Düsseldorf Tischtennis soll wieder unter die Leute

Düsseldorf · Nach der WM ist vor dem Rundlauf-Weltrekordversuch in der Arena: Borussia Düsseldorf plant für das neue Jahr Aktionen, die teils im gesamten Stadtgebiet stattfinden sollen.

Tischtennis geht überall: Andreas Preuß (l.) und Jo Pörsch spielten in den Schadow Arkaden sogar auf der Rolltreppe weiter.

Tischtennis geht überall: Andreas Preuß (l.) und Jo Pörsch spielten in den Schadow Arkaden sogar auf der Rolltreppe weiter.

Foto: Anne Orthen

Am 5. Juni ging auf dem Messegelände die Tischtennis-Weltmeisterschaft zu Ende. Andreas Preuß, Manager von Borussia Düsseldorf, wusste nach eigenen Worten zunächst "gar nicht, was ich machen sollte. Ich dachte, ich werde depressiv." Das ist ein bisschen übertrieben, aber gibt die Stimmungslage nach acht Tagen WM wieder. Fünf davon waren ausverkauft, es kamen 58.000 Zuschauer. Mehr als 675 Millionen Menschen schauten international zu. "Wir haben weltweit Standards gesetzt", sagt der frühere Spitzenspieler und heutige Funktionär.

Preuß nimmt den Rückenwind mit ins neue Jahr. "Wir wollen mit unserem Sport weiterkommen und neue Spieler gewinnen", sagt er. "Das geht am besten, wenn wir rausgehen. Bei Tischtennis denken die meisten ja an das Klischee, man treffe Spieler in einer Halle mit modriger Luft." Man wolle zeigen, dass es anders gehe, sagt Preuß.

Das Borussia-Team spinnt nun Ideen weiter, die schon bei der Weltmeisterschaft erfolgreich umgesetzt wurden. In den Tagen vor dem Turnier wurde an 35 Orten in der Stadt Tischtennis gespielt, etwa auf der Königsallee, in der Uni, auf Rheinschiffen, bei der DEG und auch bei der RP. Zwischen 8000 und 10.000 Menschen machten mit. 662 waren es gleichzeitig in der Altstadt an der längsten Tischtennis-Platte der Welt am 27. Mai um 12 Uhr.

Rekordverdächtig soll es nun erneut werden: Preuß will analog zum Firmenlauf "B 2 Run" 64 Tischtennis-Teams von Unternehmen an die Platten schicken. Der Aufruf erfolgt Ende Januar, im April soll das Turnier in der Borussia-Heimstatt am Staufenplatz steigen. Bereits für März ist der Start einer "Street Table Tennis Tour" vorgesehen. Innerhalb von drei Jahren sollen Borussia-Spieler an jeder der 455 Tischtennis-Platten aus Stein spielen, die es im Stadtgebiet gibt. In Geschäften, in sozialen oder anderen Einrichtungen vor Ort sollen Schläger und Bälle zum Ausleihen deponiert werden.

Der beliebte Rundlauf steht auf dem Spielplan, "das, was Spaß bringt und wohl auch jeder schon mal gemacht hat", sagt Preuß. Höhepunkt der Aktion wird ein Weltrekordversuch im Rundlauf, vermutlich schon in diesem Jahr in der Arena. Rund 1000 Spieler sollen an bis zu 100 Platten spielen.

Die WM hat Borussia Düsseldorf neue Spieler gebracht, aber es ist keinesfalls so, dass Preuß die generelle Entwicklung durch eine rosa Brille sieht. Der Verein hat nun 350 und damit 70 Kinder und Jugendliche mehr in der Mitglieder-Datenbank als vor der WM. Sechs Mal die Woche sind 17 Trainer im Einsatz, einmal sogar sonntags. Bei den Zuschauern der Profi-Spiele jedoch gab es nach der WM einen Rückgang von rund zehn Prozent. Zu den ersten sieben Heimspielen der Saison kamen im Schnitt 900 Zuschauer, sonst sind es 1000. "Wir gehen von einem Übersättigungseffekt durch die WM aus", sagt Preuß.

Positiv sei nun der Blick auf Borussia in der Stadt. "Wir werden anders wahrgenommen und haben auch neue Partner gewonnen", sagt der Manager. Das hat auch damit zu tun, dass bei der Weltmeisterschaft viel mehr Nicht-Tischtennisspieler im Publikum saßen als sonst - der Anteil von 15 Prozent hat sich mehr als verdoppelt. Diesem Ziel dienen auch die vielen öffentlichen Aktionen. Vom Fernsehen erhofft sich Preuß kaum noch Unterstützung. "Vor gut 20 Jahren wurden ganze Spiele übertragen, heute sind es zwei Minuten am Abend."

(ujr)
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