Düsseldorfer Hochschule Uni sagt Lucke-Diskussion nach Drohungen ab

Düsseldorf · Aus Sicherheitsgründen hat die Düsseldorfer Universität eine Podiumsdiskussion zum Thema "TTIP" mit Bernd Lucke abgesagt. Die Einladung des ehemaligen AfD-Vorsitzenden hatte im Vorfeld für eine Kontroverse gesorgt.

  Die Einladung des ehemaligen AfD-Vorsitzenden durch Studenten des Hochschulpolitikreferats und des Referats für Umwelt und Nachhaltigkeit hatte zuvor innerhalb der Düsseldorfer Studierendenschaft für eine Kontroverse gesorgt.

Die Einladung des ehemaligen AfD-Vorsitzenden durch Studenten des Hochschulpolitikreferats und des Referats für Umwelt und Nachhaltigkeit hatte zuvor innerhalb der Düsseldorfer Studierendenschaft für eine Kontroverse gesorgt.

Foto: dpa

Die Hochschulleitung der Heinrich-Heine-Universität (HHU) und der Vorstand des Allgemeinen Studierenden Ausschusses (AStA) haben in Abstimmung mit der Polizei entschieden, die für den 26. April geplante öffentliche Podiumsdiskussion "TTIP-Ein Geschenk für Alle oder eine Bereicherung für Wenige" mit dem ehemaligen AfD-Vorsitzenden Bernd Lucke abzusagen.

"Da im Vorfeld der Podiumsdiskussion Bedrohungen für Teilnehmerinnen und Teilnehmer sowie Organisatorinnen und Organisatoren bekannt wurden", habe man entschieden, "die Veranstaltung aus Gründen der Sicherheit abzusagen", sagte ein Hochschulsprecher auf Anfrage unserer Redaktion.

Die Einladung des ehemaligen AfD-Vorsitzenden (heute: Vorsitzender der "Allianz für Fortschritt und Aufbruch") durch Studenten des Hochschulpolitikreferats und des Referats für Umwelt und Nachhaltigkeit hatte zuvor für eine Kontroverse gesorgt. So hatten etwa einige Studierende in sozialen Medien dem AStA vorgeworfen, "dem Rechtspopulisten Lucke ein Forum" zu bieten und auch damit gedroht, die Veranstaltung verhindern zu wollen. Organisatoren und Teilnehmer der Veranstaltung sollen auch bedroht worden sein. Andere Studenten hatten die studentischen Vertreter dafür gelobt, mit Bernd Lucke einen "namenhaften Wirtschaftsprofessor" eingeladen zu haben.

Selbst der AStA der Universität Duisburg-Essen äußerte sich zu der Angelegenheit. So sagte AStA-Vorsitzende Saskia Strasdat: "Es ist heuchlerisch, wenn der HHU-AStA erklärt, Lucke nur als Wissenschaftler eingeladen zu haben. Bernd Lucke ist weder eine Koryphäe auf dem Gebiet der Freihandelsabkommen, noch ist er aktuell als Professor aktiv, sondern im Gegenteil ist er als Europaabgeordneter und Parteivorsitzender von seiner Hochschule bis 2019 beurlaubt. Durch die Einladung Luckes sorgt der AStA der HHU dafür, dass dessen rechten Thesen noch gesellschaftsfähiger werden."

Wenige Minuten vor der Absage der Veranstaltung hatte der AStA-Vorsitzende der HHU, David Klatt, im Gespräch mit unserer Redaktion die Veranstaltung noch verteidigt und betont, dass die öffentliche Diskussion "keine partei-politische Veranstaltung" sei. Lucke sei als Wirschaftsprofessor und damit aufgrund seiner Sachkenntnis auf dem Gebiet von Wirtschaftsfragen und der geplanten Transatlantischen Handels- und Investitionspartnerschaft eingeladen worden. Ziel der Veranstaltung sei es, im besten Sinne des Demokratiegedankens eine Diskussion zuzulassen mit unterschiedlichen Meinungen und Positionen.

Doch die Sicherheit gehe natürlich vor, sagte David Klatt. Dennoch sei es "traurig", die Veranstaltung aufgrund eines Sicherheitsrisikos für Teilnehmer und Organisatoren absagen zu müssen: "Dass die Angst vor der Konfrontation mit kritischen Positionen dazu geführt hat, die Veranstaltung nicht stattfinden zu lassen, ist traurig. Damit wird das falsche Zeichen gesetzt."

Neben Lucke hatten die Düsseldorfer Studenten auch Gerhard Eschenbaum (stellvertretender Hauptgeschäftsführer und Leiter der Abteilung Außenwirtschaft bei der Industrie- und Handelskammer Düsseldorf), Heinz-Josef Bontrup (Professor für Wirtschaftswissenschaften an der Westfälischen Hochschule) und einen Vertreter von Greenpeace eingeladen.

(semi)
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