Düsseldorf Tiefe Einblicke in eine Branche im Wandel

Düsseldorf · BASF-Chef Kurt Bock war Gastprofessor an der Heinrich-Heine-Universität. Er sprach über die aktuellen Herausforderungen der Chemieindustrie und Innovationen für eine nachhaltige Zukunft.

 Kurzweiliger Vortrag: BASF-Chef Kurt Bock sprach gestern an der Heinrich-Heine-Universität über die Veränderungen in der Chemieindustrie.

Kurzweiliger Vortrag: BASF-Chef Kurt Bock sprach gestern an der Heinrich-Heine-Universität über die Veränderungen in der Chemieindustrie.

Foto: Anne Orthen

Etwas gezögert habe er mit seiner Zusage schon, gestand Kurt Bock. "Unter meinen Vorgängern sind ja auch richtige Professoren gewesen, der ich nun mal nicht bin. Heute aber mal einer sein zu dürfen, ist schon ein ganz cooles Gefühl", sagte der Chef des Chemiekonzerns BASF, der als vierter Träger der Heinrich-Heine-Wirtschaftsprofessur gestern einen Vortrag an der Düsseldorfer Universität hielt. Dass sich sein Thema "Chemieindustrie im Wandel - Konsequenzen für Unternehmensführung und Politik" im ersten Moment vielleicht nicht so spannend anhört, dessen war sich der 59-Jährige bewusst. "Doch in der Chemie-Branche passiert eine ganze Menge, und sie wandelt sich seit vielen Jahren kontinuierlich. Ich hoffe, dass ich dies den Studierenden näherbringen kann", sagte Bock.

An interessierten Zuhörern mangelte es ihm in der anschließenden Dreiviertelstunde nicht. Im voll besetzten Hörsaal gab der Vorstandsvorsitzende des Chemiekonzerns einen Einblick in die Herausforderungen und Trends, mit denen sich die Chemieindustrie aktuell beschäftigt. "Deutschland geht es gut, und auch unsere Chemiebranche ist erfolgreich. Doch wir dürfen uns nicht auf den Lorbeeren ausruhen", sagte Bock, der ebenso die negativen Entwicklungen ansprach: "Im Bereich der Chemieindustrie ist Europa die wachstumsschwächste Region. 90 Prozent des Wachstums geschieht außerhalb Europas. Zudem gibt es politische Entwicklungen wie den Brexit, die uns Sorgen bereiten."

Aus diesem Grund beschäftige sich die Branche mit Chemie 4.0, der aktuellsten Entwicklungsstufe der chemischen Industrie und Themen wie Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Innovationen intensiv. Zu Letzterem nannte Bock Beispiele wie einen kompostierbaren Kunststoff oder den Vier-Wege-Katalysator. Zudem hätte der Konzern all seine 60.000 Produkte bezüglich des Themas Nachhaltigkeit bewertet. "Bei 0,3 Prozent der Produkte sind wir zu dem Ergebnis gekommen, dass es eigentlich etwas Besseres geben müsste. Und daran wird gearbeitet", sagte Bock, der auch Forderungen an die Politik formulierte: "Ich hoffe, dass sich in der Innovationspolitik etwas tut, denn in diesem Bereich sind wir stark reguliert. Und die Energiewende ist ein spezielles deutsches Thema. Wir beschreiten damit einen teuren Weg, auf den wir stolz sein wollen, der bislang aber der Umwelt nicht hilft."

Bock beschränkte sich auf 45 Minuten Redezeit, um den Studenten die Chance zu geben, Fragen zu stellen. Den Anfang machte aber Wirtschaftsprofessor Justus Haucap, der sich über den hochrangigen Besuch sehr freute. "Zum einen erhalten die Studierenden aus erster Hand einen tiefen Einblick, welche Herausforderungen es in der Chemieindustrie gibt. Zum anderen können wir als Wissenschaftler von einem Experten aus der Praxis Anregungen für unsere Forschung mitnehmen", sagte Haucap. Am 25. April 2018 werden er und die Studenten dem BASF-Chef nochmals zuhören können. Dann hält Bock einen zweiten Vortrag im Rahmen der Heinrich-Heine-Wirtschaftsprofessur.

(togr)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort