Düsseldorf Traum vom schönen Bahnhof

Düsseldorf · Stadt und Bahn luden die Düsseldorfer am Samstag ein, sich bei Workshops Gedanken über den Hauptbahnhof und seine nahe Umgebung zu machen. Die Menschen wollen weniger Hektik und mehr Aufenthaltsqualität.

 Der Düsseldorfer Hauptbahnhof komplett begrünt: So stellt sich Mateo Skendo die nachhaltige Gestaltung des Ensembles vor.

Der Düsseldorfer Hauptbahnhof komplett begrünt: So stellt sich Mateo Skendo die nachhaltige Gestaltung des Ensembles vor.

Foto: Teomedia

Wenn in einiger Zeit eine Jury die Ideen von Architekten bewertet, die bei einem Wettbewerb zum Düsseldorfer Hauptbahnhof mitgemacht haben, dann werden auch zwei Bürger mit am Tisch sitzen. "Die Menschen sollen beteiligt werden, mal auf die eine, mal auf die andere Weise", sagt Planungsdezernentin Cornelia Zuschke.

Am Freitagabend war der Saal des Tanzhauses beinahe komplett gefüllt, als Stadt und Bahn zum Beteiligungsauftakt baten. Um die Ecke im Central waren dann am Samstag - draußen gab es strahlenden Sonnenschein zu genießen - einige Dutzend Menschen dabei, als in mehreren Workshops Vorschläge für den Bahnhof und seine Umgebung entwickelt wurden. Dass da freie Ideen gefragt waren, war klar, den kreativen Wachmacher hatten am Vorabend Oberstufenschüler des nahen Lessing-Gymnasiums gemacht. Botschaft: Die Gerüche der Essensbuden, die Hektik - eigentlich ist der Hauptbahnhof ein Ort, von dem man immer nur weg will. "Viele der Belastungen nehmen wir als selbstverständlich hin, als müsste es so sein und nicht anders", schwärmte Zuschke später über den Elan der Schüler. Wie schön also, wenn der Bahnhof mehr sein könnte als eine bloße Transitzentrale. Bei den Schülern kam deswegen ein Aquarium vor, ein Symbol des ganz anderen und sogar Besinnlichen.

Oliver Hasenkamp, der für die DB Station & Service die Entwicklung von Bahnhöfen leitet, nahm den Wunsch einer erhöhten Aufenthaltsqualität im Hauptbahnhof deswegen als eine der Hauptaufgaben mit. "Ruhebereich", "Wohnzimmer" und "höhere Verweildauer" waren die Stichworte dazu. Zudem notierte er sich den Wunsch nach einem besseren Leitsystem zwischen Hauptbahnhof und Immermannstraße/Innenstadt.

Die Bahn hatte ein solches Beteiligungsverfahren bislang nur in München durchgeführt. Die aus Ortskenntnis und Erfahrung gespeisten Vorschläge finden nicht allesamt Zustimmung. So gefielen vielen Menschen die Simulationen von Mateo Skendo, Art Director der Teomedia Werbeagentur. Er hatte Bilder mitgebracht, die einen begrünten Hauptbahnhof zeigten. Eine moderne und auch nachhaltige Art des Bauens, die gerade international Karriere macht, so gibt es in Mailand ein komplett begrünten Doppel-Wohnhochhaus, und auch das Ingenhoven-Tal in Düsseldorf will grün werden. Hasenkamp glaubt nicht an die technische Machbarkeit bei Baudenkmälern. "Sie holen sich Feuchtigkeit in die Wand." Begrünte Wände im Inneren seien etwas anderes, das habe man in einem Raum des Münchner Hauptbahnhofs auch gemacht.

Mehr Platz für Autos vor dem Bahnhof forderten die Bürger nicht, eher für Fahrräder. Der nahe Busbahnhof wurde nicht nur als Problemfall gesehen. Im Gegenteil - am Bahnhof vernetzten sich die Verkehre. Aber vielleicht könnte er unterirdisch liegen? Ein von der Bahn gewünschtes Hochhaus sehen die Bürger nicht als kritisch an - es darf aber nicht zu hoch ausfallen und muss Top-Architektur darstellen.

Ein externes Büro destilliert nun die Ideen und arbeitet sie in den Auslobungstext für den Wettbewerb ein. Der Entwurf wird nach der Sommerpause präsentiert.

(ujr)
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