Düsseldorf Tischtennis-WM wird Wirtschaftsfaktor

Düsseldorf · Das erste Sportgroßereignis im kommenden Jahr bedeutet für Düsseldorf mindestens 18.000 Übernachtungen und Live-Übertragungen in mehr als 90 Länder. Allein in China schauen insgesamt rund 200 Millionen Menschen zu.

Mit Blick auf das Sportjahr 2017 stand in Düsseldorf bisher der Auftakt der Tour de France im Mittelpunkt des Interesses. Beim gestrigen Startschuss für die Tischtennis-Weltmeisterschaft wurde allerdings deutlich, dass das zweite Großereignis in der Landeshauptstadt mindestens ähnlich wichtig für Düsseldorf wird. 4000 Sportler, Betreuer und Medienvertreter aus 130 Nationen werden für Ende Mai und Anfang Juni erwartet. Allein das bedeutet nach Angaben der Veranstalter für die Hotels rund 18.000 Übernachtungen, für Busunternehmer Fahrten von insgesamt 80.000 Kilometern sowie 22.500 Mittag- und Abendessen für die Gastronomen und Caterer.

Die Tischtennis-Profis werden ihre Einzel-Weltmeister vom 29. Mai bis 5. Juni auf dem Düsseldorfer Messe-Gelände ermitteln. Die Hallen 5 und 6 stehen dann für die Wettkämpfe zur Verfügung, in der Halle 7a trainieren die Sportler. Auch das Kongresszentrum und die Halle 7 werden für acht Tage von der WM voll in Beschlag genommen. Für die Fans bedeutet das, dass sie viele Stars an verschiedenen Platten zugleich im Einsatz erleben und dass sie auf dem Gelände auch selber in Aktion treten können. Für Unter-18-Jährige hat der Deutsche Tischtennisbund dabei ein besonderes Angebot entwickelt. An den ersten vier Wettkampf-Tagen können sie eintrittsfrei in die Hallen.

Dass das Turnier zum Wirtschaftsfaktor für die Landeshauptstadt wird, zeigt sich darüber hinaus mit Blick auf die diesjährigen Titelkämpfe in Malaysia. Die Bilder aus Kuala Lumpur wurden in mehr als 90 Länder live übertragen. Allein in China, für Düsseldorf ein wichtiges Partnerland, verfolgten insgesamt mehr als 190 Millionen Menschen die Spiele im Fernsehen. Entsprechend hoch sind die Nutzerzahlen für die Internet-, Facebook- und Youtube-Seite des Weltverbands. Der wiederum ist in einem Punkt sogar seinem Pendant im Fußball, der Fifa, überlegen. Im Tischtennisverband sind 222 Nationen vertreten, bei der Fifa 211.

Düsseldorf hat sich mit seiner Bewerbung um die WM gegen starke nationale Konkurrenz durchgesetzt. Auch Dortmund, das bereits Erfahrung mit Tischtennis-Großereignissen hat, und Stuttgart wollten gerne Austragungsort sein. Ausschlaggebend für Düsseldorf war der Ruf als deutsche Hauptstadt des Tischtennis. Borussia Düsseldorf ist der erfolgreichste Verein des Landes (Oberbürgermeister Thomas Geisel: "Selbst der FC Bayern hinkt bei den Titeln hinter Borussia her"), zudem hat das Bundesleistungszentrum seinen Sitz in Grafenberg. Dort hat auch der erfolgreichste deutsche Spieler, Timo Boll, seine Heimat. "Wenn ich in China eine Präsentation über Düsseldorf zeige, geht jedes Mal ein Raunen durch den Saal, wenn ein Bild von Timo Boll erscheint", berichtet Geisel.

Mannschafts-Europameister Patrick Franziska, der inzwischen zwar für Saarbrücken spielt, aber immer noch in Düsseldorf wohnt, erwartet für 2017 eine nicht zu überbietende Zeit: "Bei der Team-WM in Dortmund war ich nur Sparringspartner, und selbst das war schon ein Gänsehaut-Moment. Aber etwas Größeres als eine WM in der Stadt, in der viele von uns wohnen und mit der wir uns so verbunden fühlen, kann es eigentlich nicht geben."

(hdf)
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