Tour de France Enttäuschung bei Martin "unendlich groß"

Düsseldorf · Für Tony Martin ist der Traum vom Gelben Trikot in Düsseldorf geplatzt. Der Zeitfahrspezialist kam beim Auftakt im Einzelzeitfahren nicht über Platz vier hinaus. Es gewann der Brite Geraint Thomas, Alejandro Valverde aus Spanien musste nach einem schweren Sturz aufgeben.

Tour de France 2017: Das Einzelzeitfahren in Düsseldorf
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Das Einzelzeitfahren in Düsseldorf

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Auf dem 14 Kilometer langen Stadtkurs entlang des Rheinufers riskierte Martin im Kampf gegen die Uhr viel, aber hatte anscheinend nicht die nötigen Reserven, um den Briten Geraint Thomas aus der Sky-Mannschaft von Titelverteidiger Chris Froome zu schlagen. Der Waliser Thomas fuhr in 16:04 Minuten zum Sieg, acht Sekunden mehr benötigte Martin, obwohl er alles aus sich herausholte.

Der 32 Jahre alte deutsche Hoffnungsträger war mutig in das Rennen gegangen, ließ sich nicht zu sehr beeindrucken vom Regen, der die Straße in eine Rutschbahn verwandelt hatte. Bei der Zwischenzeit lag der viermalige Weltmeister noch vier Sekunden vor Thomas, doch im zweiten Teil büßte Martin zu viel Zeit ein. "Hintenraus ist der Akku leer geworden", sagte Martin.

Von den Gesamtfavoriten machte Froome die mit Abstand beste Figur - und distanzierte als Sechster seine Konkurrenten wie den Australier Richie Porte deutlich. Eine starke Vorstellung zeigten Sprinter Marcel Kittel als Neunter (+0:16) und Nikias Arndt als Elfter (+0:16).

Um 18.20 Uhr hatte Martin die Startrampe an der Düsseldorfer Messe im Regenbogentrikot des Weltmeisters verlassen. Tief atmete er ein letztes Mal ein, der Blick starr fokussiert auf sein großes Ziel - dann begann die Reise zum "Mittelpunkt der Radsport-Welt", wie er das Gelbe Trikot dieser Tage bezeichnete.

Tour de France 2017: Alejandro Valverde stürzt auf regennasser Straße
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Valverde stürzt auf regennasser Straße schwer

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Foto: ap, PDJ

2015 hatte er es schon einmal tragen dürfen, nach einem beinahe heroischen Kampf über einige Tage. In Utrecht war Martin zunächst dem diesmal fehlenden Australier Rohan Dennis beim Auftakt-Zeitfahren unterlegen, auf der vierten Etappe gelang ihm dann in Cambrai der verspätete Coup.

Valverde muss nach Sturz aufgeben

Martin hatte schon im Vorfeld vor den Gefahren gewarnt, die bei Regen entstanden würden. Straßenbahn-Schienen, Zebrastreifen, rot eingefärbte Radwege - es gab zahlreiche potenzielle Fallen bei Nässe. Wie tückisch die Verhältnisse waren, erlebte der spanische Routinier Alejandro Valverde, der heftig zu Fall kam und die Tour aufgeben musste.

Schon vor Martins Start zeichnete sich ab, dass auch das Glück eine gewisse Rolle spielen würde. Die Bedingungen wechselten häufig, der Regen ließ mal nach, wurde wieder stärker, und war zwischendurch auch ganz weg. Der Straße aber blieb durchweg rutschig, es war für die Fahrer vor allem in den Kurven ein wahrer Balanceakt, ein Ritt auf der Rasierklinge.

Tour de France 2017: Geraint Thomas bekommt das Gelbe Trikot
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Thomas bekommt das Gelbe Trikot

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Für Martin, der schon so viele große Erfolge gefeiert, aber auch bittere Pleiten erlebt hatte, war es der wichtigste Tag der Saison. Akribisch hatte er sich vorbereitet, seit Monaten hatte der Wahl-Schweizer an der richtigen Abstimmung gefeilt, an jedem Millimeter seiner Position, schlicht an jedem Detail. Alles sollte perfekt harmonieren an diesem Festtag für den deutschen Radsport.

"Supergeile Erfahrung"

Hunderttausende Fans aus aller Welt hatten sich in der Rheinmetropole trotz des wechselhaften Wetters entlang der Strecke versammelt. Und viele davon drückten Martin die Daumen, wünschten sich, ihn am Abend im Gelben Trikot zu sehen. Dieser Traum wurde jedoch keine Realität.

Die deutschen Profis genossen die Atmosphäre beim ersten Tour-Start in Deutschland seit 30 Jahren trotz der äußerlichen Widrigkeiten. "Es war eine supergeile Erfahrung", sagte Rundfahrt-Talent Emanuel Buchmann stellvertretend.

Pech hatte Debütant Rick Zabel, der bei seiner Tour-Premiere gleich zu Sturz kam. "Ich habe ein bisschen zu viel Risiko genommen und bin weggerutscht. Ärgerlich, aber Schwamm drüber", sagte der Sohn der Sprinter-Legende Erik Zabel.

(areh/sid)
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