Düsseldorf Unterwegs mit der Fähre

Düsseldorf · Von Urdenbach bis Zons dauert es nur wenige Minuten. Für einige ist die Überfahrt wie ein kleiner Urlaub.

 Schiffsführer Ravil Fajculin kann bis zu 16 Autos mit der Fähre über den Rhein bringen. Zwei 170 PS starke Dieselmotoren sorgen dafür, dass er zwischen den großen Schiffen manövrieren kann.

Schiffsführer Ravil Fajculin kann bis zu 16 Autos mit der Fähre über den Rhein bringen. Zwei 170 PS starke Dieselmotoren sorgen dafür, dass er zwischen den großen Schiffen manövrieren kann.

Foto: Anne Orthen

Düsseldorf und der Rhein - ohne den gewaltigen Strom, der schon im Mittelalter Handel und Besucher in die Stadt lockte, gäbe es die Landeshauptstadt wohl nicht. Flanieren auf der Rheinuferpromenade, Entspannen am Hammer Rheinstrand oder Spazieren in der Urdenbacher Kämpe sind nur einige der schönsten Aktivitäten, die der Rhein am Wochenende bei gutem Wetter zu bieten hat. Unter der Woche ändert sich jedoch die Gemütslage. Da ist der Fluss nicht selten Ursache für die überstrapazierten Nerven vieler Berufspendler. Wenn die quälend langsam vorankommenden Blechlawinen den Feierabendverkehr auf den Autobahnen verstopfen, stellt der Rhein für Autofahrer ein Hindernis dar. Im Verhältnis dazu symbolisieren die Rheinbrücken als Passagen nur die Größe von Nadellöchern.

Doch des einen Leid kann auch des anderen Freud' sein. Wenn der Verkehr auf eine der Brücken gesperrt ist, herrscht bei der Rheinfähre Zons-Urdenbach Hochbetrieb. "Die Fleher Brücke ist ja öfter mal dicht. Das merken wir besonders", sagt Ravil Fajculin. Der gebürtige Ukrainer ist schon mehr als 20 Jahren Schiffsführer auf der "Niederrhein". Seit sich der Zustand vieler Brücken am Rhein immer mehr verschlechtert, ist die Fähre längst kein Geheimtipp mehr. "Zwischen 9 und 14 Uhr und 18 und 20 Uhr ist unter der Woche am Meisten los", sagt er. Damit sich die Zeitersparnis für die Autofahrer lohnt, muss Akkord-Arbeit geleistet werden. Bis zu 16 Autos können die beiden je 170 PS starken Dieselmotoren auf die andere Seite bringen, immer im Blick dabei die Frachtschiffe und Kanus, die auf dem Fluss kreuzen. Zwar dauert die Überfahrt gerade einmal vier Minuten, für manche der Passagiere reicht das aber schon, um kurz mal von der Arbeit abschalten zu können.

 Eine Fahrt mit dem Auto kostet 3,50 Euro. Die Fähre von Urdenbach nach Zons fährt täglich.

Eine Fahrt mit dem Auto kostet 3,50 Euro. Die Fähre von Urdenbach nach Zons fährt täglich.

Foto: Anne Orthen
 Christine Wagner kassiert den Fahrpreis.

Christine Wagner kassiert den Fahrpreis.

Foto: Anne Orthen

Fatma Bacak ist eine davon. Auf dem Weg von ihrem Wohnort Zons zu ihrem Getränkemarkt in Monheim ist sie täglich auf die Fähre angewiesen. "Für mich ist das immer wie ein kleiner Urlaub vor und nach der Arbeit. Ich genieße das", sagt sie. Inzwischen will sie die tägliche Flussfahrt auch nicht mehr missen - besonders, wenn das Wetter wunderbar mitspielt. Doch selbst wenn das Wetter mal nicht so gut ist: "Sogar der Orkan Kyrill hat uns nicht stoppen können", sagt Fajculin. Einzig extreme Seebedingungen, wie das starke Hochwasser vor einigen Wochen zwingen die Fähre zum Ankern. "Da hatten wir vier Wochen Betriebsausfall, weil der Anleger überflutet war", erklärt Fajculin. Das gute Wetter lockte aber nicht nur vierrädrige Gefährte zur Anlegestelle. Roland Schenkewitz freute sich über die kleine Atempause, die sich ihm während der Überfahrt bot. "Da freuen sich vor allem meine Beine drüber", sagt der Fahrradfahrer. Nach 146,8 Kilometer, die er an diesem Tag bereits zurückgelegt hatte, spart der Bonner sich mit der Flussüberquerung einen Umweg. "Sooft nehme ich die Fähre nicht. Aber bis nach Duisburg stehen noch 60 bis 80 Kilometer an", sagt er. "Ein bisschen Fitness machen" wollte auch Ralf Cillien, weshalb er seit 15 Jahren zum ersten Mal wieder die Fähre in Anspruch nimmt. "Das Wetter hat mich so angesprochen. Da wollte ich meinen Arbeitsweg mit etwas Sportlichem verbinden", sagt er. Die 20 Kilometer von seiner Düsseldorfer Arbeitsstelle nach Rommerskirchen eignen sich da eher für eine entspannte, abendliche Fahrradfahrt nach der Arbeit. "Aber mit dem Fahrrad geht das eben nur über die Fähre." Einst trieb Fajculin den Drang "die Welt zu sehen" dazu, den Beruf des Seemanns zu ergreifen. Zwar sind es nicht mehr die großen Weltmeere, die er befährt. Seine Arbeit gibt ihm trotzdem nach wie vor sehr viel. "Wasser beruhigt", erklärt der wortkarge Schiffsführer.

(RP)
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