Düsseldorf Ueckers Nägel in Köln unterm Hammer

Düsseldorf · Nachdem das Kölner Auktionshaus Van Ham mit Kunst aus dem Firmenbesitz von Helge Achenbach schon 11,6 Millionen Euro umgesetzt hat, sind jetzt ein kapitales Uecker-Nagelbild und die Schätze aus der Rheingold-Sammlung dran.

 Köln profitiert von Düsseldorf: Im Auktionshaus Van Ham hat Inhaber Markus Eisenbeis schon 11,6 Millionen Euro mit Achenbachs Kunst umgesetzt.

Köln profitiert von Düsseldorf: Im Auktionshaus Van Ham hat Inhaber Markus Eisenbeis schon 11,6 Millionen Euro mit Achenbachs Kunst umgesetzt.

Foto: dpa

Zwei Auktionen in Köln locken nicht nur Zaungäste an, sondern versprechen gute Erträge, denn sie verarbeiten die Reste und das vielleicht Allerbeste, was von Helge Achenbachs Kunstschatz geblieben ist. Während bisher schon 11,6 Millionen Euro im Zuge des Kunstausverkaufs zur Tilgung seiner Schuld geflossen sind, kommen jetzt die Filetstücke dran: Das Private, das sich der wegen Betrugs verurteilte Kunsthändler zugelegt hatte und zum größten Teil als Teilhaber der einst renommierten Sammlung Rheingold dort einbrachte.

Nun, das Rheingold ist versunken und besteht in neugebildeten Formationen weiter. Eigentlich hätte man der Sammlung gewünscht und den verbleibenden Gesellschaftern zugetraut, dass sie den Anteil von Achenbach aufkaufen, um wenigstens das Charakteristische jener Aufbaujahre zu bewahren, in denen die Sammlung als vielversprechend galt und durch die Museen tourte. Doch da ist man sich offensichtlich nicht handelseinig geworden.

Achenbach war einer von sechs Rheingold-Sammlern neben den vermögenden vier Viehof-Brüdern aus Mönchengladbach und dem nicht minder flüssigen Unternehmerpaar Droege aus Düsseldorf. Zugleich war Achenbach deren mit Macht und Mitteln ausgestatteter Chefeinkäufer und Manager. Nicht alle besaßen offenbar gleich viel an der rund 1000 Werke zählenden Sammlung. Achenbachs kleinerer Anteil ist nach Prozessende auf die Albrecht-Rechtsanwälte übergegangen. Die Juristen haben die Stücke bei Van Ham in Köln eingeliefert, darunter feine Werke von Markus Lüpertz, Jörg Immendorff, Candida Höfer und Thomas Struth.

Wer sich fragt, ob der Name des wegen Betrugs verurteilten Kunsthändlers eher einen Bonus oder Malus für den Marktwert bedeutet, der erfährt von Van-Ham-Inhaber Markus Eisenbeis: "Achenbach wurde zwar wegen Betrugs verurteilt, doch nach wie vor gilt er als Kenner." Rheingold und Achenbach zusammen, die Namen erhöhen den Karat, so etwas adelt jede Auktion. Auch Legendenbildung habe dem Business noch nie geschadet. Er sei gespannt, was angesichts der Fülle an Werken passiert.

So wie es bei Rheingold üblich war, wird man in der Auktion Werkblöcke anbieten. Spitzenstücke sind zwei Fotoarbeiten von Wolfgang Tillmans aus seiner Serie "Freischwimmer" - angesagt unter jungen Leuten, hochpreisig bei einem Schätzwert von 100.000 bis 150.000 Euro. Da es Unikate sind, und Tillmans weltweit ankommt, rechnet man mit Rekorden.

Das kostbarste Stück aber, das einst in Achenbachs Wohnhaus in Oberkassel konfisziert wurde, wird heute schon aufgerufen: Ueckers Werk "Both" , das 2011 anlässlich der Galerie-Neueröffnung von Hans Mayer auf den Markt kam. Zeugen jenes Abends, an dem Kraftwerk über den Grabbeplatz schallte und alle Künstler lustige Papp-Brillen trugen, erinnern sich. Helge Achenbach kam spät zur Eröffnung vorgefahren, gab sich gelassen. In Wahrheit hatte die Kunst-Spürnase Stunden vorher den Uecker bereits gekauft. Später hieß es vor Gericht, das Bild gehöre seiner Frau Dorothee, was nicht zu beweisen war. Ueckers großes Nagelrelief wechselt heute den Besitzer - gerechnet wird mit einer siebenstelligen Summe.

(RP)
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