich sind anschließend die Stimmen für den Erhalt, die Position des Bunds Deutscher Architekten (BDA) und die Aspekte des Denkmalschutzes dargelegt.

Verleger Manfred Droste, auch Herausgeber des Buches, betonte in seiner Rede, dass es in dem Werk um weit mehr geht als den Tausendfüßler. "Es geht um Planungskultur und das Fehlen eines echten Wettbewerbs. Es geht um die Missachtung des Denkmalschutzes und um Geldverschwendung. Und es geht um Bürgerbeteiligung, die eine Farce blieb."

Droste, Thomas Beucker vom BDA und Ursula Ringleben, Professorin für Architektur, erläuterten, dass es Alternativen für die Umgestaltung der Innenstadt gab, bei denen der Tausendfüßler erhalten geblieben wäre. "Für den Erhalt wären neun bis elf Millionen Euro erforderlich gewesen, allein der Nord-Süd-Tunnel des Kö-Bogens kostet mehr als 130 Millionen Euro", sagte Droste. "Es wäre das erste Mal gewesen, dass mit dem Erhalt eines Denkmals Geld gespart worden wäre", ergänzte Beucker.

Wichtig war den Rednern zudem, die wesentlichen Vorurteile gegen den Tausendfüßler auszuräumen. Er sei nicht Symbol der autogerechten Stadt. "Der Wiederaufbauplaner Friedrich Tamms hat sich immer für das Zusammenwirken aller Verkehrsarten eingesetzt", sagte Mit-Herausgeber Fischer. "Letztlich hat man den Teufel mit dem Beelzebub ausgetrieben. Mit den Tunneln, die den Tausendfüßler ersetzen, haben wir viel eher die autogerechte Stadt", sagte Architekt Beucker.

Trotz allen Bedauerns fanden sich am Ende auch tröstende Worte. Droste: "Unser Buch kann an den Fakten nichts mehr ändern. Aber vielleicht lernen wir aus der Zeit etwas über Planung und den Umgang mit Bürgern." Denkmalschützer Axel Föhl sagte: "Es hat den Einsatz gelohnt - weil er beispielhaft war für den oft zitierten mündigen Bürger."

Das Buch "Der Düsseldorfer Tausendfüßler", herausgegeben von Manfred Droste und Hagen Fischer, Droste Verlag, 230 Seiten, 19,90 Euro

(RP)
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